Eine vorm Wetter schützende Jacke ist das Bekleidungs-„A und O“ in den Bergen. Fragt sich: Wie findet man im breiten Angebot die passende Jacke für sich und was sind die aktuellen Trends?

Christof Domenig
Christof Domenig

Eine Verkaufsberatung im Handel beginnt nicht umsonst mit einer Bedarfserhebung: Welche Art Outdoorsport betreibst du? Wo und in welchen Höhen bist du in der Regel unterwegs? Auf Eintages- oder auch Mehrtages­touren? Bist du eher bei schönem Wetter draußen und brauchst einen Wetterschutz für den Notfall – oder kann es sein, dass du auch bei stundenlangem Dauerregen unterwegs sein willst? Diese und ähnliche Fragen helfen schon einmal, die Suche nach dem passenden Stück für sich einzugrenzen. „Es hängt immer von der Aktivität ab, für welche Jacke ich mich schlussendlich entscheiden werde. Unterschiedliche Outdoor-Aktivitäten erfordern unterschiedliche Eigenschaften wie zum Beispiel Wetterschutz, Atmungsaktivität oder auch Bewegungsfreiheit“, rät auch René Gruber für die Marke Fjällräven zunächst zur (Selbst-)Anamnese. Abhängig von deren Ausgang wird man auf der Suche nach seiner Jacke bald auf die Frage „Hardshell“, „Softshell“ oder „Hybrid“ stoßen. Zu Unterschieden und Trends hierbei befragt erklärt Gruber: „Hardshell-­Jacken sind grundsätzlich sehr beliebt, insbesondere bei Aktivitäten, bei denen eine hohe Wasserdichtigkeit und Strapazier­fähigkeit erforderlich sind. Softshell-Jacken sind besonders vielseitig einsetzbar und bieten eine gute Balance zwischen Atmungsaktivität, Bewegungsfreiheit und Wetterschutz. Hybridjacken kombinieren verschiedene Materialien, um die Vorteile von Hardshells und Softshells zu vereinen. Wichtig ist auch anzumerken, dass die Trends und Präferenzen stetig im Wandel sind und sich von Jahr zu Jahr ändern können“, weiß der Fjällräven-Experte.
 

Firuz Hamidzada, Geschäftsführer des Münchner Traditionsherstellers von Outdoorbekleidung Maul Sport, merkt zum Thema Trends an: „Ein Trend ist der zu leichten, funktionellen Jacken für den Multisporteinsatz. Ob Hard­shell­ oder Softshell – die Jacke sollte für viele Sportarten einsetzbar sein und dabei nicht durch das Design eingeschränkt werden.“ 

Nächster Schritt im Auswahlprozess: Details – wie Taschen, die Kapuze, Belüftungsöffnungen. Auch da kann eine Antwort auf die Frage „worauf achten?“ nicht pauschal erfolgen, sondern sie wird wiederum bedarfsabhängig ausfallen. Doch beispielhaft zählt der Maul Sport-Experte auf: „Ich selbst achte sehr auf die Ausstattung wie Taschen, Reflektoren oder die Verstellbarkeit der Kapuze. Die Haptik, das Design und die Verarbeitung sollten gut sein. Besonders im Sommer ist ein leichtes Packmaß sehr wichtig, weil man die Jacke oft kurzfristig braucht, wenn das Wetter umschlägt.“ Immer wichtiger werde Kunden aber auch die Materialzusammensetzung, erklärt Hamidzada, „es wird auf nachhaltige Stoffe und Zutaten geachtet, eine Jacke sollte auch pflegeleicht und langlebig sein.“ 
 

Punktuelle Verschmutzungen händisch reinigen und auf den einen oder anderen Waschgang verzichten.

Zu den Stichworten „Trends“ und „Nachhaltigkeit“ passt dann auch die Frage, worin die Outdoor-Bekleidungsindustrie in der jüngeren Vergangenheit die größten Fortschritte gemacht hat – oder anders ausgedrückt: Was unterscheidet eine heutige Outdoorjacke von einer vielleicht zehn Jahre alten? „Durch Fortschritte in der Materialtechnologie sind Outdoorjacken leichter, funktionaler, langlebiger und komfortabler geworden“, weiß Fjällräven-Experte Gruber, „neue Materialien und technische Innovationen haben es möglich gemacht, dass Outdoorjacken heute den Anforderungen einer breiten Palette von Aktivitäten und Wetterbedingungen gerecht werden. Auch auf die Verwendung von recycelten Materialien legen einige Hersteller großen Wert.“
 

PFC-frei, Recycling, Langlebigkeit
Auch da ist das Stichwort also schon gefallen: Auf welche nachhaltigen Kriterien kann man beim Kauf seiner Outdoorjacke achten? Ist beispielsweise PFC-Freiheit noch eine Besonderheit oder mittlerweile die Norm? Gruber: „PFC-Freiheit ist bei einigen Marken bereits zur Norm geworden, während andere Aspekte wie recycelte Materialien, Fair Trade und langlebige Konstruktionen noch nicht von allen Herstellern umfassend berücksichtigt werden. Es lohnt sich, die Nachhaltigkeitsbemühungen der einzelnen Marken zu recherchieren, Informationen von zertifizierten Produkten oder unabhängigen Organisationen einzuholen, um eine bewusste Kaufentscheidung zu treffen. Als Beispiel: Wir als Fjällräven sind schon seit 2015 PFC-frei, verwenden zum Großteil recycelte Materialien und es ist das A und O, dass wir mit unseren Konstruktionen die Produkte langlebiger machen.“

Firuz Hamidzada erklärt für Maul Sport: „Für uns ist eine PFC-freie DWR-Ausstattung seit 2018 Standard. Wir achten auch auf robuste Stoffe aus Recyclingkreisläufen, die eine Bluesign- oder Ökotex-Zertifizierung haben. Dabei möchten wir aber ein Produkt herstellen, das den Endverbrauchern auch von der Haptik und Passform gefällt.“ Denn ein nachhaltiges Produkt, gibt der Maul Sport-Experte zu bedenken, sei auch eines, das möglichst viele Jahre getragen wird.

Zu eben jener Langlebigkeit seiner Jacke kann jeder Einzelne beitragen: „Man soll auf alle Fälle die Pflegehinweise des jeweiligen Herstellers befolgen, kann zwischendurch den einen oder anderen Waschgang auslassen und punktuelle Verschmutzungen stattdessen händisch reinigen“, rät René Gruber. Und Firuz Hamidzada sagt: „Wir geben je nach Produkt eine ausführliche individuelle und von jedem leicht umsetzbare Pflegeanleitung mit. Ein hochwertiges Produkt muss auch entsprechend gepflegt werden, damit es lange seine Funktion behält.“