Wandern ist ein Erlebnis für die ganze Familie. Besonders die Kleinsten wollen dabei aber oft mehr als „nur“ gehen. Experten verraten, worauf es ankommt, damit alle Spaß haben.
Familienwanderungen können himmlisch sein oder zur echten Geduldsprobe werden. Jetzt stellt sich die Frage: Wie schafft man es, Kinder unterschiedlichen Alters für das Wandern zu begeistern? Wir haben bei Experten aus beliebten Wanderregionen – Schladming-Dachstein, St. Johann in Salzburg, Wildschönau und Alpbachtal – nachgefragt, wie das mit kleinen Kindern, Schulkindern und Jugendlichen gelingen kann. Außerdem findet ihr unten unsere Top 20 Familienwanderungen als Inspiration für kommende Abenteuer im Sommer.
Natur im Schritttempo
„Gerade mit ganz kleinen Kindern gilt: Der Weg ist das Ziel“, sagt Petra Cosentino vom Alpbachtal Tourismus. Und der sollte gut gewählt sein. Nicht jeder Weg ist kinderwagentauglich – steinige, schmale Pfade können mit Buggy oder Kraxe schnell zur Herausforderung werden. Ihr Tipp: „Eine gute Planung ist alles. Nicht zu hohe Ziele, lieber viele Pausen und den Fokus auf das Erlebnis legen.“ Als tolles Beispiel gilt im Alpbachtal der Juppi Zauberwald am Reither Kogel. Ein wichtiges Thema beim Wandern mit den Kleinsten beobachtet Christine Silberberger aus der Wildschönau: „Mit kleinen Kindern sollte man früh starten – die Talwanderwege bieten morgens angenehmen Schatten und sind gut begehbar.“ Wer im Tal bleibt, findet in der Wildschönau Wege wie jenen zur Holzalm, wo neben einer Käserei auch ein gemütlicher Spielplatz wartet. Für Kleinkinder, die bereits selbst mitlaufen, ist dieser Weg besonders motivierend – auch wenn er nicht kinderwagentauglich ist.
Gerhard Pilz von Schladming-Dachstein weist darauf hin, dass vor allem das richtige Equipment zählt: „Ein geländegängiger Kinderwagen mit größeren Rädern ist Pflicht – vor allem auf Schotterwegen.“ Als familienfreundlichen Einstieg empfiehlt er in seiner Region beispielsweise den Natur- und Umwelterlebnispfad Sattelberg, der über eine eigene Kinderwagenrunde verfügt und Kindern einfache Mitmach-Stationen bietet. Auch der Wasserweg auf der Reiteralm mit seinen Spielstationen direkt am Wasser ist ideal für kleine Naturentdecker.
Erlebnis statt Etappenziel
Wenn Kinder im Schulalter wandern, darf es ruhig spielerisch und abwechslungsreich sein – Themenwege, Schatzsuchen und Naturabenteuer motivieren deutlich besser als „nur“ der Gipfel. „Kinder wollen unterwegs etwas erleben – klettern, rutschen, stempeln, entdecken“, betont Gerhard Pilz. „In unserer Region sind vor allem Rätselrallyes, wie am Rittisberg, oder die klassische Wander-Nadel sehr beliebt.“
Für Petra Cosentino steht die Kombination aus Bewegung und spielerischem Lernen im Vordergrund: „Im Museum Tiroler Bauernhöfe wandert man nicht nur, man lernt auch Tirol kennen – kindgerecht, mit Brunnen, Höfen und Rätseln.“ Es gibt dort auch die Alpbachtal-Schatzkarte, die Kinder mit analogen Stempelaktionen spielerisch zum Weitergehen motiviert. Die nahe Tiefenbachklamm bietet eine beeindruckende Naturkulisse, in der Kinder Wasserfälle bestaunen und entlang steiler Felsen wandern können – unter Aufsicht, versteht sich.
Die Wildschönau setzt mit dem neuen Wirbelwindweg auf ein multisensorisches Erlebnis: „Erlebnisstationen, Wald, Wiese, Bach – ein Weg, der bei jedem Wetter motiviert“, sagt Christine Silberberger. Durch die geringe Steigung und die Rückkehrmöglichkeit ins Dorf bleibt er flexibel für jede Tagesverfassung der Kinder.
In St. Johann bietet der Geisterberg eine Erlebniswelt voller Wasserspiele, Kletterelemente und mit einem neuen Sprungturm – ideal, um selbst weniger wanderfreudige Kinder zum Mitgehen zu animieren. „Interaktive Elemente machen Wanderungen zu Abenteuern – ob Tiere am Wegesrand oder kleine Aufgaben wie ‚Wer findet den höchsten Baum?‘“, erklärt Katharina Huber.
Herausforderung statt Langeweile
Im Teenageralter wird Wandern mit den Eltern oft kritisch beäugt – es sei denn, es bietet Nervenkitzel, Selbstverantwortung oder echte Herausforderungen. Altersgerechte Klettersteige, Hochseilgärten, Naturparks oder sportliche Touren sind hier die besten Mittel gegen Langeweile.
Für die Region Schladming-Dachstein weiß Gerhard Pilz: „Jugendliche wollen Erlebnisse und Adrenalin. Unsere Jugendklettersteige am Stoderzinken und in der Ramsau sind ideal – inklusive Kursen für den Klettersteigschein. Danach kann es mit der Zipline ins Tal gehen oder Action auf der Sommerrodelbahn geben – das ist Motivation pur.“
Katharina Huber nennt als sportliche Herausforderung den Drachis Klettersteig in St. Johann: „40 Meter Felswand, gesichert, mit kindgerechten Trittstufen – ideal für Jugendliche, die das ausprobieren wollen.“ Im Alpbachtal bietet das Wiedersberger Horn mit seinem großzügigen Spielareal inklusive Sprungturm und Alpine Coaster eine abwechslungsreiche Alternative zur klassischen Gipfeltour. „Wer danach noch Energie hat, probiert Rafting oder Schlauchreiten – das gefällt den Jugendlichen garantiert“, so Cosentino.
Gemeinsames Erlebnis
Wandern mit Kindern ist vielleicht nicht immer einfach – aber mit der richtigen Route, altersgerechter Motivation und kleinen Highlights unterwegs wird es zur wertvollen Familienzeit. Ob mit der Kraxe zum Zauberwald, auf Spurensuche in der Klamm oder beim Kraxeln im Klettergarten – perfekte Voraussetzungen finden sich vielerorts. Dank engagierter Wanderexpert:innen in den Urlaubsregionen gibt es Tipps und Touren für jede Altersgruppe – für unvergessliche gemeinsame Erlebnisse in der Natur.
Unser Tipp zum Schluss: Viele Regionen bieten eigene Familienkarten, geführte Wanderungen, Rätselrallyes oder Erlebnisprogramme – so kann man auch ohne aufwendige Vorbereitung ins Wanderabenteuer starten.
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