Was Softshells eigentlich sind, was sie können und nicht können. Und wer sie wann tragen sollte.

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer

Wenn es um Jacken und Hosen für den (winterlichen) Outdoorsport geht, hat der Markt mittlerweile eine ungemeine Vielfalt an Varianten, vom hochtechnischen Flaggschiff bis zum günstigen Einstiegsprodukt, vom hermetisch abgeriegelten Schlechtwetterbegleiter bis zum atmungsaktiven Allrounder. Wie und wofür sich ein Produkt eignet, das macht sich einerseits an der Ausstattung, vor allem aber am grundlegenden Material(mix) fest.

„Soft- und Hardshell unterscheidet sich in einigen Punkten, Isolationsjacken müssen noch mal separat gesehen werden“, zeigt Andrea Zellinger von Ortovox die grundlegende Vielfalt am Beispiel von Jacken auf. Hardshell-Stoffe, so erklärt sie weiter, sind wind- und wasserdicht. Softshells sind in der Regel hingegen „nur“ wind- und wasserabweisend, also nicht komplett dicht. Dafür sind sie aber auch deutlich atmungsaktiver und bieten mehr Bewegungsfreiheit als Hard­shells. „Bei Schneefall und Regen sind also Hardshells die beste Wahl, bei eher schweißtreibenden Aktivitäten empfehlen sich Softshells“, so ihr Ratschlag. Klassische Isolationsjacken, um die einführende Übersicht abzuschließen, sind darauf ausgelegt, Wärme zu spenden und eher nicht für intensive Aktivitäten gedacht. Je nach Ausstattung können sie wind- und wasserabweisend, aber nicht dicht ausfallen.

Wer sich demnach nicht in den Extremen – große Kälte und/oder sehr ungemütliches, stürmisches und feuchtes Bergwetter – bewegt, der kann sich für seine Outdooraktivitäten auch im Winter dem vielseitigeren Allrounder Softshell anvertrauen, ist damit oft nicht nur preislich günstiger, sondern bei gemäßigten Tourenbedingungen wie sie Otto Normalo ohnehin wählt, auch deutlich komfortabler, weil weniger bewegungseingeschränkt und besser „atmend“ unterwegs.

Softshells gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, jede mit eigenen Stärken und Schwächen.

Pro Softshell
„Bei schweißtreibenden Aktivitäten wie Skitouren kommt es auf die Atmungsaktivität der Produkte an, damit die Wärme gut entweichen kann. Unsere Ortovox Softshell-Jacken richten sich an all jene, die vom Tal bis zum Gipfel Wert auf Schutz und Anpassungsfähigkeit legen“, fasst Andrea Zellinger die positiven Eigenschaften von Softshell zusammen und ergänzt: „Unsere hochwertigen Materialien sorgen für eine hohe Atmungsaktivität, gute Isolation und hohe Abriebfestigkeit. Die maximale Bewegungsfreiheit sowie Merinowolle auf der Innenseite (eine Eigenheit von Ortovox, Anm.) garantieren ein angenehmes Tragegefühl.“ Angeboten werden verschiedenste Softshell-­Stoffe, die mit oder auch ohne Membranen ausgestattet sind. Membranen bieten einen erhöhten Schutz gegen Wind, Materialien ohne Membran sind dagegen atmungsaktiver. Und auch bei The North Face verweist man auf Nachfrage auf ein breites Sortiment an Softshells. Je nach Einsatzzweck setzt man dort unterschiedliche Technologien ein wie etwa das windabweisende WindWall™ oder das schnelltrocknende FlashDry™.

Die Unterscheidung
Grundsätzlich unterteilt sich der Softshell-Markt in dreilagige und zweilagige Stoffe sowie einlagige Doppelgewebe. Dreilagiges Soft­shell ist in seinen Eigenschaften der klassischen Hardshell am nächsten, am anderen Ende des Spektrums rückt Doppelgewebe in Sachen Luftdurchlässigkeit, Atmungsaktivität und Beweglichkeit technischem Fleece sehr nahe. Gerne werden in der Industrie auch unterschiedliche Materialien zum Hybriden verarbeitet, was den Entwicklern enormen Spielraum in der Vielseitigkeit der Jacken und Hosen gibt. Gezielt werden dabei Materialien mit fast konträren Eigenschaften verwendet, bei The North Face etwa in der „Dawn Turn Full-Zip Softshell Jacket“ und der „Dawn Turn Hybrid Pant“, welche mit gezielten Atmungsaktivitätszonen ausgestattet sind, die bei der Regulierung des Körperklimas helfen, während gleichzeitig robusteres Softshell an anderen Stellen vor Wind sowie eine DWR-Behandlung vor Wetter schützt.

Softshell

Einlagige Softshell-Doppelgewebe-Produkte werden aus einem Gewebe in Vier- oder Fünffaden-Konstruktion gearbeitet. Sie sind nicht wasserdicht, bei DWR- Behandlung aber durchaus wasserabweisend, vor allem aber äußerst atmungsaktiv, wind- und luftdurchlässig sowie elastisch. Je nach Konstruktion können sie auch aktiv feuchtigkeitsregulierend ausgeführt sein. Ist die Innenseite entsprechend aufgeraut oder mit Einsätzen versehen, kann einlagiges Softshell auch leicht isolierend wirken. Durch ihre Eigenschaften eignen sich derlei Produkte als leichte Außenschicht oder als klassische Mittelschicht unter wetterfesteren Lagen.

Bei zweilagigem Softshell handelt es sich um einen Oberstoff und eine Innenschicht, welche durch Lamination miteinander verbunden werden. Das Laminationsverfahren nimmt dabei Einfluss auf die Winddichtigkeit, vollflächige Lamination sorgt hier für besseren Windschutz als eine Punkt-Lamination. Wie auch Einlagen-Softshell erhalten zweilagige Konstruktionen keine Membran, müssen daher mit Oberflächenbehandlungen wasserabweisend gemacht werden, was bei leichtem Nieselregen schützt, bei Sturm und echtem Regen aber schnell an seine Grenzen stößt. Dafür überzeugt das Material mit guter Elastizität und Beweglichkeit, wird, etwa bei Ortovox in der „Berrino Hooded Jacket“, die Innenseite mit Merino ausgestattet oder bei anderen Herstellern aufgeraut, kann das Material auch isolierend ausgeführt sein. Zweilagen-Soft­shell eignet sich sowohl als Außen- als auch Mittellage.

Der Hardshell sehr nahe, eignet sich dreilagiges Softshell mit einer laminierten Konstruktion aus Oberstoff, Membran/Beschichtung und Innenschicht als Außenlage im Zwiebelprinzip. Je nach Konstruktion ist es wasserdicht (Membran) oder wasserabweisend (mit DWR- Beschichtung), in der Regel wirklich winddicht und dennoch atmungsaktiv, aber eben nicht luftdurchlässig. Der hohe Windschutz sorgt für guten Wärmerückhalt, je nach Konstruktion fällt das Material aber deutlich starrer aus als Zweilagen- oder Einlagen-Softshell.

Softshell bietet Outdoorsportlern also auch im Winter Vorteile in Hinblick auf Beweglichkeit, Wärmerückhalt und vor allem hohe Atmungsaktivität. Wer plant, Jacke wie Hose auch bergauf zu tragen und nicht nur als Schlechtwetterschutz im Rucksack zu haben, der ist mit den bei stabilem Bergwetter ausreichend wettergeschützten Softshell-Varianten und Hybrid-­Konstruktionen oft gut beraten.