Weitwandern ist simpel, meditativ, erdet. Was es außer Schuhwerk, Rucksack und guter Kleidung sonst noch zu ­Bedenken gilt? Lest selbst …

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer

Weitwandern bedarf eines gewissen Maßes an Kondition und, je nach Tour, auch Trittsicherheit, eventuell auch Schwindelfreiheit. Vor allem bedürfen Weitwanderungen wie alle Wanderungen eines gewissen Maßes an Planung, und sei es nur der Wettercheck für die Tour auf vertrauten Pfaden. Wir haben für euch Tipps für vor und während eures Wanderabenteuers zusammengetragen, die euch helfen sollen, eure nächste Tour zum vollen Erfolg für alle Beteiligten zu machen.

Weiter wandern
 „Ganz ohne (körperliche) Vorbereitung“, so weiß Trail Angels Mastermind Günter Mussnig gefragt nach Tipps für Weitwanderungen, „sollte man nicht in das Abenteuer Weitwandern starten. Vor allem um unliebsame Überraschungen wie Muskelkater oder Blasen an den Füßen zu vermeiden.“ Sein klarer Tipp: „Die beste Vorbereitung für eine Weitwanderung ist das Wandern.“ Als Fitness-Richtschnur empfiehlt er, zwei Tageswanderungen hintereinander mit jeweils sechs Gehstunden und zumindest 800 Höhenmetern im Auf- und Abstieg zu absolvieren, sozusagen als Test. „Wenn dir das keine Mühe, sondern Vergnügen bereitet, dann bist du fit genug, um eine längere Weitwanderung zu unternehmen“, so die professionelle Einschätzung.

Planung der Traumtour
Hat man den Faktor Fitness im Griff, gilt es eine (auch für den „schwächsten“ Tourenkameraden) geeignete Route zu finden. Natürlich kann man sich auch in Zeiten des Internets noch klassisch mit Kartenmaterial auseinandersetzen und sich seine Tour selbst zusammenstellen. Leichter macht man es sich aber, wenn man sich Inspiration im Netz holt. „Eine Übersicht mit vielen Wegen weltweit ist beispielsweise unter www.asi-reisen.de/fw, auf den Seiten der Tourismusverbände und auch auf verschiedenen Plattformen wie Komoot zu finden“, gibt Stefanie Spiss vom TVB Tirol West Interessierten zur Tourenfindung mit auf den Weg. Natürlich lassen sich diese „vorgefertigten“ Touren auch an individuelle Bedürfnisse bezüglich Tageskilometer und -höhenmeter anpassen, Quartiere anders als vorgeschlagen auswählen …

Vorgefertigte Tourenangebote nutzen oder selbst planen oder umplanen? Barbara Walzer vom SalzburgerLand Tourismus sieht die Vorteile vorgefertigter Routen in der „Einfachheit“: „Man muss sich nicht um die exakte Tourenplanung kümmern, es gibt Hard-Facts – Gehzeit, Höhenmeter, Kilometer – zur Tour, es bestehen Übersichten zu Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten. Teilweise gibt es auch Angebote beziehungsweise Möglichkeiten, Wanderreisen online zu planen, wobei die gesamte Buchung aller Übernachtungsmöglichkeiten und was sonst noch dazugehört, übernommen wird“, so die Salzburgerin. Plant man hingegen individuell, kann man „die Routenführung bzw. Nächtigung am Etappenziel nach individuellen Wünschen und Voraussetzungen festlegen, hat mehr Freiheit und Flexibilität.“ 

Allerdings bedarf es dabei auch etwas mehr Erfahrung in der Planung, im Lesen von Karten und in der Interpretation von Höhenschichtlinien. „Wie viele Höhenmeter und Kilometer man pro Tag einer Gruppe zutrauen kann, ist schwierig einzuschätzen und hängt in jedem Fall stark von der Erfahrung im alpinen Bereich und der Kondition ab. Grundsätzlich rechnet man mit 300 bis 400 Höhenmetern je Stunde“, rät Barbara Walzer bei selbst geplanten Touren zum sorgfältigen Abwägen zwischen Gruppe und geplanter Routenführung. „Wie viele Kilometer und Höhenmeter pro Tag machbar sind, hängt stark vom Verhältnis der beiden Größen zueinander ab. In den Alpen gehen wir immer von ca. 1000 Höhenmetern und 12 bis 15 Kilometern aus“, ergänzt Stefanie Spiss zur Planung der Tagesetappen.

Packages
Geht man „fertige Wege“ oder Teilabschnitte dieser nach, stellt sich mittlerweile bei vielen Touren die Frage nach der bereits kurz angeschnittenen Organisation. Hier, so Günter Mussnig, würden sich die Geister scheiden. Die einen organisieren sich alles selber, die anderen bevorzugen ein „Susi Sorglos“-Paket, wie er es nennt. Stefanie Spiss sieht in derlei Touren-Packages (Angeboten von Tourismusverbänden, aber auch von Reiseveranstaltern) eine „Super-Lösung, weil eben alles organisiert ist. Hotel oder Hütte, Transfer, Gepäcktransport von Quartier zu Quartier, Routeninformation und oftmals eine 24/7-Servicenummer“. Gerade mehrere Unterkünfte hintereinander selbst zu organisieren, könne schnell mühsam werden, einen Gepäcktransport (man geht dann tagsüber nur mit Tagesrucksack) selbst zu organisieren sei teuer, das alles klappt im Package besser, so die Tirolerin.

Wem das nun zu „starr“ und „straff organisiert“ klingt, der sei beruhigt, denn auch innerhalb der Packages bleibt eine gewisse Wahlfreiheit, wie Hanna Rieser vom SalzburgerLand Tourismus aufklärt: „Beim Hohe Tauern Panorama Trail und beim Salzburger Almenweg besteht die Möglichkeit, zwischen  vorgefertigten Angeboten – mit fixen Etappen und Unterkünften – und einem Online-Reiseplaner zur individuellen Buchung zu wählen“. Bei zweiterem kann man sich Etappen und Unterkünfte selbst wählen, die gesamte Buchung wird aber auch hier für den Gast übernommen. Günter Mussnig sieht die Zeiten der starren Packages ohnehin als passé. Für ihn als Tourenanbieter ist eine flexible Tourenplanung mit individuell zusammengestellten Services in der Zwischenzeit zum Standard geworden. Das Tourenportal www.bookyourtrail.com „seiner“ Trail Angels bietet hier beispielsweise einzigartige Möglichkeiten in der individuellen Tourenzusammenstellung.

Nachhaltig auf Tour
Manch Weitwanderweg mag im großen Kreis zurück zum Ausgangspunkt führen. Beim Großteil der Pfade geht man aber über mehrere Tage von A nach B, was je nach Planung den Hin- oder Rückweg verkomplizieren kann. Packages umfassen häufig einen Transfer, wer selbst plant, muss sich Lösungen mit zwei Pkw, Taxi und/oder Öffis organisieren. Viele Touren sind so angelegt, dass sie nachhaltig an Bahn oder Öffis angebunden sind. Auch Sammeltaxis reduzieren den CO2-Ausstoß. Im SalzburgerLand lassen sich sogar speziell „grüne“ Nachhaltigkeits-Packages buchen. Unser Tipp: Versucht eure Weitwanderwege mit Öffis zu verbinden – das sorgt nicht nur für einen nachhaltigeren Urlaub, es spart auch Zeit und logistischen Stress bei An- und Abreise.

Die einen organisieren sich alles selber, die anderen bevorzugen ein „Susi Sorglos“-Paket.

Endlich auf Tour
Ist alles geplant und gebucht, geht es ans Wandern. Informiert euch am Vorabend jeder Etappe bei eurem Quartiergeber oder Ortskundigen über den nächsten Tag, um auf etwaige Überraschungen (Schneefelder, Wegsperren etc.) vorbereitet zu sein, und checkt das Wetter. Bei Schlechtwetter empfiehlt es sich, einen „Plan B“ im Hemdsärmel zu haben, um auch mal eine Etappe abzukürzen. Das alte Berg-Credo „Oben war man erst, wenn man auch wieder unten ist“ zählt auch bei Weitwanderungen. Im alpinen Raum rechtzeitig (!) umzukehren, ist keine Schande. Unterwegs sollte man auch nicht blind dem Pfad oder den Markierungen folgen, sondern mit offenen Augen und einem regelmäßigen Blick ins Kartenmaterial oder die App prüfen, ob der Kurs stimmt und ob dieser mit der Situation am Berg (Altschnee, Felsstürze, Vermurungen, Weideflächen) übereinstimmt. Passt die Tour zu den eigenen Fähigkeiten, ist man gut vorbereitet und ausgerüstet und lässt man übermäßigen Ehrgeiz zu Hause, ist man schon auf einem sicheren Weg, betont Günter Mussnig.

Unbedingt achten sollte man am Berg aufs Wetter, wie der oberste Trail Angel weiter hervorstreicht: „Ich kann hier nur aus eigener Erfahrung sprechen, ich habe einen Mordsrespekt vor Gewittern. Die sind ein No-Go und gerade im Hochsommer sollte der Wetterbericht genau studiert werden, bei Gewittergefahr gilt es früh genug aufzubrechen“, mahnt der Kärntner Bergfex. Auf hochalpinen Weitwanderwegen muss man sich stets bewusst sein, dass es bei Wetterstürzen schneien kann – dies ist auch in der Ausrüstung zu berücksichtigen. Auch dichter Nebel kann schnell zum Spielverderber werden. Hier, so Mussnig, helfen (vorab downgeloadete) GPX-Tracks und diverse Apps. Regen ohne Gewittergefahr sieht Günter Mussnig mit heutiger Ausrüstung aber als keinen Hinderungsgrund mehr. Weitwandern hat etwas Meditatives, wandern im Regen ebenso. 

Reisen für eine bessere Welt: Günter Mussnig über Nepal und die Zukunft im Outdoor-Tourismus
Günter Mussnig

Der Kärntner Diplomgeograf (57) ist Geschäftsführer der Trail Angels inkl. der Webplattformen bookyourtrail.com und fair-trails.com. Als Outdoor­experte gehört er zu den Vätern des Alpe-­Adria-Trails und erkundet seit mehr als 25 Jahren den nepalesischen Himalaya.

Web:
www.trail-angels.com
www.bookyourtrail.com
www.fair-trails.com

Stefanie Spiss

lenkt die Marketing-Geschicke der Ferienregion TirolWest und ist dort als stellvertretende Geschäftsleitung auch ins (Weit-)Wanderangebot involviert.

WEB: www.tirolwest.at

Barbara Walzer & Hanna Rieser

sind im SalzburgerLand Tourismus unter anderem für Urlaubsberatung und Themenmanagement sowie Betreuung & Weiterentwicklung des Leitproduktes Salzburger Almenweg verantwortlich

WEB: www.almsommer.com