Carbonplatten sind in den schnellsten Laufschuhen heute Standard. Doch das Thema „Platte im Schuh“ wird langsam, aber sicher auch breiter.

Christof Domenig
Christof Domenig

Ein Rennwagen am Racetrack in den Händen von Könnern ist das Nonplus­ultra – der Renner im Alltag von Herrn und Frau Normal-­Autofahrer wird viele überfordern. Ähnlich verhält es sich mit den ­Carbon-Supershoes. Straßen-Wettkampfschuhe mit Carbonplatten sind am besten an den Füßen von schnellen Leistungsläufern aufgehoben. Carbon versteift das Großzehengrundgelenk beim Laufen, was mit fortgeschrittenem Laufstil und hohem Tempo zu einem Energiegewinn und einer Art „Katapulteffekt“ führt. An den Füßen ungeübterer Läufer verflüchtigt sich nicht nur der Vorteil, sondern verkehrt sich ins Gegenteil – in Form einer vermehrten Belastung, etwa auf Waden und Achillessehnen. So weit, so bekannt. Doch es gibt auch Bestrebungen, das Thema Carbon sowie generell Platten im Laufschuh auch aus anderem Material einem breiteren Nutzerkreis zugänglich zu machen. 

Ein „Supershoe“, der seine Zielgruppe im Namen trägt: Das ist der Brooks Hyperion Elite 4. In der vierten Generation neu am Markt, wendet er sich an die Schnellen auf der Strecke von 5 Kilometer bis Marathon. „Man muss eine gewisse Erfahrung haben, eine gewisse Pace und am besten Vorfußläufer sein. Für Alltagsläufer raten wir von dem Schuh dezidiert ab“, erklärt Arne Tinnemeyer von Brooks. Aber: Ab Herbst 2024 wird der dann neue Hyperion Max 2 eine Kunststoffplatte eingebaut haben, um das Thema von Brooks-Seite etwas in die Breite zu tragen, kündigt Tinnemeyer an. 

Salomon hat aktuell zwei Carbon-­Straßenmodelle im Programm: den S/LAB Phantasm 2 für die schnellen Marathonläufer mit Zeiten um 3:00 oder schneller – sowie den S/LAB Spectur. Und Letzterer wird, erklärt Tobias Bogner von Salomon, auch für Marathonläufer rund um 4 Stunden empfohlen. „Er ist stabiler, hat eine breitere Fersenkonstruktion und die Platte zieht sich rechts und links vom Fuß hoch, um noch mehr Stabilität zu geben. Dadurch wird die Partie Ferse-­Achillessehne-Wade entlastet“, so Bogner, was auch entsprechend längere Läufe ermögliche.

Blick zum Trailrunning
(Carbon-)Platten spielen aber auch im Trailrunning eine nicht mehr wegzudenkende Rolle. Salomon setzt bei seinem S/LAB Ultra und Pulsar Trail Pro 2 auf Platten aus Fiberglas – und zwar in Form von drei „Fingern“, „die sich im Vorderfußbereich ausspreizen, damit der Schuh beweglich bleibt, um sich dem Untergrund anzupassen“, erklärt Tobias Bogner. Damit wird die Abrollbewegung wie beim Straßenlaufschuh mit Platte unterstützt, „aber nicht so extrem“. Ultraläufer im letzten Drittel eines Rennens bei fortschreitender Ermüdung würden am stärksten von der Technologie profitieren, so Bogner. Von Brooks gibt es im Trailrunning brandneu (seit April 2024) den Catamount Agil – ­einen Carbon-Schuh, der sich wie sein Bruder vom Straßenlauf an eine spitze, schnelle Zielgruppe wendet. Die Platte sei für die Bergauf- und Bergab-Passagen etwas anders konstruiert als in Straßenschuhe, wirke aber ansonsten ähnlich. 

Auf jeden Fall gilt speziell auch bei den Plattenschuhen die stets ausgesprochene Empfehlung: sich gut im Sporthandel beraten lassen!