Julia und Donata befinden sich mitten im Training für ihren ersten Ironman 70.3 im Frühling 2018. Beide TRI OUTs unterscheiden sich stark in ihren Trainingsansätzen und haben verschiedene Lebensmodelle. Dahinter verbirgt sich jedoch kein GUT oder SCHLECHT. Aber den Vergleich, die Vor- und Nachteile, die sich daraus ergeben, wollen wir euch nicht vorenthalten.

TRIOUT girls

trioutgirls.com ist der Blog für Mädels, die bereits Erfahrungen im Triathlonsport gesammelt haben, aber auch für jene, die diesen Sport ganz neu für sich entdecken wollen.

Vorweg sei gesagt, dass dieser Artikel hier kein Richtig oder Falsch ergeben wird. Es gibt viele verschiedene Trainingstypen, keine Entscheidung verspricht per se den besseren Erfolg. Denn unterm Strich müssen beide Mädels ihr Bestes oder mehr geben um einen Ironman zu finishen. Eine Vorbereitung für einen Ironman bedeutet Dreifach-Training. Ich glaube, wir sind uns alle darüber einig, dass dies nichts für undisziplinierte Sportler ist, die Probleme damit haben ihre eigene Wohlfühlzone zu verlassen.

WORK-TRAIN-LIFE-BALANCE
Egal ob man sich alleine oder mit professioneller Hilfe auf einen Ironman vorbereitet, wichtig dabei ist die Balance zwischen beruflichem und familiärem Alltag und seinen Trainingseinheiten zu finden. Nutzt man seine Ressourcen optimal, kann das Training eine zusätzliche Energiequelle für den Alltag darstellen. Training sollte keinen Stress verursachen, den psychischer und physischer Stress führt zu Überbelastung und wirkt sich negativ auf Leistung und auch auf das familiäre Umfeld aus. Beim Training sollte man allgemein darauf schauen, die drei Disziplinen ergänzend zu trainieren um Crossover-Effekte zu vermeiden.

WIE SIEHT ES BEI DEN TRI OUTS AUS?
Donata ist seit kurzem selbständig. Sie kann sich ihren Tag momentan flexibler einteilen als andere und trainiert deshalb schon seit Juni 2017 mit einem professionellen Triathlon Trainer. Außerdem ist sie Mitglied in einem Triathlon Verein und trainiert nach einem straffen Trainingsplan, der eine 6 Tage Sportwoche mit einem Volumen zwischen 8 und 14 Stunden vorsieht. Mit einem Triathleten als Ehemann genießt sie außerdem den nötigen familiären Rückhalt.

Julia hat aufgrund eines 42 Stunden Jobs und einem täglichen Arbeitsweg von 1,5 Stunden wenig Platz für einen straffen Trainingsplan und hat sich daher dazu entschieden sich mehr Freiraum im Training zu lassen und maximale 7 Stunden Trainingspensum frei zu befüllen. Aber kann man im Vorhinein schon urteilen, welche Vorbereitung wirklich effizienter ist? Aber wie geht’s nun leichter, mit oder ohne Trainer? Bei den TRI OUTs scheiden sich die Geister ein wenig, was die Gestaltung des Trainings anbelangt. Darüber haben die beiden Mädels unterschiedliche Voraussetzungen, was die Möglichkeit ihrer Freizeitgestaltung betrifft. Für Julia und Donata ergeben sich auf beiden Seiten Vor-und Nachteile, die die beiden Mädels hier für euch zusammengefasst haben.

Julia: „Meine eigenen Ambitionen sind mir wichtig, dafür werde ich aber niemanden in die zweite Reihe stellen!“
Durch meinen Umzug in die Schweiz hat sich für mich einiges verändert. Neben einem erhöhten Arbeitspensum und einem längeren Arbeitsweg bin ich auch mit meinem Freund Manuel in unsere erste gemeinsame Wohnung gezogen. Mein Alltag ist schon ohne Sport ziemlich ausgefüllt. Um 6:30 läutet der Wecker und es geht für mich direkt ab in die Arbeit. Die Wohnung betrete ich abends nur sehr selten vor 18 Uhr wieder. Somit gilt es die wertvollen Stunden in der Freizeit bestmöglich zu nutzen. Wenn ich in meiner jetzigen Situation an einen Trainingsplan denke, läuten bei mir innerlich schon die Alarmglocken und der Stresspegel steigt. Das MÜSSEN ist für mich das Hauptproblem. Ich weiß, dass ich den Spaß am Sport verliere, wenn sich die Wörter Sport und Müssen in meinem Kopf verbinden würden.

Um mein Ziel den Ironman 70.3 erfolgreich zu bestreiten, ist hartes Training definitiv wichtig. Daher habe ich mir für die ersten Monate ein innerliches Trainingspensum von 7 Stunden auferlegt. Wie und wann ich die Zeit befülle, überlasse ich ganz mir. Derzeit beinhalten die Stunden ein Training im Fitnesscenter mit Fokus auf Kraft, 1-2 Schwimmeinheiten (obwohl ich das Schwimmen in letzter Zeit etwas für das Rollentraining vernachlässigt habe), 1 Laufeinheit und 2 Bike Trainings. Ich überlege mir montags meisten schon, wann ich mich welcher Sportart oder welchem Training (Koppeln etc.) widme und entscheide dann kurz vor der Einheit, wo ich meinen Fokus setzen möchte. Wenn mich mein Freund dann spontan an einem „Bike-Tag“ fragen würde, ob wir uns einen neuen Lauftrail anschauen sollen – werde ich nie absagen. Dann kommt das Bike wann anders an die Reihe oder wird zusätzlich absolviert, wenn noch Zeit ist. Für mich sind meine eigenen Ambitionen wichtig, aber ich möchte dafür niemanden langfristig in die zweite Reihe stellen. Flexibilität steht bei mir an oberster Stelle. Viele Triathleten schlagen bestimmt gerade die Hände vor dem Gesicht zusammen. Aber ja - das ist mein Plan. Ob er so aufgehen wird, sehen wir am 10. Juni in Rapperswil.

Vorteile, dich ich dabei sehe:

  • man kann die Freizeit frei gestalten
  • jede Trainingseinheit ist ein Kann, aber kein Muss
  • Privatleben leidet nicht (Vor allem, wenn nur ein Teil der Beziehung Triathlon betreibt)
  • mehr Zeit für andere Sportarten
  • weniger Druck

Folgende Nachteile könnten dabei entstehen:

  • das Training ist sicher nicht immer effizient. Mit einem Trainingsplan kann man definitiv mehr aus sich rausholen.
  • der innere Schweinehund muss Woche für Woche überwunden werden
  • Unterstützung von Trainingsprofis fehlt
  • man lässt sich geplante Sporteinheiten leichter ausreden
  • Erfolgserwartungen dürfen nicht abheben
  • Voraussetzung: Knowhow über Basics der Trainingsgestaltung

Donata: "Wenn meine Sportmädels sich spontan für einen Lauf oder eine Aerobic Stunde entscheiden, passt das nur selten in meinen Plan."
Ich lebe in einem Triathlon Haushalt. Mein Martin trainiert für die Klagenfurter Langdistanz und seit ca. 2 Jahren wird bei uns der Alltag an Trainingsplänen und Bewerben ausgerichtet. Seit Juni 2017 schreibt Martins Trainer Philipp Reiner von Personal-Peak auch Pläne für mich und betreut mich quasi auf dem Weg zum nächsten Ironman 70.3! Ich habe jeden Montag Ruhetag, abends bekomme ich dann den Plan für die nächste Woche. Dieser wird immer telefonisch besprochen, Einheiten müssen rund um berufliche und private Events gebaut werden. Da wir einen jungen Hund haben, der noch nicht lange alleine sein kann, muss unser Trainer auch noch Martin und mich so koordinieren, dass immer einer beim Hund sein kann. :)

Mein Trainingsvolumen besteht aus ca. 8h - max. 14h Sport 6 Tage die Woche. Kurzfristiges Verschieben der Einheiten ist nur bedingt möglich, da der Ablauf innerhalb der Woche natürlich einem großen Ganzen entspricht. Ich könnte was ausfallen lassen, aber nur wenn ich krank oder verletzt bin. Martin und ich sehen uns nicht viel, Quality Time wird bei uns oft anders definiert. Da wir nicht dasselbe Leistungsniveau besitzen, trainiert jeder für sich. Ich bin grundsätzlich eher ein Sportler, der gerne in Gesellschaft trainiert. Da ich aber oft sehr lange Einheiten habe, viel auf der Rolle sitze oder auch oft intensive Workouts mit vielen Intervallen habe, mache ich das meist alleine. Wenn meine Sportmädels sich spontan für einen Lauf oder eine Aerobic Stunde entscheiden, passt das nur selten in meinem Plan.

Mittlerweile mag ich Schwimmen, Radeln und Laufen gleich gerne. Somit fühle ich mich beim und vor allem nach dem Training immer wunderbar. Außer diesen 3 Dingen bin ich am liebsten mit Martin im Wald oder am Berg. Mit Hilfe von kleinen Adaptionen durch den Trainer können Biken, Langlaufen und Skitouren jederzeit gegen ein anderes Grundlagentraining getauscht werden. Somit kommt nichts, was wir lieben, zu kurz. Ich bin auch Mitglied in einem Triathlon Verein, Freitags schwimmen wir alle zusammen ein meist intensives Programm oder machen gemeinsame Radausfahrten. Für viele mag sich das verbissen, stressig oder übertrieben lesen. Für uns als Paar gehört das mittlerweile zu unserem Alltag. Die Koordination der Pläne ist Teil unseres morgendlichen Rituals. Die mentale Härte, die mir das Training oft abverlangt, das Durchhaltevermögen, das ich bei Rennen an den Tag legen muss, hat mich aber auch persönlich weitergebracht. Nicht nur, dass sich meine Komfortzone sehr weit ausgedehnt hat, muss auch sehr viel passieren, dass ich bei privaten oder beruflichen Dingen ans Aufgeben denke.

Für mich liegt der Vorteil eines Trainers ganz klar hier:

  • relevanter sportwissenschaftlicher Background muss nicht im Studium angeeignet werden
  • mein Trainer geht optimal auf meine zeitlichen Ressourcen ein und hilft mir, andere Sportarten wie Mountainbike, Skitouren oder Langlauf in das große Ganze zu integrieren
  • 2 Einheiten pro Tag laugen mich nicht aus, weil sie gut aufeinander abgestimmt sind
  • ich bin oft sehr hart zu mir selbst und neige zum Übertraining. Wenn mir dabei jemand auf die Finger klopft bin ich sehr dankbar
  • Ich habe mentale Unterstützung bei Trainingstiefs
  • ich habe stehts ein gutes Gesamtbild meines Leistungsaufbaus bis zum nächsten Bewerb
  • da ich den Sinn hinter jeder Schinderei erklärt bekomme, überwinde ich den Schweinehund leichter
  • ich würde mir selbst nie so harte Trainings auferlegen
  • Martin und ich haben denselben Trainer, so schaffen wir mehr Ausgleich im Alltag

Die Nachteile eines Trainingsplans für mich:

  • ich mache mich manchmal zum Sklaven meines Plans und dann beginnt es mich zu stressen
  • da mein Partner auch viel trainiert, kann es passieren, dass wir soziale Kontakte oft nicht genug pflegen
  • die Koordination meines Planes mit dem von Martin zwingt mich oft dazu, um 5:00 Uhr morgens oder bis spät in die Nacht zu trainieren. Ein Training ausfallen zu lassen ist wie aufgeben für mich
  • Laufintervalle, harte Schwimmeinheiten oder überlange Bike Trainings schrecken Freunde und andere Hobbysportler ab und zwingen mich oft, alleine zu trainieren
  • bei meinen Freundinnen, die ebenfalls nach Plan trainieren, wäre das Verständnis für mein Training gegeben, die Koordination etwas gemeinsam zu machen jedoch wieder schwieriger
  • ich kann sehr selten improvisieren und zB. nach einem harten Legday spontan mit Freundinnen noch einen Waldlauf machen

Nichtsdestotrotz bin ich mit meinem Weg momentan sehr zufrieden und würde es nicht anders machen wollen. Für mich ist ein Trainingsplan bzw. ein Coach der einzige Weg Stress aus dem Training zu nehmen und mich trotzdem optimal für einen Ironman vorzubereiten. Obs aufgeht wird man auch bei mir am 12. Mai beim Ironman 70.3 in Mallorca sehen.