Es gibt viele gute, sogar hervorragende Laufschuhe, die dank moderner Materialien und Technologien richtig viel Spaß machen. Welcher ist der Beste von allen? Der zu dir passt! Wir wollten diesmal wissen, wie der Sporthandel dabei hilft, den „besten“ Laufschuh für sich zu finden. 

Christof Domenig
Christof Domenig

Winters wie sommers, im Frühling wie im Herbst; in der Freizeit, im Urlaub oder auch als urbane Pendelstrecke zwischen Arbeitsplatz und Wohnungstür: Laufen geht immer. Es gibt keine einfachere Sportart. Die Einfachheit ist wohl auch der Grund, warum viele Ein- und Umsteiger aus anderen Sportarten in den vergangenen Jahren mit dem Laufen begonnen haben – und etliche davon dabei geblieben sind. Weil Laufen neben der Einfachheit auch richtig viel Spaß macht. Spätestens dann, wenn man die ersten Schritte Richtung regelmäßigem Auf-die-Laufstrecke-Gehen überwunden hat und sich eine zunehmende Leichtigkeit einstellt, werden aus Zweckläufen Spaßläufe – mit in der Folge schier endlosen Entwicklungsmöglichkeiten.

Für beides – für die Einfachheit und die Freude – sind Laufschuhe wesentlich mitverantwortlich. Abgesehen von guten Schuhen hält sich die benötigte Ausrüstung nämlich in Grenzen. Und Spaß machen die modernen Laufschuhe auch deshalb, weil die Hersteller in den letzten Jahren enorme Entwicklungsarbeit geleistet und das Sportgerät Laufschuh binnen drei, vier Jahren beinahe neu erfunden haben: Mit den Schäumen in den Zwischensohlen, die dämpfen und gleichzeitig reaktiv sind, also aufgenommene Energie beim Landen wieder abgeben. Gemeinsam mit ausgeklügelten Geometrien, etwa gebogenen Rockersohlen, zaubert ein moderner Laufschuh ein aktives, leichtfüßiges, vorwärtsgerichtetes Laufgefühl an die Füße. Und mit dehnbaren, je nach Schuhtyp besonders leichten oder auch fein gepolsterten Obermaterialien hat sich zudem ein früher nicht gekannter Komfort eingestellt. Diese Entwicklung ist nach wie vor im Gang und von Jahrgang zu Jahrgang überraschen Laufschuhe aufs Neue.

Nicht zuletzt ist der richtige – das heißt: zu den individuellen körperlichen Voraussetzungen wie zum Laufstil passende – Laufschuh aber auch gesundheitsrelevant und essenziell, um langfristig Verletzungen vorzubeugen.

Damit ein Laufschuh all das leisten kann, heißt es, im breiten Angebot, das der Markt für alle, vom Einsteiger bis zur Profiläuferin, bietet, den oder die passenden Sportgeräte für sich selbst herauszufiltern. Bei der Suche zu unterstützen ist die Aufgabe des Sporthandels. Mit Expertinnen und Experten des Sport- und Lauffachhandels wollen wir diese traditionelle große Laufschuh-Story in unserem „Run Special“ diesmal auch aufrollen. Mit Daniela Gruber von Giga­sport, Peter Rödhamer von Intersport, Gregor Quehenberger von Hervis und mit Michael Wernbacher sowie Andreas Vojta, beide Miteigentümer der WEMOVE Running Stores – Vojta bekanntlich Olympiateilnehmer 2012, der zuletzt auf die Marathonstrecke gewechselt ist mit dem Ziel, sich in der Laufsport-Königsdiziplin für Paris 2024 zu qualifizieren.

„Jeder Körper ist individuell“
Der Trend Richtung Komfort, viel Dämpfung, dicken „High-Stack“-­Sohlen – der hält auch 2024 an, ist unsere Expertenrunde durch die Bank sicher: „Quer durch die Marken geht es in Richtung Komfort und dieser Punkt ist auch bei unseren Kunden im Fokus“, sagt Daniela Gruber von Gigasport. Wobei der österreichische traditionell ein Markt sei, wo gestützte Laufschuhe eine größere Rolle spielen als international, wo neutrale Laufschuhe ohne Stütze immer stärker den Markt dominieren, erklärt die Gigasport-Expertin: „Wir merken aber immer mehr, dass Marken von Stützen weggehen, weil sie mittlerweile sagen: Über breitere Sohlen, die Technologien in der Sohle und das Material schaffen wir es, dass es kein traditionelles Stützelement, wie man es aus der Vergangenheit kennt, mehr braucht.“

Mit der Frage „Neutralschuh, gestützter Schuh oder vielleicht moderner stabilerer Schuh ohne festes Stützelement?“ sind wir schon mittendrin in der Suche nach dem passenden Schuh. Warum man sich dazu gut beraten lassen soll, einen Laufschuh nicht nach Gefallen, Marken-Sympathie oder Faszination für eine bestimmte Technik kaufen soll, lässt sich für Andreas Vojta so begründen: „Jeder Körper ist individuell – die Füße, die Beine, im Endeffekt der gesamt Bewegungsapparat. Der zweite Grund ist, dass man Laufgefühl, das ein Kunde mit einem Schuh hat, nicht von außen beurteilen kann. Laufstile und wie sich ein Schuh anfühlt, sind völlig unterschiedlich.“ Welcher Schuh also der richtige ist, gilt es durch eine Kombination aus Beratung, Probieren, Fühlen und Hineinhören in den Körper herauszufinden. 

Quer durch die ­Marken geht es in Richtung Komfort – der steht auch bei den Kunden im Fokus.

Daniela Gruber, Giga­sport

Mensch und Technik
Eine Laufschuhberatung besteht heute in der Regel aus einer Kombination aus menschlichem Know-how und unterschiedlichen technischen Hilfsmitteln – die bei der Suche unterstützen, aber nicht den alleinigen Ausschlag geben sollten. Die Beratung beginnt mit Fragen wie: Wo und wie will man laufen, welche Erfahrungen hat man, welche sind die präferierten Strecken? Von der technischen Seite setzt man bei Hervis etwa auf Footscans der Marke Bootdoc, wo die Fußlänge und -breite, Leisten, das Fußgewölbe etc. millimetergenau vermessen und darauf aufbauend passende Schuhe im Sortiment vorgeschlagen werden, erklärt Hervis-Experte Quehenberger. Bei Gigasport in Graz besteht die Möglichkeit einer Videoanalyse, „wo sich der Kunde das gemeinsam mit dem Berater anschaut. Das ist noch einmal mehr wert, wenn man es selbst am Bildschirm sieht, da vertrauen die Kunden sehr“, sagt Gruber.

Bei Intersport, genau gesagt in bislang rund 60 österreichischen Filialen, besteht seit Kurzem die Möglichkeit, auf „Arion“, eine ganz neue Technologie, zurückzugreifen. Peter Rödhamer: „Zunächst macht der Berater die Bedarfsermittlung und wählt mit dem Kunden bis zu drei passende Schuhmodelle aus. In diese kommt die ultradünne Einlegesohle von Arion, die mit vielen Drucksensoren ausgestattet ist. Der Kunde läuft 50 Schritte und daraus wird der individuelle Laufstil mit dem KI-basierten System dargestellt.“ Muskuläre Schwachstellen können etwa aufgedeckt werden, zusätzlich bietet die Analyse Leistungsdaten wie Bodenkontaktzeit oder Schrittfrequenz. „Das trägt zur Verletzungsprävention wie zur Leistungssteigerung bei“, betont Rödhamer. Das Programm reiht die ausgesuchten Schuhe je nach Präferenz: So kann sich ein vorausgewählter Schuh als der Beste in Sachen Komfort, ein anderer als optimal für schnelles Laufen herausstellen. „Für einen geringen Kostenbeitrag werden alle Leistungsdaten per Mail zugesendet und können dann als Basis fürs Lauftraining genutzt und nach einiger Zeit wieder überprüft werden“, so Rödhamer. Die Entscheidung für den Schuh, so betonen unsere Ansprechpartner, soll aber nicht auf Grundlage der Technik allein fallen.

Offen sein für Neues
Michael Wernbacher wünscht sich vor allem drei Dinge, damit die Suche nach dem individuell perfekten Laufschuh gelingt: „Eine halbe bis Dreiviertelstunde Zeit – damit man ordentlich probieren und jeden Schuh drei, vier Minuten vor dem Laden laufen kann.“ Zweitens: Offenheit für Neues. „Auch wenn ich viele Jahre eine Marke gelaufen bin, einmal etwas anderes auszuprobieren und reinzuschlüpfen.“ Denn: „Eine andere Fußbelastung, die durch eine andere Marke entsteht, tut dem Fuß durchaus gut.“ Ganz abgesehen davon, dass es eben etliche Marken gibt, die großartige Laufschuhe herstellen. Dritter Wunsch: „Vertrauen in die Analyse – aber danach muss jeder in sich hineinhören, in welchem Schuh ich mich am wohlsten fühle.“

Das Gefühl beim Reinsteigen in den Schuh, der sogenannte „First Fin-In“, ist oftmals schon ein guter Ratgeber. „Reinzusteigen und zu sagen: Wow! Das ist der Moment, wo du vors Geschäft rausgehst und sagst, den probiere ich, da horche ich noch einmal genauer hin“, formuliert es Wernbacher.

So sollte es gelingen, für jeden „seinen“ Laufschuh zu finden. Wobei betont sei, dass es durchaus sinnvoll ist, mehrere Paar passende Laufschuhe abwechselnd zu verwenden, weil es erstens eben dem Körper guttut, wenn er durch unterschiedliche Schuhe jedes Mal etwas unterschiedlich gefordert wird. Und zweitens das Material durchs Abwechseln auch länger hält.

Falls sich der Schuh dann bei den ersten Laufrunden doch nicht als ideal herausstellt, besteht nach den ersten paar Läufen immer noch die Möglichkeit eines Umtauschs – auch das betonen alle von uns Befragten.