Zum Abschluss der Wettkampfsaison haben wir einen Blick über den Trail-Tellerrand gewagt und sind den CMP-Trail in Bassano del Grappa gelaufen. Ohne Schnaps, aber mit vielen herrlichen Eindrücken.

Klaus Molidor
Klaus Molidor

Bassano del Grappa – alleine der Austragungsort des CMP-Trails versetzt den italophilen Läufer in einer euphorische Grundstimmung. Das fühlt sich schon beim Aussprechen gut an. Da reden wir noch gar nicht vom Espresso oder den Bigoli all’anatra. Klingt doch tausendmal besser als „dicke Spaghetti mit Entenragout“.

Vor die kulinarischen Verlockungen haben die Italiener aber den Traillauf gestellt. Anders als in unseren Breiten oft üblich gehen „Trail“ und „Ultra“ hier nicht Hand in Hand. Die lange Strecke hat mit 43 Kilometern zwar ein bissl mehr als die Marathondistanz, dafür gibt es aber auch einen 18 Kilometer Bewerb mit 700 positiven Höhenmetern. Grund genug für eine Anmeldung und einen Gelände-Saisonabschluss in Italien.

Los geht es im Innenhof einer mittelalterlichen Villa, durch einen Weingarten und dann einmal ganz flach am Ufer und den Auen der Brenta entlang flussaufwärts. Nach vier Kilometern trennt sich erstmals die Spreu vom Weizen – der erste und steilste von drei Anstiegen wartet und der ist nicht nur richtig steil, sondern auch technisch schwierig. Schnell zeigt sich, was uns Laura Zaltron später im Ziel bestätigt: Die Italiener sind „esperti nella discesa, ma dilettanti nella salita“ – Experten im Downhill, aber Amateure im Aufstieg. Egal, denn das Herbstlicht fällt sanft durch die Blätter, die Temperaturen sind wundbar zum Laufen und nach zwei Kilometern ist das Ärgste auch schon wieder vorbei.

Danach wird der Trail ein echter Genusslauf. Bergab und wieder leicht bergauf, vorbei an Steinhäusern, über Wiesen, durch Laubwälder, Olivenhaine, Weingärten. Der Herbst strengt sich an und zeigt seine schönsten Farben, der Läufer kommt auf dem Anstieg zur letzten Labestation noch einmal ordentlich ins Schwitzen und in die schwere Sauerstoffschuld. Was auffällt – die Italiener legen nicht nur im Alltag wert auf die „bella figura“, sondern auch beim Sport und beim Umweltbewusstsein. An den Labestationen gibt es keine Hektik, alle werfen ihre Becher brav in den einen, Bananen- und Orangenschalen brav in einen anderen Mülleimer. Nichts landet im Wettkampfstress auf dem Waldboden. Bravo, ragazzi.

Der Ausflug nach Venetien ist eben nicht nur sportlich eine Reise wert, auch Aussicht und Organisation können sich sehen lassen. Die Beschilderung der Strecke ist perfekt, wo man sich verlaufen könnte, stehen Ordner und weisen anfeuernd den Weg. Auf der Strecke wird – wie auf fast allen Trail-Events – sowieso Rücksicht genommen. Hat jemand einen Krampf, bleiben gleich drei, vier andere Läufer stehen und helfen. Kann man bergauf schneller laufen, als der Vordermann macht der Platz und zollt dir mit einem „Bravo, dai“ auch noch Respekt. Nach knapp zweieinhalb Stunden ist der Spaß (!) vorbei. Im Ziel wird – stile italiano – lautstark bei Panini und Torta al limone wild gestikulierend der Lauf nachbesprochen. Auch Laura Zaltron, Marketingexpertin von Stock-Hersteller Masters, lässt bei Penne all’arrabiata Wurzelteppiche, Gatschpassagen und steinige Abstiege Revue passieren.

Auch an der vierten Auflage des Rennens nehmen hauptsächlich Italiener teil. „Aber wir möchten auch gerne viele Leute aus den Nachbarländern anlocken“, sagt Organisatorin Alice Testi. „Österreich ist nicht weit, Deutschland auch nicht.“ Und wer es noch ruhiger angehen möchte – es gibt neben den Strecken über 43 und 18 Kilometer auch eine über 7 Kilometer. Damit mehr Zeit für die „bella figura“, Espresso und das regionaltypische Getränk bleibt: den Grappa. Salute.