Früher galten Stabillaufschuhe als Allheilmittel für „Überpronierer“. Heute sieht man ihren Einsatz differenzierter. 

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer


Wer kennt es nicht: Schon lange bevor Gesicht oder Kleidung eindeutig auszumachen sind, hat man den entgegenkommenden Läufer auf der Hausrunde bereits erkannt. Hintergrund dafür sind weniger hellseherische Fähigkeiten, denn vielmehr biomechanische Tatsachen. Jeder von uns hat seine ganz individuelle Art zu gehen und somit auch zu laufen. Einzigartig wie ein Fingerabdruck spiegeln sich hier Unterschiede in der Anatomie, aber auch das eigene Leistungsniveau sowie die Verletzungsgeschichte wider.

Teil des großen Ganzen ist auch die sogenannte Pronation, also ein nach innen knickender Fuß. Lange galt die Meinung, Pronation unbedingt verhindern zu müssen und mit sogenannten Stabilschuhen dagegen zu arbeiten. Heute lässt man dem Fuß wieder mehr Freiheit, sieht Pro- und Supination als Teil der natürlichen Bewegung an. Viele Sportmediziner raten erst bei akuten Problemen oder bei Verletzungsvorgeschichten und vor allem nach einer medizinischen Analyse zu einer aktiven Korrektur.

Dennoch haben Stabilschuhe natürlich ihre Berechtigung. Stabilisierende Elemente in der Mittel­sohle und im Obermaterial, typischerweise an der Innenseite, sorgen beim Abrollen für mehr Führung des Fußes und verhindern, dass dieser übermäßig nach innen kippt. Damit können sie auch einer ermüdeten Muskulatur unterstützend unter die „Arme“ greifen. Moderne Stabilschuhe sind in der Regel ihren neutralen Pendants in Sachen Komfort ebenbürtig, allerdings ob ihrer Konstruktionsweise mit festeren Schäumen an der Innenseite auch etwas schwerer. Auch in Sachen Dynamik hinken sie meist etwas hinterher. Für höheres Tempo oder dynamische Laufstile sind Modelle mit weniger Stütze und Sprengung die bessere Wahl.

Sicherer Halt
Empfiehlt der Sportmediziner oder Orthopäde, etwas gegen die Pronation zu unternehmen, ist ein Stabilschuh ein guter Anfang, der sich mit individuellen Einlegesohlen noch optimieren lässt. Doch auch wer beispielsweise bei längeren Einheiten unter Ermüdung dazu neigt übermäßig zu pronieren, wer instabile Gelenke hat, des Öfteren überknöchelt oder einfach insgesamt nach viel Halt im Schuh sucht, der könnte mit einem Stabilschuh als Partner gut beraten sein.
Die stabilisierenden Schuhe sind mit ihrem sicheren Halt und ihrer Unterstützung im Abrollvorgang auch für den Neueinstieg ins Laufen sowie für schwerere Läufer eine beliebte Wahl. Einige Modelle mit moderat ausgeprägten Stützeigenschaften lassen sich sogar universell empfehlen, da sie den Fuß im Bewegungsablauf unterstützen, ohne das Abrollverhalten übermäßig zu korrigieren.