Skitourenbekleidung wird immer ­modischer und kommt nicht nur am Berg, sondern auch in der Fußgängerzone gut an. Der zweite große Trend ist – analog zur gesamten Outdoor-Branche – die Nachhaltigkeit.

Von Klaus Molidor


Wer die unberührte Natur sucht, der sollte auch schauen, dass es sie möglichst lange gibt. Skitourengeher lieben die Freiheit, die Einsamkeit und die Schönheit der Natur und so ist es nur recht und billig, dass auch hier der Trend zur Nachhaltigkeit und zu natürlichen Ressourcen geht. Das zeigt sich in den aktuellen Kollektionen der Skitourenmode. Wolle und speziell Merinowolle liegt weiterhin stark im Trend und immer mehr Hersteller achten darauf, dass Materialien recycelt und wiederverwendet werden. Ein Rundblick bei Gigasport, Intersport und Sport 2000 bestätigt diese Trends.

DIE FASERN
„Wolle" ist auch das Erste, was Michaela Temmer, Einkäuferin bei Giga­sport in Graz zum Thema Trends in der Skitourenbekleidung einfällt. Die feinen Fasern der Merinowolle sind heuer extrem stark nachgefragt. Gerade für die Unterwäsche ist sie optimal. „Weil sie viel Feuchtigkeit aufnimmt und man dadurch trocken bleibt", sagt Temmer. Wer einmal Wolle trägt, wird dabei bleiben, ist sie sich sicher. „Zudem ist Merinowolle schmutzabweisend, geruchshemmend und temperaturregulierend", zählt Intersport-Experte Bernd Fürtbauer auf, der den Bereich Outdoor leitet.

„Generell werden die Materialien vielfältiger und robuster", sagt Tom Hutter vom Sport-2000-Händler „Sport Simon" in Saalfelden. Auch Daune ist wieder im Kommen. „Weil sie ein unschlagbares Verhältnis von Gewicht und Wärme hat", sagt Temmer. Vor allem unter einer Isolationsjacke werden gerne dünne Daunenjacken getragen. Dünn und warm ist auch Primaloft, die synthetische Alternative zur Naturdaune. „Primaloft ist stark komprimierbar und extrem wärmeisolierend", streicht Fürtbauer die Vorteile heraus.

DIE STYLES
Tourenbekleidung soll leicht und funktionell sein – das hat seinen Preis. Und gerade deswegen soll sie nicht nur einen Zweck erfüllen. „Tourengehen fasziniert auch immer mehr junge Leute. Die sind auch bereit für gute Qualität, die auch nachhaltig ist, etwas auszugeben", sagt Michaela Temmer von Gigasport. „Dafür sollen die Sachen dann im Alltag auch tragbar sein." Ein Trend, der sich bei Rundgängen durch die Fußgängerzonen der Städte ganz klar bestätigt.

Blau in allen Nuancen ist heuer stark im Trend. „Gefolgt von Grün, Berry/Purple und Orange", weiß Hutter. „Bei den Hosen liegt Schwarz mit Kontrastnähten vorne. Aber die Nachfrage nach Farbe steigt." Und: Der Kopf-bis-Fuß-Trend hält an. Heißt: Jacke, Hose, Helm, Ski, Stöcke – alles soll möglichst im selben Schema sein und gut zusammenpassen.

Die kräftigen Farben sind durchaus sinnvoll. „Bei der Tourenbekleidung ist das auch ein Sicherheitsthema", sagt Bernd Fürtbauer. Karpos bringt hier beispielsweise Schwung in die Optik. „Italiener verstehen eben etwas von Mode", sagt Skibergsteiger Johannes Walder. „Die Bekleidung wird in enger Zusammenarbeit mit uns Athleten auch optimal an das Training angepasst. Daher sitzt sie perfekt und hat das richtige Material an der richtigen Stelle."


DIE AUSRÜSTUNG
Aller guten Dinge sind drei. Sprich: Der Tourengeher sollte sich in drei Schichten kleiden. Direkt auf der Haut die Funktionsunterwäsche. Danach eine Schicht zur Klimaregulation. „Am besten ein Shirt mit Zipp, damit man es leicht und bequem ausziehen kann, wenn es zu warm ist", rät Temmer. Zuoberst empfiehlt sich dann gerade für Einsteiger eine Hybridjacke. „Die ist im Brustbereich isoliert und am Rücken, wo man schwitzt, luftig. So ist man für Aufstieg und Abfahrt gleichermaßen gerüstet."

Für die perfekte Temperaturregulierung hat Tom Hutter noch einen Tipp: „Eine kurze Überhose oder einen Rock aus Primaloft". Dazu kommen für den Aufstieg dünne Handschuhe, am besten mit Windstopper. Für die Abfahrt kann man dann Skihandschuhe aus dem Rucksack nehmen. „Den Kopf wärmt man am besten mit einem breiten Stirnband oder einer dünnen Haube." Auf der Abfahrt sollte dann – wie auf der Piste – ein Helm getragen werden. Bei den Hosen sollte auf einen Nässe- und Kantenschutz achten. Damit man im Tiefschnee nicht sofort nass ist.

DIE PFLEGE
„Die meisten Leute waschen die Jacken und Hosen viel zu selten bis gar nicht. Dabei erhöht regelmäßiges Waschen die Lebensdauer der Produkte deutlich", weiß Michaela Temmer. Durch Schweiß und Umwelteinflüsse werden die Fasern verklebt, die Funktionalität geht dabei verloren. „Waschen mit den richtigen Funktionswaschmitteln wirkt dem entgegen."

DIE NACHHALTIGKEIT
Sie ist das große Thema der Branche, darin sind sich Intersport-Experte Bernd Fürtbauer, Michaela Temmer von Gigasport und Tom Hutter von Sport2000 einig. „Dabei geht es nicht nur um den Verzicht auf krebserregende und umweltbelastende Farben und Imprägnierungen mit PFC", sagt Fürtbauer, „sondern auch um umweltfreundlichen Transport und faire Produktion." Solche Produkte erkennt man an den verschiedensten Zertifikaten.

Kein Zertifikat heißt allerdings auch nicht automatisch, dass das Produkt nicht fair und nachhaltig hergestellt wurde. „Denn in diese Zertifikate muss man sich auch einkaufen", weiß Temmer. „Hersteller, die auf Wolle setzen, verwenden ja schon einen nachwachsenden Rohstoff und haben damit ohnehin höhere Auflagen, als in den Zertifikaten gefordert." Auch der Tierschutz ist ein Thema. „Ortovox hat beispielsweise mit dem Wollstandard OWP den Tierschutz manifestiert", sagt Fürtbauer. Über 60 Indikatoren werden in jährlichen Audits durch zertifizierte, unabhängige Prüfer auf den Farmen kontrolliert.

Immer mehr Hersteller recyclen auch alte Jacken und Hosen, die sie von Abfallentsorgern kaufen, zerschneiden, daraus ein neues Garn spinnen und damit wieder neue Produkte herstellen.


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