Nicht, dass es nicht auch ein klein wenig Freude machen würde, das gleichmäßige, fast schon meditative Stapfen und Spuren im weichen Schnee. Nicht, dass nicht abends auf der Couch oder nachmittags beim Hütten- respektive Parkplatzbier ein wenig Stolz mitschwingt, all die Höhenmeter aus eigener Kraft überwunden zu haben.

Doch Hand aufs Herz: Der Grund für die „Strapazen“ des Zu- und Aufstiegs ist weder die tief verschneite Winterlandschaft noch der Gipfel – der Grund liegt einzig und allein in der Suche nach der perfekten Abfahrt, der Jagd nach dem perfekten Schwung, dem Finden der idealen Schneebedingungen zwischen Pulver und Firn. Mal geht es auf der Suche nach dem möglichst unverspurten Hang stundenlang durch schroffes, felsdurchsetztes Gelände bergan. Mal führt der Weg über weite Hänge und Almen – und manchmal dient das Tourenmaterial nur zur Überbrückung der letzten Höhenmeter, um vom Bergbahnausstieg in weniger frequentiertes Gelände zu kommen. Hat sich hier zwischen den Zeilen jemand selbst erkannt? Es könnte sein, dass die idealen Spielgefährten für den kommenden Touren-Winter im breiten Sortiment der „Freetourer“ und „Freerider“ warten.

Freetourer?
Freetourer, das sind Skifahrer, die zwar den Aufstieg nicht scheuen, deren Herz aber für die Abfahrt schlägt, präzisiert Thorsten Steiner, in Doppelfunktion sowohl bei Skihersteller Blizzard als auch beim Schuhspezialisten Tecnica als Marketing- und Communications-Manager für Österreich zuständig, die Begrifflichkeit. „Sie suchen Stabilität, Auftrieb im Powder und ein spielerisches Fahrgefühl. All das liefern unsere Freeride-Modelle mit breitem Shape, Rocker-Konstruktion und weichem, harmonischen Flex. Wer beim Aufstieg Gewicht sparen möchte, findet in den breiten Tourenskimodellen wie unserem Zero G 105 seinen Partner“, umreißt Steiner die breite Auswahl an infrage kommenden Skimodellen. Welcher Skityp schließlich „dein“ idealer Begleiter ist, hängt von individuellen Faktoren ab. „Ideal ist ein Ski dann, wenn man die richtige Mittelbreite und Konstruktion für das jeweilige Einsatzgebiet wählt“, erklärt Steiner. 1000 Höhenmeter auf schweren Freeride-Skiern? Wenn es die Abfahrt erfordert oder die Beine es erlauben, durchaus möglich – für Otto Normalverbraucher aber vermutlich eher unnötig ermüdend. Leichtere Modelle sparen hier im Aufstieg Kraft für die Abfahrt. Gilt es nur 200 hm vom Lift weg zu überwinden, steht es vielleicht andersherum. Genauso verhält es sich mit sehr breiten Modellen im Vergleich zu etwas schmäleren Plattformen. Breite spielt ihre Stärken bei großen Schneemengen voll aus – schmälere Modelle sind aber vielleicht überall sonst überlegen. „All das bedeutet nicht zwingend, dass man alles im privaten Skikeller haben muss“, greift Thorsten Steiner unsere Gedanken auf. „Entscheidend ist, dass das Material zu den Bedingungen passt, in denen man am häufigsten unterwegs ist.“

Ebenso breit wie die Skiauswahl zeigt sich das Sortiment der passenden Schuhe. Auch hier kommt man mit klassischem „Freeride-Material“ mit Gehfunktion wie dem Tecnica Cochise genauso in Berührung wie mit deutlich aufstiegsorientierteren und „echten“ Tourenmodellen wie dem Tecnica Zero G, um hier zwei Klassiker im Freetouring-Bereich exemplarisch zu sezieren. „In puncto Passform, Anpassungsmöglichkeiten und Bewegungsfreiheit stehen sich die beiden Modellserien in nichts nach. Wer auf leichte Ausrüstung setzt und viele Höhenmeter meistern möchte, orientiert sich eher an den leichten Zero-G-Modellen. Wer Vielseitigkeit sucht, greift zum Cochise. 

Freetourer sind Skifahrer, die zwar den Aufstieg nicht scheuen, deren Herz aber für die Abfahrt schlägt.

Klassische 4-Schnallen-Konstruktion, GripWalk®-Sohle und Low-Tech-Kompatibilität überzeugen hier auf der Piste genauso wie auf Tour und im Backcountry“, erklärt Steiner exemplarisch den Unterschied zwischen Tourenschuhen mit guten Abfahrtseigenschaften und einem alpinschuhähnlichen Free­rideschuh mit Aufstiegsoption für tendenziell kürzere Anstiege.

So wie Ski und Schuhe muss auch die Bindung zum primären Einsatzzweck passen. Grundsätzlich bieten sich klassische Tech-Bindungen ebenso an wie Hybrid-Modelle mit alpinem Hinterbacken und teils variablem Vorderbacken (effiziente Pins im Aufstieg, „sichere“ Alpin-Technik in der Abfahrt). Welcher Nutzer wovon profitiert, erklärt Filippo Faldon von ATK wie folgt: „Ein Skifahrer, der sich für eine Hybrid-Bindung wie die ATK HY entscheidet, entscheidet sich klar für einen Fokus auf die Abfahrt, auch wenn natürlich ein komfortabler Aufstieg (durch die Tech-Toes, Anm.) gegeben bleibt. Stehen andererseits lange Touren auf dem Programm und rücken Zu- und Aufstieg in den Fokus, sollten Tech-Bindungen wie beispielsweise die ATK Raider EVO in Betracht gezogen werden.“ Klassische Pin-­Varianten mit ebensolchem Hinterbacken bieten geringes Gewicht. Die Kraftübertragung und Steifigkeit von alpinen Hinterbacken bei Hybrid-Modellen können sie aber nicht bieten. Hybridmodelle hingegen opfern etwas Gewicht zugunsten ihres präziseren Skigefühls“, geht Faldon in die Tiefe. Schlussendlich gilt es immer, Bindung, Ski und Schuhe für ein ideales Schnee-Erlebnis exakt aufeinander abzustimmen. Wer sich hier unschlüssig ist, sollte sich im gut sortierten Fachhandel beraten lassen.