Ohne sie stehen Ski und Schuh auf verlorenem Posten – erst die Bindung bringt die Kraft des Fahrers auf den Schnee. Warum heutzutage kaum jemand sein Modell selbst auswählt und warum ein regelmäßiges Service unerlässlich ist.

Von Klaus Molidor


Metallhebel von beiden Seiten. Sie zerren und drücken an der Hartplastikschale, bis die Backen nachgeben. Der Skischuh springt aus der Bindung und die Maschine spuckt einen Zettel aus.

So endet die Einstellung einer Skibindung. „Diese elektronische Kontrolle muss einfach sein", sagt Ski-Experte Georg Doppler von Giga­sport in Graz. Denn auch, wenn alles an der Bindung korrekt eingestellt ist, könnte das Material ja einen Fehler haben. Der ausgeworfene Papierstreifen bestätigt dann, auf wie viele Newtonmeter die Bindung eingestellt ist. Eine Bestätigung, die wichtig, bei Schulskikursen sogar unerlässlich ist. Damit Schule und Sportfachhandel abgesichert sind.

Z-ZAHL
Das Bindungs-ABC beginnt aber woanders. Ganz am Ende nämlich, beim Z. Die Z-Zahl ist immer noch das Um und Auf der Einstellung. Der Wert, den man an den vorderen Bindungsbacken ablesen kann, wird aus mehreren Parametern berechnet: Körpergröße des Fahrers, Gewicht, Schuhsohlenlänge, Fahrkönnen, Alter – das wegen der Knochendichte eine nicht unerhebliche Rolle spielt.

Bei der Bindung selbst gibt es ebenfalls große Unterschiede. Vom Einsteigermodell, bei dem fast alles aus Kunststoff ist, bis hin zu den Profimodellen mit aufwendigen Dämpfern, Metallen und Kunststoffen aus der Raumfahrttechnologie. „Es geht dabei immer um die Effizienz der Kraftübertragung", sagt Georg Doppler. Einsteiger kommen mit weicheren Bindungen gut zurecht, je ambitionierter und sportlicher der Fahrer wird, desto härter und hochwertiger wird auch die Bindung.

Wie bei den Skiern gibt es auch bei den Bindungen spezielle Lady-Modelle – die sich nicht nur farblich von den anderen Bindungen unterscheiden, sondern auch durch die inneren Werte. „Damen sind meist leichter und kleiner, brauchen also nicht ganz so stabile Systeme", sagt Doppler. „Zudem sind die Bindungen hinten erhöht, weil Damen dazu neigen, zu weit hinten zu sitzen. Durch die Schuhneigung kommen sie dann automatisch in die bessere Position."

SYSTEM STATT BAUKASTEN
Ein Blick in den Sportfachhandel zeigt: Alle Ski werden heute schon im Komplettset mit Bindungsplatte und Bindung angeboten. Was aber, wenn ich meine eigene, auf meine persönlichen Bedürfnisse abgestimmte Bindung haben möchte? „Diese Auswahl erledigt heute schon die Industrie", sagt Giga­sport-Ski-Einkäufer Peter Seinitzer. „Und das hat durchaus Sinn", bestätigt Doppler, „denn die Systeme aus Platte und Bindung sind optimal auf den dazugehörigen Ski abgestimmt."

Eine Profibindung auf einem Einsteiger-Ski ist mehr oder weniger sinnlos und bringt dem Fahrer so gut wie nichts. Auch wenn die Kraftübertragung bei einer Profibindung effizienter ist. „Der Ski ist dafür zu weich und das Mehr an Kraft kommt gar nicht an der Schaufel an, sondern geht verloren", erklärt Doppler. Ähnliches gilt für die Bindungsplatten. Als die in der Hoch-Zeit von Hermann Maier aufgekommen sind, wollte auch jeder Hobbyfahrer höher über dem Ski stehen, um noch besser zu fahren. „Das hat sich aber wieder aufgehört, weil es viel zu aggressiv war."

Analog zu den Bindungen werden die verbauten Materialien auch bei den Platten immer hochwertiger, je sportlicher der Ski ist. Bei den Rennmodellen kommen auch bereits Schwingungsdämpfer aus Metall zum Einsatz. Und weil Ski und Bindungssystem so genau aufeinander und das Fahrkönnen abgestimmt sind, tauscht kaum jemand die Bindung aus und möchte ein anderes Modell montiert haben.

SPEZIELLE ABSTIMMUNG
Zumindest gilt das bei den Pistenfahrern – bei den Freeridern ist das wieder ganz anders. „Freerideski verkaufen wir ohne Bindung", sagt Doppler, „die Bindung wird dann genau auf die Bedürfnisse der Fahrer abgestimmt und ohne Platte auf den Ski montiert. Modelle etwa, die ganz leicht sind, und die eine Geh-Funktion wie Tourenbindungen haben, dafür in der Abfahrt nicht ganz so stabil sind." Die zwei Freeride-Systeme: die Backenbindungen wie bei den Alpin-Skiern und die „King-Pin"-Bindungen, bei denen vorne und hinten Metallzapfen in einen speziellen Skischuh einrasten. Dafür werden dann schon einmal 500 Euro fällig. Freerider sollten sich also genau überlegen wie viel sie auf der Piste und wie viel sie im freien Gelände unterwegs sind, um das optimale System zu finden.

REGELMÄSSIGES SERVICE
Zurück im Serviceraum. Wieder rattert ein Zettel aus der Maschine, wieder verlässt ein Paar Ski samt Bindung die Überprüfungsstelle. Einmal pro Jahr sollte man die Bindung überprüfen lassen – Gewicht und Fahrstil können sich ja verändert haben! Das Wichtigste dabei: Immer den eigenen Schuh mitbringen und nicht einfach einen gleich großen aus dem Geschäft zur Einstellung verwenden. „Denn durch das Gehen wird die Sohle glatter und dünner. Das macht dann einen Unterschied bei der Haftung in den Bindungsbacken aus", erklärt Doppler. Und Fahrspaß und Gesundheit zuliebe sollte die Bindung ja weder zu früh noch zu spät auslösen.


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