Sinken in der Höhe die Temperaturen, weht kalter Wind um die Ohren oder braucht es einfach Wärme bei der Gipfelpause: Dann schlägt die Stunde der Isolationsjacken. Auch im Alltagseinsatz sind diese Jacken beliebt.

Christof Domenig
Christof Domenig

Isolationsjacken haben heute nicht nur einen Fixplatz im Sortiment vieler Bergsportler, sondern das Zeug zum Lieblingsteil. Schon dünne und leichte Jacken bieten eine erstaunliche Wärmeleistung, sie fühlen sich weich und geschmeidig an und schauen bei all dem cool aus. Alles gute Gründe, warum viele sie nicht nur im Bergsport, sondern auch im Alltag sehr gern einsetzen. 
„Bei einer Körperkerntemperatur von 37 Grad funktioniert der Organismus optimal. Wird diese unterschritten, schwächt das den Körper nach kurzer Zeit und erzeugt ein unangenehmes Körpergefühl“, führt Salewa-Produktmanager Florian Oberst grundsätzlich aus. „Solange man sich bewegt, erzeugt die Muskulatur aktiv Wärme. In Ruhe hingegen benötigt man eine schützende Luftschicht, die den Körper umgibt und gegen Kälteeinflüsse abschirmt – dafür sorgt eine Isolationsjacke.“
 

Stefan Gögele, Head of Pro­duct Management bei Löffler, ergänzt: „Die Isolationsjacke wird entweder bei Nässe als zweite Schicht unter einer Hardshelljacke getragen – oder an trockenen Tagen als wärmende Außenschicht. Sei es am Berg, beim Spaziergang im Wald oder in der Stadt.“ 

Bei sportlichen Aktivitäten im Gebirge sollte eine „Iso-Jacke“ eigentlich immer im Rucksack dabei sein, rät Gögele, ob für Pausen oder auch unerwartete Temperaturstürze. „Durch ihr geringes Gewicht und das kleines Packmaß durch gute Komprimierbarkeit lassen sich die Jacken leicht mitnehmen.“ Neben den universell einsetzbaren Berg­sportjacken gibt es auch spezielle Varianten, die etwa fürs Skitourengehen oder für Ausdauersportarten wie Langlaufen, Radfahren oder Winterlaufen konzipiert sind. „Bei diesen ‚Hybridjacken‘ wird eine dünne Isolierung partiell eingesetzt und mit elastischen, atmungsaktiven Materialien kombiniert. So sind wind- und wetterexponierte Stellen wie Brust oder Kopf wärmeisoliert und geschützt, während der Rest optimale Bewegungsfreiheit und Atmungsaktivität genießt.“

Daune, Wolle, PrimaLoft und Co.
Es ist schon eine Weile her, dass der Markt an Isolationsjacken hauptsächlich Daunen- oder Kunstfaserjacken (am bekanntesten: PrimaLoft) bot. Heute ist die Vielfalt und Auswahlmöglichkeit deutlich größer, die Wahl damit aber nicht unbedingt einfacher geworden. 

Die wichtigsten Materialvarianten: Da wäre einmal Daune. „Daune hat die höchste Wärmeleistung, gemessen am Gewicht, lässt sich gut komprimieren und ist klein packbar. Allerdings ist sie nässeempfindlich“, erklärt Oberst. Heute gibt es auch hydrophobierte Daune, „diese kann durch die wasserabweisende Ausrüstung länger ihre Struktur bewahren, doch wenn es richtig nass wird, kommt sie auch an ihre Grenzen. Entsprechend ist Daune empfindlicher in der Handhabung und pflegeaufwendiger.“
„Faserisolierungen“ müssen heute nicht zwingend aus Kunstfasern bestehen: „Sie isolieren auch bei Nässe, sind einfacher in der Handhabung und Pflege. Allerdings sind sie etwas schwerer und nicht so stark komprimierbar.“ Neben Daune setzt Salewa stark auf eine natürliche Faserisolierung aus Tiroler Schafwolle – Oberst: „Sie kann viel Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich feucht oder klamm anzufühlen, und unterstützt die Temperaturregulierung des Körpers., hat zudem eine geruchshemmende Wirkung.“
Kunstfasern wie PrimaLoft sind zu Recht ebenfalls beliebt – im Löffler-Sortiment sind zwei unterschiedliche Arten dieser bekannten Kunstfaser erste Wahl für Isolationsjacken. „Das Material bietet eine perfekte Kombination aus Atmungsaktivität, Feuchtetransport und Wärmeleistung, ist wunderbar komprimierbar und zudem nach-   haltig mit Recyclinganteil“, zählt Stefan Gögele auf.

Auf sogenannte „aktive Isolationsmaterialien“ weist Florian Oberst zusätzlich hin. „Am bekanntesten ist hier Polartec Alpha. Diese Isolierungen bieten eine hohe Luftdurchlässigkeit und haben so ein sehr weites Anwendungsspektrum – ideal bei intensiven Sportarten oder Stop & Go-Aktivitäten.“ 

Vor dem Kauf soll man sich überlegen, wofür man die Jacke braucht und sich dann beim Fachhändler gut beraten lassen, so der allgemeine Experten-Ratschlag. Neben der Wahl des Materials und dem Einsatzbereich soll auch das persönliche Temperaturempfinden in die Überlegungen mit einfließen.

Nachhaltigkeit und Pflege
Auf Nachhaltigkeitsaspekte wird heute in der Outdoorwelt viel Wert gelegt, so auch bei Isolationsjacken. „Im Fall der Wolle setzen wir auf lokale Wolle aus Nord- und Südtirol, was einen Beitrag zum Erhalt der Bergwirtschaft leistet. Wolle der Tiroler Schafe war lange Zeit ein ungenutztes Abfallprodukt der Schafzucht“, erklärt der Produktmanager des in Bozen in Südtirol ansässigen Unternehmens Salewa. 

Löffler aus Ried im Innkreis verwendet zwei PrimaLoft-Varianten, eine mit 100 % und eine mit 58 % Recycling-Anteil, betont Gögele. Ebenfalls ein Nachhaltigkeitsaspekt: „Kunstfaserjacken sind pflegeleichter und formstabiler – ich kann die Jacke zu Hause im Schonwaschgang waschen und brauche nicht zwingend einen Trockner. Immer unter Beachtung der Pflegehinweise am Etikett.“ Flüssigwaschmittel verwenden, keinen Weichspüler benutzen; Reißverschlüsse, Druckknöpfe und Klettverschlüsse vor dem Waschen immer schließen, so die weiteren Pflegetipps zu Kunstfaser-Isolationsjacken. „Zum Trocknen am besten auf einen Bügel hängen. Ist das Symbol für den Wäschetrockner nicht gestrichen, kann die Jacke nach dem Abtropfen auch im Wäschetrockner getrocknet werden.“

Speziell für Daune ist doch einiges mehr zu beachten: „Der richtige Trocknungsvorgang ist sehr wichtig, dass sich die Daunen nach dem Waschen wieder komplett entfalten und nicht verklumpen“, rät Oberst – „im Zweifelsfall die Jacke lieber von Fachleuten reinigen lassen.“