Welche Hardshelljacke ist für deine Sportart am besten geeignet? Und worauf solltest du zwecks Nachhaltigkeit achten? Wir haben bei Mammut und Vaude nachgefragt.

Nicole Hofstetter
Nicole Hofstetter

Hardshelljacken bilden die harte Schale eines jeden Outdoorers. Insbesondere bei wechselhaftem Wetter sollte die äußerste Lage des bekannten Zwiebel-Prinzips Teil der Basis-Ausrüstung sein, denn sie „schützt zuverlässig vor Regen, Schnee und Wind und hilft gleichzeitig dabei, die Körpertemperatur zu regulieren“, führt Mammut-Produktmanagerin Stefanie Gubalke in das Thema ein. Je nach Temperatur liegen unter dieser Schale Funktionswäsche als Baselayer sowie ein wärmender Midlayer. Dafür eignet sich zum Beispiel eine Fleecejacke oder auch eine zusätzliche Isolationsjacke aus Daune oder Synthetik für frostige Temperaturen. Dieser Aufbau deutet bereits an, dass du bei der Wahl deiner Hardshelljacke auf genügend Platz für alle diese Schichten achten solltest, damit deine Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt wird.

Die Qual der Wahl
Je nach Lieblingsportart gilt es beim Kauf zudem spezielle Eigenschaften nicht zu vernachlässigen. Stefan Lörke, Abteilungsleiter für Bekleidungs-Produktmanagement bei Vaude, weiß von den Vorlieben der größten Outdoor-Gruppe: „Wer gern wandert, setzt auf bequeme Schnitte und Allround-Wetterschutz mit hohem Tragekomfort.“ Geht es höher in die Berge, womöglich auch mit Felskontakt, werden leichte, robuste Materialien geschätzt. „Bei Mountaineering-Jacken sind eine helmtaugliche Kapuze, höher platzierte Taschen – damit sie beim Tragen eines Klettergurts oder Rucksacks zugänglich bleiben – sowie ein spezieller Schnitt essenziell. Dieser ermöglicht es, die Arme über den Kopf zu heben, ohne dass die Jacke verrutscht“, ergänzt Gubalke. Steht Kontakt mit Schnee auf der Liste der Möglichkeiten, ist auch ein integrierter Schneefang nicht verkehrt. Und soll es mit dem Fahrrad Richtung Wanderung gehen, empfiehlt Vaude-Experte Lörke einen körpernahen Schnitt sowie eine verlängerte Rückenpartie für den optimalen Sitz in der Fahrposition. Zusätzliche Goodies sind eine Unterarmbelüftung sowie Einstellmöglichkeiten an Kapuze, Ärmeln und Saum.

Einen weiteren Hinweis auf das Einsatzgebiet der jeweiligen Hard­shelljacke geben die Kürzel 2L, 2,5L und 3L. Das L steht hier für die Lagen, die die Jacke selbst hat. „Grundsätzlich besteht jede Hard­shelljacke aus mindestens zwei   laminierten Schichten“, beginnt die Mammut-Expertin. Die äußere Schicht, die mit einer dauerhaft wasserabweisenden Imprägnierung (DWR) versehen wird, und die Membran, der eigentliche Wetterschutz, der auch für die Atmungsaktivität der Jacke sorgt. Bei 3L gibt es eine zusätzliche innenliegende Schutzschicht, die die Membran verstärkt, und bei 2,5L eine etwas dünnere Schutzbeschichtung, die für ein geringeres Packmaß sorgt. „Für gelegentliche Wanderungen oder den Alltag reicht meist eine 2-Lagen-Jacke. Wer häufiger und länger bei rauem Wetter unterwegs ist, ist mit einer 2,5- oder 3-Lagen-Konstruktion besser beraten“, empfiehlt Gubalke dementsprechend.

Fortschreiten des PFAS-Verbots
Auch solltest du den Begriff „PFC-frei“ beachten. Dieser weist darauf hin, dass die Jacke keine umwelt- und gesundheitsschädlichen PFAS – kurz für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, auch bekannt als Ewigkeitschemikalien – beinhaltet. Die in der Outdoor-Branche vor allem aufgrund ihrer wasserabweisenden Eigenschaften verwendeten Stoffe sollen bald der Vergangenheit angehören. Die EU hat bereits ein schrittweises Verbot für PFAS-haltige Produkte eingeleitet, das voraussichtlich 2030 abgeschlossen sein wird. Bei Vaude, wo bereits seit 2010 an PFC-freien Produkten gearbeitet wird, zeigt man sich erfreut über den Beschluss. „Gesetzliche Regelungen sind wichtig, um die Entwicklung PFAS-freier Alternativen voranzubringen“, so Vaude-CEO Antje von Dewitz. Auch Mammut begrüßt als Mitglied der Umweltorganisation ChemSec, die sich für ein PFAS-Verbot in Europa starkmacht, den Abschied der Outdoor-Branche von den Ewigkeitschemikalien.

Alternativen, die ebenfalls die hohe Funktionalität, Atmungsaktivität und Wetterbeständigkeit gewährleisten – ohne dabei Umwelt oder Gesundheit zu belasten, gibt es bereits einige, lässt uns Sara Marty, Corporate Responsibility Managerin bei Mammut, wissen. Dort erfolgt seit 2016 die Umstellung auf PFC-freie Varianten aus Polyethylen (PE) sowie auf die eigene Membran-Technologie Mammut DRY. Vaude verwendet eine PU-Dendrimertechnologie, erklärt Bekleidungs-Abteilungsleiter Stefan Lörke: „Dendrimer heißt so viel wie verzweigtes Molekül, also feine Verästelungen auf der Oberfläche, auf der der Wassertropfen praktisch schwebt.“

Um die Funktionalität sowie Langlebigkeit der PFC-freien Jacken zu unterstützen, wird von beiden Herstellern empfohlen, sie anders als ihre Vorgänger regelmäßig zu waschen sowie die Imprägnierung bei Bedarf mit ebenfalls PFAS-freien Produkten aufzufrischen.

Gesetzliche Regelungen sind wichtig, um die Entwicklung PFAS-freier ­Alternativen voranzubringen.

Vaude-CEO Antje von Dewitz

Lang lebe die Hardshelljacke
Und das ist nicht das Einzige, was du tun kannst, damit dich deine Jacke möglichst lange durchs Leben begleitet. Mammut sowie Vaude bieten einen Reparaturdienst an. „Vaudes Produkte sind so konzipiert, dass sie repariert werden können. Wir bieten Ersatzteile, Reparaturservices und DIY-Anleitungen“, verrät Lörke. Und hat die Jacke dann doch einmal ausgedient, wird recycelt. Damit diese Kreislauffähigkeit gegeben ist, muss aber bereits bei der Entwicklung des Produkts darauf geachtet werden, klärt der Vaude-Experte weiter auf: „Wo möglich, verwenden wir recyclingfähige oder recycelte Materialien – zum Beispiel Polyester aus PET-Flaschen oder sortenreine Monomaterialien, die sich besser wiederverwerten lassen.“ Nachwachsende Rohstoffe oder Verfahren wie Recycling-Polyamid aus Altreifen kommen bei Vaude ebenfalls zum Einsatz.

Auch Mammut investiert ­verstärkt in zirkuläre Designansätze, lässt uns Sara Marty wissen. Mammut LOOPINSULATION nennt sich die neueste Innovation, die dafür sorgt, dass ausgediente Kletterseile in Form von Wattierungen ein neues Leben als Teil von Isolationsjacken finden und dich auf diesem Weg vor Nässe und Kälte schützen. So schließt sich 
der Kreislauf wieder.