Was macht eine urige, gemütliche Skihütte aus? Wir haben uns umgehört und Hütten mit hervorragendem Ruf in den verschiedensten Ecken unseres Landes gefunden – und mit drei Betreibern über ihre Philosophie gesprochen.

Nicole Hofstetter
Nicole Hofstetter


Um die Mittagszeit knurrt bei vielen, die den Tag auf der Piste verbringen, der Magen. Die Einkehr in eine Skihütte steht an. Sich jetzt einfach gemütlich an einen Tisch zu setzen, die schon leicht beanspruchten Oberschenkel auszuruhen und sich mit etwas Deftigem oder ­Süßem zu stärken – so der Wunsch­. Sich erst einmal ans Ende einer langen Schlange zu begeben, bevor das Tablett in Skischuhen zum Labeplatz balanciert werden muss – das ist stattdessen öfters die Realität. Ähnliches Spiel am späten Nachmittag kurz vorm Verlassen des Skigebiets. Wer sich am Ende eines langen Tages mit einer heißen Schokolade aufwärmen und entspannen will, jedoch Angst haben muss, diese im Gedränge ausgelassen Feiernder zu verschütten – dem wird die Hüttengemütlichkeit vermutlich rasch vergehen.

Nichts gegen jene, für die das Wörtchen Ski hauptsächlich in Verbindung mit einem vorangestellten Après gute Laune macht. Wir haben uns für diese Geschichte aber auf die Suche nach urigen Skihütten gemacht, abseits von Massenabfertigung und abseits des Herumgehüpfes auf den Tischen.
Relativ rasch sind wir in den verschiedensten Ecken Österreichs fündig geworden: mit Hütten, die von Kennern ihrer jeweiligen Regionen als Inbegriffe der Gemütlichkeit beschrieben werden, bei denen die Werte Bodenständigkeit, Tradition und Regionalität höchste Priorität haben.

Viele Stammgäste
Peter Koidl, Hüttenwirt der Thoraualm im Herzen der Hochkönig-Region im Salzburger Land, teilt unsere zu Beginn angestellten Überlegungen: „Wenn man bedient wird, ist es einfach schöner, als wenn man sich Speisen und Getränke selbst holen muss. Überhaupt auf einem Fliesenboden mit Skischuhen und dem Tablett.“ In der Hütte auf Piste 19 und 10a, die unter der Schwarzeckalm-Bergstation beginnen, möchte man vor allem eines, sagt Koidl: ein heimeliges Ambiente schaffen. Dazu trägt schon bei, dass es sich um eine kleine, urige und traditionelle Almhütte handelt, die fast vollständig aus Holz besteht. In solch einer würde sich vermutlich auch Heidi aus der beliebten Kinderserie wohlfühlen. Bei den Mahlzeiten wird der Schwerpunkt darauf gesetzt, den Gästen die eigenen Produkte näherzubringen – allen voran das Rind direkt von der Alm.

Dass dies gut ankommt, merkt man auch daran, dass viele, die in der Thoraualm Platz nehmen, Einheimische sind. Koidl schätzt den Anteil der Stammgäste sogar auf bis zu 85 Prozent. Im Laufe der Jahre haben sich daraus zahlreiche innige Freundschaften entwickelt. „Wir bemühen uns auch außerhalb der gastronomischen Leistungen um unsere Gäste. Immer wieder gibt es ein nettes Zusammensitzen und wir trinken etwas miteinander“, preist Koidl die familiäre ­Atmosphäre in der Thoraualm.

Familienbetrieb seit Generationen
Ebenfalls großgeschrieben wird „Familie“ in der Legalalm (auch bekannt als Kreuzjochhütte) im Skigebiet Zillertal Arena in Tirol. In den 1960er-Jahren von Franz Huber senior erworben und zu neuem Glanz geführt, befindet sich die Almwirtschaft zurzeit in fester Hand der zweiten Generation. Die Hütte selbst ist mit ihren elf bis 15 Tischen ein idyllisches Plätzchen etwas abseits der Piste, das nichts von seinem originalen Charme eingebüßt hat. „Sie ist auch ziemlich niedrig, da stoßen sich die Gäste gerne mal den Kopf an“, warnt uns Maria Huber mit einem Schmunzeln.

Um den ursprünglichen Besitzer in Erinnerung zu behalten, ergänzt seit 1993 ihm zu Ehren eine Kapelle die Legalalm. Dort wird traditionell jedes Jahr am ersten Sonntag im September in Gedenken an Franz Huber senior sowie seine Frau Rosa eine Messe abgehalten. Rosa hat sich aber auch noch auf eine ganz andere Art verewigt, und zwar im Kaiserschmarren, der auf den Tellern der Gäste landet – immer noch zubereitet nach ihrem originalen Rezept.

Neben Traditionen wird auch großer Wert auf die Regionalität der Produkte gelegt: „Alles, was möglich ist, wird vom eigenen Hof verwendet: von der Milch über den Käse bis hin zum Speck.“ Sollte übrigens einmal Wild auf der Karte stehen, können sich die Gäste nicht nur sicher sein, dass es direkt von der Alm ist, sondern auch, dass es von Familie Huber persönlich erlegt wurde.

Dort, wo nichts versteckt wird
Kulinarisch setzt die Watschiger Alm am Kärntner Nassfeld, die unter der Leitung von Ardit Kurtaj steht, Maßstäbe: Hier können die Anwesenden sogar zusehen, wie die bestellten Speisen in der Schauküche zubereitet werden. „Bar, Küche und Gastraum in einem: Das ist das Rezept für eine einfache und einzigartige Atmosphäre“, erklärt der Hüttenwirt. Die verarbeiteten Zutaten stammen ebenfalls fast alle aus der Region. Das wird durch das „Kärntner Genusswirt“-Siegel garantiert. Dieses dürfen nur jene Betriebe tragen, die die wichtigsten Produkte der Küche wie Milch, Eier und Fleisch aus Kärnten beziehen. 

Das Herzstück der Eigenproduktion ist der Gailtaler Almkäse, der während der Sommermonate von Sennerin Elisabeth Buchacher aus eigener Kuhmilch hergestellt wird. Diesen findet man zum Beispiel in einer Spezialität des Hauses – dem Alm-Cordon-Bleu. Dazu bietet sich ein Almbier an, welches eigens für die Watschiger Alm in der Schleppe Brauerei in Klagenfurt gebraut wird. Bergfexe, die es erst in der Nachsaison auf die Piste verschlägt, können beruhigt sein: „Es gibt zwar eine begrenzte Menge, aber bis Saisonende hat unser Almbier bisher immer gereicht“, verrät Kurtaj augenzwinkernd. Ans Herz gelegt wird uns auch der Kaiserschmarren, bei dem es sogar, sollte er nicht schmecken, eine Geld-zurück-Garantie gibt. Was dem Vernehmen nach jedoch noch nie in ­Anspruch genommen wurde ...