Von den Alpen ans Meer! Diesen Traum erfüllen sich immer mehr Radfahrer auf dem FVG1-Radweg, der vom Grenzort Tarvis über Udine nach Grado an die Adria führt. SPORTaktiv ist den 180 Kilometer langen Radweg-Klassiker selbst gefahren und ist begeistert!

Alfred Brunner
Alfred Brunner


Un Espresso per favore! So startet ein perfekter Tag in bella Italia. Wir starten im entzückenden Grenzort Tarvis – ein Kulinarik-Hotspot für Pizza, Pasta und Wein. Eine Topadresse für ein authentisches italienisches Frühstück ist die Bar „DAWIT“ am südwestlichen Ende des Ortes, aber auch zahlreiche Bars im Zentrum wie das „Time Out Caffe“ oder die „Bar Tizio“ brillieren mit bester Kaffee-Qualität und leckerem Frühstück. Ich starte die Tour im Zentrum beim bestens beschilderten Startpunkt auf den alten Bahngleisen. Zur Einordnung ebenfalls wichtig: Der Radweg FVG1 ist Teil des „Ciclovia Alpe Adria“. 415 Kilometer rollt es von Salzburg, Bischofshofen, Bad Gastein, Spittal an der Drau, Villach, Tarvis, Udine bis nach Grado. Der Abschnitt ab Tarvis ist dabei sicher der schönste Teil! Highlights sind die vom Autoverkehr getrennte Strecke auf den alten stillgelegten Bahngleisen, die zahlreichen alten Eisenbahntunnel, die beeindruckende Naturvielfalt und der gut markierte Radweg mit dem markanten Mittelstreifen.

Es geht also los. Nach ein paar wenigen Höhenmetern rollen wir gut dahin, immer leicht abwärts. Ich fahre beim Saisera Tal vorbei (ein Langlaufparadies im Winter, ein Wanderparadies im Sommer), im Hintergrund beobachtet mich die Montaschgruppe mit dem Montasch (2.754m) als mächtigen Chef. Zahlreiche alte Bahnhöfe wurden entlang des Radwegs entzückend zu Jausenstationen und Espresso-Stopps ausgebaut, herrlich! In Pontebba genießen einige Radkollegen ihre erste Rast, kein Wunder bei der beeindruckenden Kulisse, u.a. ist die „alte Staatsgrenze“ bei der Brücke ein beliebtes Fotomotiv. Weiter geht's durch zahlreiche Tunnel (Tipp: Licht mitnehmen, um gut gesehen zu werden), es rollt phantastisch, weil immer noch leicht abwärts. In Venzone lockt der nächste Espresso inkl. einem kurzen Stopp im Supermarkt. Venzone strahlt eine märchenhaft schöne Magie aus. Kurz nach Venzone liegt auch schon das entzückende Gemona. Dort kreuzen sich drei Radwege: die Alpe-Adria-Radroute, der Tagliamento-Fluss-Radweg (FVG6) und der Pedemontana-Radweg (FVG3).

Nun sind wir in der Tiefebene angelangt. In Tarvis waren wir noch auf 800 m über dem Meeresspiegel, nun sind wir auf 200 m; die Temperaturen sind hier meist um 5 bis 10 Grad höher. Gute 30 km weiter erkunde ich Udine, mit rund 100.000 Einwohnern ein wichtiges Zentrum Friauls und neben Triest die zweitgrößte Stadt. Udine beherbergt zahlreiche Museen, tolle Plätze zum Verweilen, Hotels in allen Kategorien und Restaurants zum Niederknien. Für mich persönlich ist Udine sowieso tief im Herzen verankert, weil mein Fußball-Lieblingsclub Udinese seit Jahrzehnten in der Serie A für Fußballbegeisterung sorgt. Ich genieße den Abend, ein großartiges Abendessen mit „vino rosso“ und gehe nach 120 Kilometern Radgenuss müde, aber happy zu Bett.

Der zweite Tag weist nur mehr wenige Kilometer auf, konkret sind es noch 60 km bis ans Meer. Von Udine geht es nach Palmanova – der Hauptplatz beeindruckt mit seiner sternförmigen Symmetrie (ein 9-Eck) und den Stadttoren. Stehenbleiben und genießen ist hier kein Tipp, sondern Pflicht. Die Meeresluft ist schon spürbar, noch 30 km bis ans Ziel. Zuvor geht es aber noch nach Aquileia, eine Stadt mit rund 3.000 Einwohnern. Aquileia war im Römischen Reich eine strategisch und wirtschaftlich bedeutende Stadt. Reste der römischen Stadt sind im Freigelände und in zwei Museen zu besichtigen. Ich genieße den Zeitsprung und staune über das Leben von früher. Weiter geht's noch 5 km am Festland, bevor das finale Highlight-Trio wartet: die 5 km lange Brücke „durchs Meer“ direkt nach Grado, das pittoreske Stadtzentrum von Grado und natürlich das Meer. Das Gefühl des Ankommens in Grado ist jedes Mal magisch! Ein langer Moment des „Glücks“ ist abgespeichert für die Ewigkeit.

Mein Fazit:

Der Radweg FVG1 ist DER Radweg-Klassiker im Norden Italiens: 180km lang, gefühlt immer leicht bergab und perfekt markiert. Zahlreiche Plätze und Sehenswürdigkeiten laden ein zum Verweilen. Die Strecke kann je nach Motivation und Trainingszustand in 1 bis 4 Tagen absolviert werden. Und ebenfalls perfekt für die Logistik: Zurück geht es mit dem Micotra-Zug.