Fahrradfahren ist vielfältig. Doch eines haben Gravel, Rennrad, Mountain- und Tourenbike gemein – im Herbst blüht der Radsport nochmals auf.
Ohne Frage – die Sommermonate mit ihren warmen und langen Tagen, sie haben etwas für sich, treiben Biker zu Tausenden aus ihren Büros und Werkstätten hinaus in die Sonne und hinein in den Urlaub. Doch die wahren Genießer üben sich den touristisch geprägten Sommer über in Geduld und warten auf den richtigen Moment für den goldenen Herbst. In der sogenannten Nebensaison, dann, wenn das Gros der Sommerfrischler wieder zu Hause ist, schlägt für Biker jedweder Couleur die wahre Stunde. Denn jetzt sind Straßen, Wege und Trails wieder einsam, das etwas kühlere und vor allem in Hinblick auf Gewitter stabilere Wetter ist prädestiniert für lange, ereignisreiche Tage im Sattel. Das Licht taucht Berg, Fluss, See und Meer in eine ganz besondere, eben goldige Stimmung. Und die Uhren ticken, wie es sich im Urlaub gehört, einen Zacken langsamer als sonst. Wir haben uns im Tourismus umgehört, worauf sich Biker im Herbst besonders freuen dürfen.
1. Entspannt und genussvoll: Trekking in und um Innsbruck
Fiona Triendl,
Marktmanagement
Innsbruck Tourismus
Wenn das Licht weicher wird und die Ernte eingeholt ist, dann lässt sich ganz besonders entspannt auf zwei Rädern die Gegend durchstreifen. Für Trekking- und Tourenradfans ist der Herbst die ideale Jahreszeit für ausgedehnte Entdeckertouren. Denn die drückende Sommerhitze ist vorbei, die (Rad-)Wege sind leerer, die Luft ist klar und frisch. Wer jetzt unterwegs ist, genießt ruhige Landschaften in satten Farben: goldene Alleen, rot leuchtende Wälder und weite Felder im Nachmittagslicht. Nicht zu vergessen regionale Betriebe, die mit allerhand kulinarischen Schmankerln zum Einkehrschwung bitten. Das Trekkingrad spielt dabei seine Stärken voll aus – komfortabel, effizient und vielseitig genug für Asphalt, Schotter und Waldweg. Wo man sich jetzt am besten in den Sattel setzt? Klar, Klassiker im Flach- und Hügelland sind immer einen Besuch wert. Doch der Herbst hat auch in vermeintlich alpinen Regionen einiges zu bieten, wie Fiona Triendl von Innsbruck Tourismus weiß. Mit „flachen“ Touren, beispielsweise entlang des Inntalradwegs oder dem Genussradweg Inntal, etwas anspruchsvolleren Varianten wie dem Genussradweg Mieminger Plateau mit einigen Höhenmetern findet man im Westen eine breite Auswahl an Touren.
Tipp: Ein Satz griffiger Allroundreifen erhöht die Fahrsicherheit bei feuchtem Untergrund. Hochwertige Lichtanlagen mit Tagfahrfunktion und Standlicht sorgen für Sichtbarkeit bei früher Dämmerung.
2. Auf schmalen Reifen: Rennradfahren in Istrien
Toni Hrvatin,
Destination Product
Development Manager
Valamar
In Istrien beginnt auch für Rennradfahrer jetzt die wohl schönste Zeit des Jahres. „Mit dem Herbst kommen bei uns die perfekten Bedingungen fürs Rennradfahren“, schwärmt Toni Hrvatin, Destination Product Development Manager bei Valamar Riviera. „Die Touristensaison klingt ab, die Küstenorte leeren sich, im Hinterland finden sich Straßen fast ohne Verkehr – das macht das Radfahren sicherer und entspannter.“ Wer zu Hause nach Herbst-Highlight-Strecken sucht, sollte laut Toni „nach wenig befahrenen Straßen mit abwechslungsreicher Szenerie Ausschau halten – und nach Routen, die sich je nach Wetter oder Windrichtung anpassen lassen“.
Größere Herausforderungen gibt’s im istrischen Herbst kaum. „Das Einzige ist gelegentlicher Regen – aber selbst der trocknet schnell, weil es noch angenehm warm bleibt.“ In nördlicheren Gefilden sieht es da schon anders aus: Auf feuchtes Laub, Schattenwechsel und rutschige Stellen achten! Tipp: Reifendruck leicht senken, Kette regelmäßig reinigen. Auch beim Equipment bleibt’s unkompliziert: „Ein Kurzarmtrikot, ein Baselayer und eine leichte Windweste reichen meist aus. An kühleren Tagen helfen leichte Armlinge. Und da die Tage kürzer werden: Licht nicht vergessen!“ In heimischen Gefilden dürfen es auch packbare Jacke und Überschuhe sein. Und wer den istrischen Herbst in voller Länge erleben will? „Der sollte zum Istria300 – ohne Zweifel“, meint Toni Hrvatin augenzwinkernd. 300 Kilometer durch goldene Hügel, mediterrane Brise und einsame Straßen – der perfekte Saisonabschluss, der am 27. September in und um Porec über die Bühne geht.
3. Für Entdecker und Abenteurer: Graveln am Wörthersee und im Rosental
Patrick Rauter,
Marketing Wörthersee-
Rosental Tourismus
Auch wenn sich Gravel-Rennen, etwa das Wörthersee Gravel Race, etablieren – „Graveln“ bleibt immer auch eine Zuflucht für Genießer. Gerade diese finden, wie es Patrick Rauter von Wörthersee-Rosental-Tourismus ausrückt, im Herbst ideale Bedingungen. „Farbenprächtige Laubwälder und klare Fernblicke schaffen eine einzigartige Atmosphäre, der nachlassende touristische Trubel sorgt für mehr Ruhe und Naturerlebnis, traditionelle Gasthäuser locken mit regionalen Schmankerln.“ Lokal laden auch Seen wie Wörthersee oder Keutschacher See oft noch zum Baden ein. Sein Tipp für den Herbst: Der T7 Gravel Speedway Rosental mit 46 km und einer Kombination aus Asphalt, Schotter und leicht selektivem Gelände. Abwechslungsreiche Landschaft mit Seen, Flüssen und Hügeln, gespickt mit „Lost Places“ für Entdecker.
Patricks Tipps für den Herbst am Gravelbike: Bei der Planung die kürzeren Tage berücksichtigen, Touren früher starten und eher kürzere Strecken wählen, ausreichend Pausen und Einkehrmöglichkeiten einplanen. Gute Beleuchtung am Rad und reflektierende Bekleidung ist Pflicht. Dazu sollte man seinen Fahrstil auf nassen, rutschigen Untergrund anpassen. Hinzu kommt erhöhter Wildwechsel in der Dämmerung, und dann wäre da noch die Jagdsaison, deren Spielregeln es zu berücksichtigen gilt. Denn „Graveln“ heißt auch Fairplay gegenüber Grundbesitzern, Jägern und Landwirten.
4. Grobe Stollen, feine Fernsicht: Moutainbiken in Radstadt
Christian Koblinger,
Geschäftsführung
Radstadt Tourismus
Mountainbiken in der Nachsaison? „Bei uns in Radstadt laufen viele Bike-Angebote auch im Herbst weiter – eigentlich unser gesamtes ausgeschildertes Tourennetz, das rund 250 Kilometer umfasst. Was sich aus Rücksicht auf das Wild ändert, sind die Öffnungszeiten der Wege – ab 01.09. von 8 bis 18 Uhr, von 01.10. bis 15.11. von 9 bis 17 Uhr. Danach tritt eine Wintersperre in Kraft“, erzählt Christian Koblinger vom Radstadt Tourismus, trifft dabei aber für die meisten der heimischen Regionen den Nagel auf den Kopf. Sein Catcher der
Jahrezeit: Die angenehmen Temperaturen und die glasklare Fernsicht oben auf den Bergen.
Laub und Nässe fordern aber auch eine gute Fahrtechnik. Koblinger rät Bikern daher, auf nassem Laub oder Wurzeln rechtzeitig und gleichmäßig zu bremsen, am Bike eine aktive, zentrale Position einzunehmen und vor Kurven frühzeitig Tempo herauszunehmen, eher rund einzulenken. Wichtig, so sein Rat, ist auch hier die Blickführung: Ein weiter nach vorn gerichteter Blick lässt Hindernisse rechtzeitig erkennen und schnell darauf reagieren.
Was es aus Expertensicht sonst noch zu beachten gilt? Das kurze Tageslicht gilt es in der Tourenplanung zu berücksichtigen, Stirnlampen als Backup sind eine gute Investition. Durch Almabtriebe und Co. kann es zu Wegsperren kommen, hinzu kommt, dass viele Almhütten Mitte/Ende September schließen. Hier sollte man sich vorab informieren.
Der Herbst – für den Radstädter eine wertvolle Verlängerung der Sommersaison – sei eine ruhige Zeit, ganz ohne großen Trubel.
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