Leidenschaft, Ziele, Planung, Feedback, Übung. Dass diese fünf Dinge nicht nur im Sport, sondern auch im Berufsleben zum Erfolg führen, hat Peter Huber am eigenen Leib erfahren. Dafür musste er aber durch ein tiefes Tal gehen. Jetzt gibt der Stärken-Stärker seine Erfahrung weiter.  

Klaus Molidor
Klaus Molidor

Wo ich bin, ist vorne. So hat sich Peter Huber lange gesehen. Erfolgreich im Job, keine Schwäche zeigen, Marketing, Management, Digitalisierung, Vertrieb überall muss er sich auskennen, muss mitreden können. Gemma, gemma, gemma. Unreflektiert immer mehr, immer weiter. Druck bekommen, Druck verteilen. Nach außen hin war er der Rockstar. Charismatisch, begeisternd, erfolgreich. Schein statt Sein. Bis es plötzlich nicht mehr ging – Burn-out. „Das ist zermürbend. Du bist ständig unglücklich, trübsinning, kannst nicht mehr schlafen, bist permanent unzufrieden mit dir und deinem Leben“, erinnert sich der heute 48-Jährige. „Ich hab das alles als Charakterschwäche definiert. Ich kann das nicht leisten, ich bin zu schwach.“ Gereizt, dünnhäutig, einsam, nur noch mit sich selbst beschäftigt. So taumelt, so kämpft sich Huber durch den Alltag. „Du stehst in der Früh auf und hast Sorgen, du legst dich abends nieder und hast Sorgen.“ Alles verursacht in der Situation Stress. 

Mit professioneller Hilfe findet er aus seinem Loch. „Ich wollte mir damals keine Auszeit nehmen, um diese Krankheit zu besiegen. Ich wollte Schritt für Schritt mein Lebensmodell grundsätzlich ändern“, erzählt er heute. Dafür brauchte es aber ein Schlüsselerlebnis. Ein Erlebnis, das auf ihn zugekommen ist, in Form nasser Haare. „Ich hab meine Schwester getroffen, sie hat mir von ihrem Kraulkurs erzählt. So was wollte ich schon immer machen“, erzählt Huber. Zu dem Zeitpunkt war er 15 Jahre nicht mehr schwimmen, ist 20 Jahre auf keinem Fahrrad mehr gesessen. Gelaufen ist er, aber immer nur drei, vier, fünf Kilometer und natürlich am Anschlag. Nicht als Ausgleich oder aus Freude, sondern um sich zu spüren. 

	Der Rockstar lernt vom Burn-Out: Peter Huber lehrt, was der Sport im Berufsleben bringt

Auf dem Weg zur ersten Schwimmeinheit ist er noch ganz der Checker. Teurer Anzug, edle Schuhe, Markensporttasche. „Je näher ich der Halle aber gekommen bin, desto kleiner bin ich geworden. Ist ja alles nur eine Verkleidung. Am Beckenrand bin ich dann mit meiner Badehose gesessen und war im übertragenen Sinne nackt, ohne die ganzen Machtsymbole.“ Wieder der Stress. „Ich kann das nicht und die ganzen Leute schauen, ich muss der Checker sein.“ Die ersten Züge unter Wasser waren dann auf einmal Glückseligkeit. „Die Welt ist weg, du bist ganz bei dir. Kein Stress, keine Sorgen, kein Lärm. Ich war nur bei mir, bei Händen, Hüften, Schultern, Atmung.“

Von da an beginnt er wieder Sport zu treiben, als Ausgleich. „Wieder was zu lernen, tut gut. Grundlagen zu schaffen. Im Erwachsenenalter suchen wir doch alle Abkürzungen und rauben so unsere Ressourcen aus. Wir wollen sofort am Gipfel sein.“ Das Schwimmen lehrt ihn: Hier gibt es keine Abkürzungen. Neben dem Schwimmen beginnt er auch wieder mit dem Radfahren und dem Laufen. Huber will einen Ironman absolvieren. Sein Schwimmtrainer organisiert ihm eine Leistungsdiagnostik in der Sportordination in Wien bei Mag. Michael Koller und Dr. Robert Fritz. Huber trainiert fortan 15 Stunden die Woche, wie ein Berserker. Wieder wollte er die Abkürzung zum Erfolg nehmen. Nach vier Monaten die Kontrolle. „Ich war mir sicher, dass ich das Ergometer zerreißen werde“, erinnert er sich. Fritz und Koller sind baff. Wissen nicht, wie sie ihrem Schützling die Nachricht überbringen sollen, denn verändert hat sich: nichts. 

Aus heutiger Sicht ist das gut. So finden die drei zusammen. Planen, strukturieren, verfeinern das Training. Qualität statt Quantität. Statt 15 trainiert er nur mehr rund 7 Stunden, mit genau geplanten Regenerationsphasen. Verstärkt achtet er auf Grundlagen bei Technik und Kondition. Bald merkt das Trio: Es gibt Analogien zwischen Sport und Berufsleben. „Auch im Job hilft eine Leistungsdiagnostik um zu sehen, wo man steht“, sagt Huber. Und wie im Training ist auch im Beruf weniger oft mehr. 315 Stunden hartes Training hat Peter Huber zwischen den ersten beiden Standortbestimmungen absolviert. „Ich wollte besser werden, aber ich bin trotzdem nicht besser geworden.“ Um sich weiterzuentwickeln, braucht es Feedback. „Wenn du beim Schwimmen deine Technik nicht beherrschst, gibt dir das Wasser Feedback und du kommst nicht durch den See“, zieht er einen plastischen Vergleich. Auch im Job brauche es nicht nur die Leistung, sondern auch die ehrliche Rückmeldung um besser zu werden.

Ich hab mir durch den Sport Ziele gesetzt, ich war endlich ehrlich zu mir und meinem Potenzial.

Peter Huber
	Der Rockstar lernt vom Burn-Out: Peter Huber lehrt, was der Sport im Berufsleben bringt

Wieder ist es ein Schlüsselmoment, der Huber diese Analogie vor Augen führt. Diesmal die Finishline beim ersten Ironman. „Die Familie aus Oberösterreich war da, mein Schwimmtrainer hat mir die Medaille umgehängt. Michael hat mich auf der Laufstrecke angetrieben, als ich einmal gegangen bin. Dem war das nicht egal. Die richtigen Wegbegleiter sind unglaublich wichtig.“ Plötzlich stellt er sich die Frage, wie er sportlich in nur zwei Jahren etwas für ihn Großes erreichen konnte und im Job in 20 Jahren keinen nachhaltigen Erfolg haben konnte und daran beinahe zerbrochen wäre. „Da hab ich mich gefragt: Welche Vision habe ich, welche Talente? Wer sind meine Wegbegleiter? Wie sieht mein Lebensmodell aus? Ich hab mir durch den Sport Ziele gesetzt, ein Fundament geschaffen, ich war endlich ehrlich zu mir und meinem Potenzial.“ Das ist auch in der Arbeitswelt entscheidend, sagt Huber, das will er gemeinsam mit Mike Koller und Robert Fritz den Menschen in Seminaren vermitteln. Oft kämen Leute in ein Seminar, fremdgesteuert, ohne persönliches Ziel oder Handlungsdruck. „Wie sollen die denn besser werden? Es braucht wie im Sport ein persönliches Ziel, den Mut, zu seinen Stärken und Schwächen zu stehen, sie auszusprechen, um dann an der Verbesserung arbeiten zu können.“

Motivation heißt das Zauberwort. „Man glaubt immer, dass man im Geschäftsleben alles lernen kann. Aber wir müssen die Menschen ermutigen, dass sie ein Selbstvertrauen haben. Und nicht nur zu Tode schulen. Im Programm von Michael Koller, Robert Fritz und mir geht es stark ums Ermutigen. Ermutigen zur Selbstreflexion. Zu schauen: Wo stehe ich eigentlich? Was sind meine Stärken, was meine Schwächen?“ Ermutigen ist für Huber DAS Gebot der Stunde in der Coronazeit. „Stärken stärken. Dazu braucht es eine ganz andere Offenheit im Umgang mit der eigenen Persönlichkeit.“ Diese neue Offenheit sei nun auch in Unternehmen gefordert. Huber, Koller und Fritz empfehlen einen anderen Umgang mit Mitarbeitern. Oder wie Huber, in seiner Jugend selbst Fußballer, es plastisch erklärt: „Bayern-Spieler Joshua Kimmich hat nach dem Sieg im Champions-League-Finale auf die Frage, was Trainer Hansi Flick anders macht als Vorgänger Niko Kovac, geantwortet: Er nimmt die Spieler als Spieler wahr und benutzt sie nicht nur für sein System.“

Und Huber selbst? Ist heute mit sich im Reinen. Hat durch den Sport gelernt, auf seinen Körper zu hören, merkt, wann er Pausen braucht, merkt aber auch, wann er besser geworden ist. Auch im Job. Vor allem aber ist er wieder an Menschen, an Gesprächen interessiert. Er vertreibt sich die Zeit nicht mehr mit Blabla in der Bar, er nutzt die Zeit. Am Rennrad, im Schwimmbad oder einfach nur mit dem bewussten Wahrnehmen der Umgebung. Nach einem fast lebensbedrohenden Burn-out hat er den Weg in ein kraftvolles Leben in Balance geschafft, in ein selbstbestimmtes Leben.  „Ich hab mir vorgenommen, viel öfter ich selbst zu sein.“

Das Siegerprinzip
Gemeinsam mit Robert Fritz und Michael Koller von der Sportordination bietet Peter Huber Kurse für Teams, Führungskräfte und Menschen an, die zum Vorbild in der neuen Arbeitswelt reifen wollen.

Alle Infos dazu unter: www.siegerprinzip.com