Für den Winterguide waren wir auf der Suche nach jemandem, der im Erwachsenenalter mit dem Skifahren begonnen hat. Unsere Geschichte war weder Auslöser noch Impulsgeber dafür. Daher gibt es von Stefan auch keine Bilder auf der Piste. Dafür hat unser Designer die Story nicht nur geschrieben, sondern auch selbst
gestaltet.

 

Stefan Luckerbauer
Stefan Luckerbauer

Eigentlich sollte da ,,Shit Happens“ stehen, aber da ich mich das erste Mal – und, ja, ich bin über 30 und wirklich noch nie vorher Ski gefahren – bei meinem ersten und einzigen Mal vorrangig den ganzen Tag damit beschäftigte, ein korrektes Achtel Pizzastück aus meinen Beinen zu formen, um nicht zu schnell die Piste runterzuschießen, war diese Headline doch treffender. Das war wieder mal so eine Idee. Alles ausprobieren, raus aus der Komfortzone Sommersport. Ich hatte immer schon Interesse an neuen Sportarten und war bereit es zu tun, aber im Winter läuft das Ganze nun mal anders und Skifahren? Einfach leiwond, so sagt man halt.Für mich war diese Vorstellung bis vor Kurzem nicht mal greifbar, unvorstellbar, also gar keine Option. Als Kind bzw. Jugendlicher waren die Kosten für Skiausflüge einfach nicht aufbringbar und die darauffolgenden Winter war ich mit Wandern, Rodeln und diversen Indoor-Sportarten wie Tennis und Schwimmen gut und gerne beschäftigt.

Aller Anfang ist schwer
Im Winter 2016 sollte es dann doch passieren. Samstag, 6 Uhr, Abfahrt. Ziel irgendwo im eisigen Norden der Steiermark, nähe Schladming, wie sich dann herausstellte. Um 9 ging es los. Gott sei Dank war dieser doch eher frühe Wintertag als kältester der Saison prognostiziert. Na bravo, da hast du schon mal alles richtig gemacht, dachte ich. Perfekte Bedingungen für ,,das erste Mal“. Aber egal, Ski und Schuhe vor Ort ausgeborgt, „Scheiße, sind die Dinger schwer an den Beinen“, es fühlte sich schon mal echt nicht gut an, ich stampfte voran und konnte mich kaum bewegen mit solchen Klötzen. Also wo war es nun, dieses leichte, unbeschwerte Gefühl von Freiheit, fast schwerelos, wie es von allen Ski-Fanatikern beschrieben wird?. „Abwarten“, meinte mein Kumpel, der mit mir diesen Weg ging. Jetzt mal rauf auf den Hügel, schön in die Liftschlange einordnen und diesen Teller da schnappen. Da soll ich draufsitzen? Dachte an die Kinderplanung, an meine Kronjuwelen – egal wird schon gehen. Meinem Kumpel, der sich später als geduldiger, sehr talentierter Skilehrer herausstellte, war die Schadenfreude ins Gesicht geschrieben, da hatte ich schon die ersten fünf  Teller vesäumt: ,,Anfangen tust mal schön langsam beim Zauberteppich, da muss jeder mal durch.“ Ich reihte mich zwischen 6- bis10-Jährigen ein und zeigte ihnen, wer der Boss ist. Das erste Feeling auf den Skiern, wie Inlineskaten, nur ohne Bremsen. 30 Minuten vergingen und ich war eher ein Entertainer für die Kleinen, als dass sich bei mir erste Fortschritte zeigten.

Pizza und Pflug

3, 2, 1, meins
AUS und VORBEI mit dem Kindergarten, rüber zur ersten Piste: rot, blau, schwarz, was das bedeutete, erfuhr ich dann später am eigenen Leib. Also rauf zur ,,Roten“, beim Tellerlift bloß nicht unkonzentriert sein und in der Spur bleiben, gut festhalten. Dann war ich oben, was für eine Aussicht! Füße zusammen, Hintern angespannt, leichte Hocke, dann loooo...ohh Shit, zu schnell, viel zu schnell. ,,Mach den Pflug, ich mein die Pizza“, schrie mir mein Kumpel von der Seite zu, bei dem sah es aber auch zu leicht aus. O-Oh, ich hatte ein Opfer gefunden und konnte mein ,,Pizzastück“ nicht mehr rechtzeitig aktivieren. Es kam zur Kollision, ich schaffte es, einer unschuldigen Frau sehr nahe zu kommen, um erzwungenerweise einen Moment mit ihr im Schnee zu verbringen. Alles o.k. keine Brüche oder Prellungen, optisch sah alles noch gut aus. Nach einem kleinen Smalltalk über das Wetter und den guten Kaiserschmarrn, den der hiesige Wirt hier zu bieten hat, ging es dann weiter.

Es wurde besser und besser, meine Pizzastücke und Pflüge wurden perfektioniert. Besser sah das nur bei meinem Lieblings-Italiener aus. Danach für mich ein schier unbegreifbarer Moment – es fing tatsächlich an ein wenig Spaß zu machen. Ich erkannte mich nicht wieder. Zwei Stunden später das erste Mal richtig „Wedeln“. Bei mir sah es natürlich noch etwas rudimentär aus, um nicht zu sagen: Ich hatte einen ganz neuen Fahrstil kreiert. Aber es lief!  Die Piste wurde dem neuen Level angepasst. Es sah schon gut aus. Bis auf wenige Stürze, die zum Glück keine weiteren Opfer forderten, war es dann doch ein sehr lustiger, klarerweise aber nicht entspannter erster Skitag.

Fazit
Für mich war es ganz klar eine gute Entscheidung, über meinen Schatten zu springen, um mich diesem Thema endlich zu widmen und es auszuprobieren. Ich werde definitiv Kurs halten und dranbleiben und dem Skifahren nicht den Rücken kehren. Abschließend kann ich es nur jedem empfehlen, der noch nie mit Skifahren etwas am Hut gehabt hat, es auszuprobieren, sich einen schönen Tag im Winter zu suchen und rauf auf den Berg.

TOP 5 Anfänger-Fehler

  • Rückenlage
  •  schlechte Ausrüstung
  • mangelnde Konzentration
  • kein Skilehrer
  • zu schwierige Piste