Trailrunning-Schuhe haben mit ihren ­Vorfahren nur noch wenig gemeinsam. Was macht sie aus und ­worauf kommt es bei der Auswahl an?  

Christof Domenig
Christof Domenig

Trailschuh ist nicht gleich Trailschuh. Klickt man sich durch die Sortimente der Hersteller, fällt auf, wie vielfältig das Angebot mittlerweile geworden ist. Früher waren, etwas überspitzt, wenig Dämpfung und ein grobes Profil die Hauptmerkmale von Trailrunning-Schuhen. Die heutige Generation kommt nicht nur breit gestreut für die unterschiedlichsten Einsatzzwecke, sondern oft wie auch die Straßenlaufschuhe mit dicker Mittelsohle. 

„Wer im Wienerwald gern auf kleinen Wegen unterwegs ist,  ist genauso Trailrunner wie der, der sich im Ötztal auf 3000 Metern Höhe bewegt; wie der, der in Innsbruck nur bergauf die Nordkette erklimmt und dann mit der Bahn runterfährt; oder der, der auf der Ultradistanz den Wörthersee umrundet. Sie alle haben unterschiedliche Ansprüche – die versuchen wir mit unserem Sortiment abzudecken“, sagt Salomon-Experte Tobias Bogner zur Vielfalt. Wobei es auch Schuhe gäbe, die universell in vielen Bereichen relativ gute Figur machen. Und zu den dicken Sohlen: „Die Materialien der Schäume in den Mittelsohlen sind viel leichter geworden. So fällt es heute leichter, einen Trailrunning-Schuh zu bauen, der stark gedämpft und dennoch sehr gut laufbar ist – kein klobiger Stein am Fuß.“ Was sich noch stark geändert habe, sei das Obermaterial – „mit Technologien, die so robust sind, dass sie alpinen Ansprüchen genügen, und zugleich so leicht und atmungsaktiv, dass es wieder zum Gesamtpaket passt“. 

„Die neuen Material-Mischungen ermöglichen Schuhe, die besser gedämpft sind, besser reagieren, weniger wiegen – und länger halten“, bestätigt auch Tobias Gramajo von La Sportiva. Welche Haupt-Eigenschaften ein moderner Trailrunning-Schuh mitbringen soll? Das sei je nach Anspruch und Bedürfnissen individuell – einige Punkte des La Sportiva-Experten geben aber Orientierung: Stabilität zum Schutz der Knöchel sowie der Schutz vor Steinen und Wurzeln stehen weit oben auf der Agenda. Ebenso sei hoher Komfort gefragt und werde etwa mit „weichen Materialien im Bereich der Zwischensohle und der Innensohle sowie dem Innenmaterial des Schuhs“ erreicht. Viel Dämpfung werde mit der Länge der Läufe zunehmend wichtiger. Leichtigkeit und Reaktivität stünden umgekehrt umso mehr im Fokus, je mehr es einem auf den Trails um Geschwindigkeit geht – hier passt dann ein reaktionsfreudiger, flexibler Schuh besonders gut.

Wie findet man aber im großen Angebot den für sich passenden Schuh? La Sportiva-Experte Gramajo rät zu drei Hauptfragen, um die Wahl einzugrenzen. Erstens: Nach dem Verhältnis zwischen Straße und Trail, das man damit laufen will. Zweitens: ob eher einfache oder technisch anspruchsvolle Strecken das Ziel sind. Drittens: nach den klimatischen Bedingungen – eher trocken und warm oder sind auch Regen, Schnee und Matsch zu erwarten?

Zum Gang in Fachgeschäfte, um unterschiedliche Modelle anprobieren zu können, rät sowohl Gramajo wie auch Salomon-Experte Bogner: „In vielen Laufshops findet man begeisterte Läufer, die die Leidenschaft weitergeben, mit denen man sich austauschen und sich kompetent beraten lassen kann.“