Rennräder, Mountainbikes, E-Bikes und Co. wecken nicht nur bei Sportlern Begehrlichkeiten – sondern auch bei unehrlichen Zeitgenossen. Doch wie gefährdet sind eigentlich Besitzer wertvoller Sportbikes, dass ihnen ihr „Schatz" abhandenkommt? Und wie kann man sich wirkungsvoll vor Diebstahl schützen? Wir haben diese Thematik recherchiert.

Christof Domenig
Christof Domenig

Rund 28.000 Räder wurden im Jahr 2015 in Österreich als gestohlen gemeldet, weiß man im Verkehrsministerium. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs: Experten gehen von einer bis zu 14 Mal (!) höheren Diebstahlsdunkelziffer aus. Die Aufklärungsquote lag 2015 bei knapp 5 Prozent. Und noch eine interessante Zahl: Laut einer repräsentativen Umfrage des Verkehrs­clubs Österreich (VCÖ) wurden 57 Prozent der „radaffinen" Menschen in Österreich schon Opfer eines „Radklaus". Was der VCÖ bei dieser Studie ebenfalls abgefragt hat: Räder werden durch die Bank in jeder Preiskategorie gestohlen – vom alten Billigrad bis zum wertvollen Sport- und E-Bike.

Das kann der Grazer Bikehändler Roman Neubauer nur bestätigen: „Immer wieder hören wir von unseren Kunden, dass Räder gestohlen werden. Vom Stadtrad bis zum Mountainbike." Wobei man differenzieren muss: Der eine „Brennpunkt", wo Räder unfreiwillig den Besitzer wechseln, ist der urbane Raum. 51,5 Prozent der Diebstähle finden laut der VCÖ-Studie „auf der Straße" bzw. „im öffentlichen Raum" statt. Dort, an urbanen Hot­spots wie Bahnhöfen oder Universitäten, werden teure Sportgeräte aber zum Glück eher selten geparkt. Kommen Mountainbikes und Co. abhanden, dann „oft aus Fahrradräumen oder Kellerabteilen", so die Erfahrung von Roman Neubauer. Auch dazu gibt es eine Zahl: Immerhin 28,9 Prozent der Diebstähle finden laut der VCÖ-Umfrage „im Wohnbereich" statt. Diese Differenzierung zwischen öffentlichem Raum und Wohnraum ist auch vom Versicherungsaspekt her interessant – wie wir gleich noch sehen werden.

Aber wie man es auch dreht und wendet: „Diebstahlsschutz ist ein Riesenthema für unsere Kunden", bestätigt Roman Neubauer – und damit auch für unsere Leser. Denn eines ist auch logisch: Wer verhältnismäßig viel Geld für ein Bike ausgibt, den trifft der Verlust umso schmerzhafter. Bei einem neuen Rennrad, Mountainbike oder E-Bike liegt der Wert eben bald einmal bei 2.000 Euro oder mehr.

Höchste Zeit also, sich einmal die Möglichkeiten anzusehen, mit denen man sich vor dem Verlust seines Bikes – oder zumindest vor finanziellem Schaden – schützen kann.

SICHERN MIT DEM SCHLOSS
„Die erste und wichtigste Maßnahme ist ein gutes Fahrradschloss", empfiehlt Neubauer. Und das auch, weil Versicherungen nur schlagend werden, wenn das Rad beim Verlust mit einem Schloss gesichert war.

Wie erkennt man ein gutes Schloss? Roman Neubauer: „Die Hersteller hochwertiger Schlösser geben für jedes ihrer Produkte einen Sicherheitslevel an, an dem man sich orientieren kann." Beim deutschen Hersteller Abus geht der Sicherheitslevel etwa von 1 bis 15. Diese Zahl taugt aber nur als Richtwert und für die Vergleichbarkeit zwischen Abus-Schlössern, aber nicht mit anderen Marken.

„Die Dicke eines Schlosses ist auch ein Anhaltspunkt", sagt Neubauer weiter. Natürlich ist auch der Preis ein wichtiger Indikator – wobei der Radhändler die oft genannte Faustregel, „10 Prozent vom Radpreis ins Schloss investieren", nur als sehr groben Richtwert sehen will.

Was ein hochwertiges schloss ausmacht, haben wir direkt bei Abus angefragt: „Hochwertige Schlösser bestehen aus gehärtetem Stahl – wobei wir ein ganz eigenes Härtungsverfahren verwenden. Unser Stahl ist außen hart und innen weich, sodass er auch nicht brechen kann. Ein gutes Schloss besticht aber nicht nur durch seine Verarbeitung und Funktionalität, sondern auch durch einen hochwertigen Zylinder," erklärt Thomas Ollinger von Abus Austria.

Welchen Schlosstyp soll man bevorzugenein Faltschloss, Bügelschloss, Kabel- oder Spiralkabelschloss? Vom Sicherheitsaspekt her wird oft – zum Beispiel von der Polizei und Versicherungen – ein Bügelschloss empfohlen.

„Doch es geht auch um die Kombination von Sicherheit, Handhabbarkeit und Einsatzbereich", gibt Bikehändler Neubauer zu bedenken. „Ein Zwei-Kilo-Schloss am gewichtsoptimierten Mountainbike auf den Berg zu führen, macht wohl keinen Sinn. Auch handlichere, leichtere Schlossformen bieten hohe Sicherheitswerte und sind zugleich für den Sporteinsatz besser geeignet." Am besten, man berät sich mit seinem Händler.

Profi-Diebe wissen übrigens oft genau, wie kompliziert und langwierig das Knacken des jeweiligen Schlosses ist, das sie vor sich haben. Auch der Abschreckungsaspekt eines guten Schlosses eines namhaften Herstellers ist daher nicht zu unterschätzen.

DAS VERSICHERN
Wer sich vor dem finanziellen Verlust absichern will, dem bieten Versicherungen mehrere Optionen an.

Mit der Haushaltsversicherung ist das Rad im Regelfall im eigenen Heim mitversichert. Aber Vorsicht: Was genau zum versicherten Bereich gehört, sollte man über den Versicherer abklären. Bei Eingangsbereichen, Treppenhäusern oder auch allgemein zugänglichen Fahrradabstellräumen von Wohnhausanlagen ist das etwa nicht unbedingt der Fall.

Diebstahlversicherungen ersetzen darüber hinaus den Verlust, wenn das Rad im „öffentlichen Raum" abhandenkommt. Aber noch einmal sei betont: Es muss dabei mit einem hochwertigen Schloss an einen festen Gegenstand angeschlossen gewesen sein. Eine Ausnahme von dieser Bedingung macht keine Versicherung.

Sonst gibt es individuelle Unterschiede, was Kosten und Bedingungen betrifft. Radhändler bieten oft Versicherungspakete für neu gekaufte Räder an. Vereine versichern auch ältere Bikes. Als Beispiel seien hier die Kosten und Leistungen der Fahrrad-Diebstahlversicherung kurz zusammengefasst, die Club-Mitglieder über die ÖAMTC Betriebe GmbH als Versicherungsagent in Kooperation mit der Generali Versicherung AG angeboten werden:

  • Versicherbar sind bis zu 5 Jahre alte Fahrräder und E-Bikes bis zu einem Neuwert von €3.000,–;
  • Die jährliche Prämie orientiert sich am Neuwert und beträgt 12,5 Prozent des Radpreises. Das mag auf den ersten Blick hoch erscheinen, dafür wird im Schadensfall – für bis zu fünf Jahre alte Fahrräder – der Neuwert und nicht der Zeitwert ersetzt (danach sind es 50 Prozent), wie Alexander Stepan, stellvertretender Leiter der Abteilung Versicherungs- und Finanzservice betont.


WAS SONST NOCH SICHER MACHT
Stichwort Komponentensicherung: Je hochwertiger ein Rad ist, desto mehr wird auch Teilediebstahl zum relevanten Thema. Man denke etwa an Carbonlaufräder, hochwertige Sättel und Sattelstützen usw. „Teilediebstahl" ist manchmal in den Diebstahls-Versicherungsschutz schon integriert. Andererseits lassen sich viele hochwertige Komponenten auch mechanisch sichern. „Nutfix" nennt sich zum Beispiel eine Produktpalette von Abus, die genau dafür gemacht ist.

Das Ab- und Mitnehmen des Akkus ist bei E-Bikes eine wirkungsvolle Maßnahme, die das Diebstahlsrisiko deutlich senkt. „Auch Displays immer abnehmen", rät Roman Neubauer.

Ein Vorsichtiges Verhalten empfiehlt Bikehändler Neubauer ganz generell: „Etwa im Urlaub sein Bike nicht sichtbar im Auto liegen lassen, sondern den versperrbaren Radkeller im Hotel benutzen. Oder bei Radsport- events das Rad nicht länger irgendwo allein in der Menge stehen lassen."

Registrieren: „CODE-No" nennt sich etwa eine moderne Form der Registrierung, die laut dem deutschen Unternehmen „CODE-No.com" auch Diebstählen vorbeugen soll. Es ist eine Kombination aus aufgeklebtem Sicherheitslabel aus einer Spezialfolie, die sich nicht entfernen lässt, sowie Registrierung im Internet. Kommt ein mit „CODE-No" geschütztes Bike abhanden, gibt das der Besitzer online bekannt. Kaufinteressenten können den QR-Code auf dem Sicherheitslabel scannen und erkennen, ob das Rad als gestohlen gemeldet ist.

Elektronische Systeme zur Sicherung, die mittels GPS-Tracking den Standort eines gestohlenes Bikes anzeigen, gibt es ebenfalls schon (z.B. von „Spybike"). Für die breite Masse sind sie aber noch Zukunftsmusik.