Es beginnt mit „eingeschlafenen“ Zehen, mit einem kribbelnden Gefühl – und es endet mit einem anhaltend brennenden Schmerz im Fußgewölbe oder an der Ferse. „Jogger's Foot“ heißt das Leiden, oder medizinisch korrekt: Hinteres Tarsaltunnelsyndrom.


Es sind Symptome, die meist während oder nach intensiven Trainingsphasen auftreten: Der sogenannte „Jogger’s Foot“ – oder medizinisch korrekt, das Hintere Tarsaltunnelsyndrom, martert Hobbysportler, die intensiv auf den Beinen unterwegs sind – und zwingt jeden Betroffenen über kurz oder lang dazu, sich professionelle Hilfe zu suchen.
Nervus tibialis

„Beim Jogger’s Foot handelt es um eine Einengung eines Fußsohlennervs, hervorgerufen dadurch, dass diese Extremität praktisch die Hälfte unseres Körpergewichts tragen muss“, sagt Dr. Veith Moser vom 1. Wiener Nervenschmerzzentrum. „Durch dieses Abdrücken der überaus empfindlichen Nerven schlafen zeitweise entweder zwei bis drei der inneren Zehen, die Fußsohle oder der ganze Fuß ein.“ In vielen Fällen werden Sportler nur während des Trainings von Schmerzen und Missempfindungen geplagt, sind aber in Ruhephasen schmerzfrei.

Allerdings deuten oben angeführte Symptome nicht gleich zwingend auf einen eingeengten Nerv hin. „Bandscheibenprobleme können für Nervenschmerzen ebenso verantwortlich sein, oder auch geschwollenes Sehnengleitgewebe, ein Überbein oder eine Gelenkausstülpung“, erklärt Dr. Moser. Eine Nervenleitgeschwindigkeitsmessung könne zwar für Klarheit sorgen, aber auch zu einem falschen Ergebnis führen. „Starkes Indiz für ein Tarsaltunnelsyndrom sind oft elektrische Missempfindungen bei Beklopfen des entsprechenden Nervenversorgungsgebietes sowie Druckempfindlichkeit.“

KONSERVATIV ...
Aber nicht bloß Überbelastung und zu intensives Training sind die Auslöser des „Jogger's Foot“– auch falsche Schuhe können die Urheber sein. „Häufig treten diese Beschwerden speziell nach der Anschaffung neuer Laufschuhe auf. Deshalb ist die Wahl des richtigen Schuhwerks sehr wichtig“, sagt Dr. Moser – der als Nervenspezialist natürlich auch die Problemlösungen kennt: „Da gibt es einmal die konservativen Möglichkeiten wie die Trainingskarenz, Iontophorese, eine Physiotherapie, Kompression, Ruhigstellung, das Aufl egen von Eis oder Salben. Oder auch die Einnahme steroidaler Antirheumatika, die allerdings Magenprobleme wie Blutungen oder Geschwüre verursachen können. Ansonsten aber ist die konservative Therapie relativ nebenwirkungsarm.“

... ODER OPERATIV
Sofern aber diese Behandlung keine Wirkung zeigt, bleibt die doch drastischere Option der operativen Behandlung. „In diesem Fall wird der eingeengte Nerv mikrochirurgisch befreit und nach etwa drei bis vier Monaten sollte der Patient wieder fit sein. Dr. Moser warnt aber: „Möglichst viel Bewegung nach der Operation ist sehr wichtig, damit der Nerv nicht vernarbt. Das Bein darf keinesfalls eingegipst oder ruhiggestellt werden, da der Nerv sonst nicht gleiten bzw. gut heilen kann.“

Wie jede Operation birgt natürlich auch diese gewisse Risiken wie Blutergüsse, Wundinfektionen, etc. In seltenen Fällen kann es zu einer inneren Narbenbildung kommen, die zur erneuten Nerveneinengung führt. Und Tatsache ist auch, dass sich bei Erwachsenen über 40 ein verletzter Nerv prinzipiell schlechter erholt als bei jüngeren Menschen. „Aber wie immer in der Medizin“, sagt Dr. Moser, „ist eben auch beim Jogger‘s Foot abzuwägen, welche Behandlungsmethode für den Betroffenen am besten ist.“

DER EXPERTE
DR. VEITH MOSER ist Facharzt Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie und Nervenchirurg. Gemeinsam mit den Fachärzten für Radiologie, Dr. Gerd Bodner und Dr. Christopher Pivec, sowie der Neurologin Dr. Andrea Vass und dem Sporttraumatologen Dr. Arthur Schultz hat er sich im 1. Nervenschmerz Zentrum in Wien u. a. auf die Behandlung von Nervenengpass-Syndromen spezialisiert.