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Wie österreichische Firmen auf dem globalen und hart umkämpften Sportartikelmarkt bestehen können und wie ihnen das Siegel „Made in Austria“ dabei hilft. Ein Streifzug durch viele heimische Erfolgsgeschichten.
Was haben das erste Elektro-Mountainbike, der Transtex-Stoff, ein Stock, der sich selbst entfaltet und eine unzerstörbare Sonnenbrille gemeinsam? Sie alle sind Innovationen „made in Austria“, die auf dem Weltmarkt der Sportartikelindustrie für Furore sorgen. 2009 hat der Fahrradhersteller KTM aus Mattighofen (OÖ) das erste E-MTB auf den Markt gebracht. Nur ein paar Kilometer davon entfernt hat Löffler schon Ende der 1970er-Jahre den Stoff entwickelt, der heute als Synonym für hochwertige Funktionskleidung steht wie Tixo für Klebeband. In Mondsee wiederum hat Skistock-Hersteller Komperdell die jüngste Innovation in den Markt gesetzt, der das oft knifflige Zusammenstecken eines Faltstocks überflüssig macht. Und 2004 hat Christoph Egger vom Zillertal aus begonnen, die heute weltweit bekannten, weil unzerstörbaren Gloryfy-Sonnenbrillen zu entwickeln.
Die Liste mit Innovationen österreichischer Herkunft ließe sich ellenlang fortsetzen. Diese Beispiele zeigen aber schon: Man kann es auch von Österreich aus an die Weltspitze schaffen. „Wenn man nicht stehen bleibt, immer wieder Innovationen auf den Markt bringt und qualitativ hochwertige Produkte herstellt“, sagt KTM-Geschäftsführer Stefan Limbrunner (siehe auch Interview im SPORTaktiv August/September-Magazin 2021).
Um mit der internationalen Konkurrenz großer Konzerne mithalten zu können, braucht es aber auch optimierte Produktionsprozesse um schnell auf Anforderungen reagieren und sich auf neue Bedingungen einstellen zu können. „Durch die kurzen Produktionswege konnten wir auch in der Krisenzeit 2019/2020 immer liefern“, sagt Daniel Esterbauer, Marketingfachmann des Sportbekleidungsherstellers Martini Sportswear aus Annaberg (S). Legendär war die Erfindung der innovativen Powerstretch-Hose, die beim sportlichen Skitourengehen zum Standard wurde. „Der sportliche Spirit ist im ganzen Haus spürbar“, sagt Esterbauer. „Unser Chef Martin Hornegger war ja der erste Österreicher, der die Mountain Attack gewinnen konnte.“
Löffler wiederum hat extrem flexibel reagiert und früh damit begonnen, Mund-Nasen-Schutzmasken zu nähen. Dadurch war der Betrieb systemrelevant und auch wenn das Modell Kurzarbeit wichtig war, weil es Unternehmen und Mitarbeitern Sicherheit gegeben hat: „Wir haben es nicht gebraucht“, sagt Geschäftsführer Otto Leodolter. Innovation, Produktion, Flexibilität – zu diesen drei Faktoren kommen dann noch der Zeitgeist und das Timing. Das haben Christian Bezdeka und Marcus Ihlenfeld bewiesen, die Gründer der Kinderfahrradmarke „woom“. Die beiden Väter haben nicht einfach ein großes Rad „geschrumpft“, sondern von Grund auf neu entwickelt – leichter und mit kindgerechter Geometrie – und damit den Nerv der Zeit getroffen.
Woom-Räder gibt es mittlerweile längst auch in Amerika und das Unternehmen wächst so rasant, dass man die Belegschaft bis 2022 verdoppeln will. Der Radsektor ist in Österreich überhaupt stark vertreten. Neben KTM und woom behauptet sich auch das Vorarlberger Unternehmen Simplon am Performance-Sektor. Dazu kommen Hersteller mit österreichischen Wurzeln wie NOX Cycles, Malaguti Bicycles, Bauer Bikes und Bärenbikes sowie Teilehersteller Magped, Tubolito oder XeNTiS, die allesamt mit Innovationen reüssieren.
Die meisten Firmen gehen ihren eigenen Weg, suchen sich Nischen in der Masse oder verschreiben sich – auch ganz im Zeitgeist – der Nachhaltigkeit und der Regionalität. Der Innsbrucker Skifellhersteller Kohla etwa ist mit 150.000 Stück Weltmarktführer und setzt voll auf die Produktion in Österreich, wie Geschäftsführer Thomas Span erklärt: „Kohla setzt voll auf das ‚brutal local‘-Siegel, das eine österreichische Wertschöpfung von mindestens 90 Prozent verspricht. In optimierten Doppelschichten werden sieben händische Produktionsschritte durchlaufen. Besonders stolz sind wir auf unsere neuesten Innovationen wie den wasserdichten Fellaufbau und die Green-Line-Pflegeserie aus biologisch abbaubaren Stoffen.“ Die Skifellmarke contour von Koch alpin aus Mils in Tirol gehört ebenfalls zu den führenden Produzenten weltweit. Geschäftsführer Werner Koch ist stolz auf den Erfolg seiner Firma, die 1978 gegründet wurde: „Von den 80.000 jährlich produzierten Fellen gehen 50 % als Marke contour in den Markt, der Rest unter Marken namhafter Hersteller. Der heimische Produktionsstandort in Tirol bringt viele Vorteile wie engagierte Mitarbeiter sowie die hohe Flexibilität.“
Ebenfalls ganz lokal produziert der Stubaier Kletter-Hartware-Spezialist Austrialpin, der heuer sein 25-jähriges Jubiläum feiert. „98 Prozent der Teile werden in Fulpmes produziert“, sagt Marketingdame Doris Günther. „Die hohe Qualität made in Austria sichert uns die Marktführerschaft in vielen Ländern der Welt.“ Was auch nicht fehlen darf: Selbstbewusstsein. Das hat in besonderem Maße die Silhouette-Gruppe bewiesen. Viele Jahre hat der in Österreich renommierte und bekannte Sonnenbrillenhersteller die Sportbrillen für „adidas“ hergestellt. Im Herbst 2019 starteten die Linzer dann mit ihrer bekannten Qualität unter dem eigenen Label „evil eye“.
Klar ist auch, dass das „Land der Berge“ im Skisport mit Kompetenz verbunden wird – den jahrzehntelangen Erfolgen heimischer Rennfahrer von Toni Sailer über Hermann Maier und Marcel Hirscher sei Dank. „Der heimische Skibereich produziert mit 2100 Mitarbeitern rund die Hälfte der weltweit verkauften Ski“, berichtet Gernot Kellermayr, Präsident des Verbands der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreich (VSSÖ), nicht ohne Stolz. Atomic, Blizzard, Head und Kästle sind mittlerweile zwar Teil erfolgreicher ausländischer Firmengruppen wie Anta Sports aus China oder Tecnica aus Italien, produzieren aber einen Großteil der Menge in Österreich. Fischer und Hagan sind in österreichischem Eigentum. Das innovative Salzburger Ski-Startup ORIGINAL+ setzt auf Basis eines digitalen Ski-Konfigurators auf funktionelles Customizing. „Das Qualitätssiegel ,Handmade in Austria‘ punktet international sehr“, sagt Blizzard-Marketingmanager Thorsten Steiner. Das Vorzeigewerk in Mittersill wurde bereits 1945 eröffnet und ist mittlerweile zum konzernübergreifenden Ski-Excellence-Center und damit zur Hauptproduktionsstätte der gesamten Tecnica Group geworden. Dazu ist Wintersteiger mit seinen Skiservice-Stationen Weltmarktführer und aus den Skigebieten nicht mehr wegzudenken. Und weil einem im Winter auch einmal kalt wird, haben sich ESKA und Zanier auf dem Handschuhsektor einen mehr als guten Namen gemacht.
Hinauf auf die Berge kommt ein großer Teil der Skifahrer rund um den Globus mit Seilbahnen von Doppelmayr. Viele Jahre schon ist die Firma aus Wolfurt Weltmarktführer. Die ersten kuppelbaren 4er-, 6er- und 8er-Sesselbahnen der Welt stammen aus dem Ländle, dazu kommen diverse Seilbahnrekorde. „Bis heute durften wir über 15.100 Seilbahnsysteme realisieren. Möglich machen das innovative Kunden in bisher 96 Staaten und rund 3400 engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit, die aus Ideen Seilbahnerlebnisse machen.“ Der Trend zu Aufstiegshilfen für Mountainbiker führte zu Speziallösungen für Schlepplifte (Sports Tow), Sesselbahnen (Bike Clip) und Gondelbahnen (Bike Cab).
Innovationen, Flexibilität und hochwertige Produktion – das verbindet man international mit Sportartikeln aus Österreich. „Der Österreicher“, sagt Löffler-Geschäftsführer Otto Leodolter, „hat ein klassisches Image für Qualität und Funktionalität. Das Siegel ‚Made in Austria‘ ist schon ein Argument, um Kunden zu überzeugen.“