Jeder kennt sie, die “Guilty Pleasures“ (dt. schuldige Vergnügen oder Laster), zu denen man einfach nicht nein sagen kann, aber trotzdem im Nachhinein ein schlechtes Gewissen hat. Egal, ob man stundenlang kitschige Reality-Shows schaut, im nächsten Schundroman versinkt oder einen ganzen Becher Eis isst – manchmal kann man einfach nicht anders. Aber muss man deshalb wirklich ein schlechtes Gewissen haben?

Julia Hausstätter
Julia Hausstätter

Das Problem mit dem Verzicht
Ein gelegentliches Genießen ist nicht das Ende der Welt. Eine Alles-oder-nichts-Mentalität andererseits kann schnell im ungewollten und ungesunden Exzess enden. Denn: Wenn die Willenskraft erschöpft ist, können die Gelüste nicht so leicht im Zaum gehalten werden. Und bevor man sich versieht, ist das ganze Blech Brownies weg oder man ist in einem 5-Stunden-Netflix-Gelage versunken. Eine eher weniger ideale Ausgangslage. Wenn man aber weiß, dass man sich dem Genuss in Maßen hingeben kann, muss man erst gar nicht so heftig widerstehen. Wenn man sich in seinem Leben einen gewissen Spielraum für „Guilty Pleasures“ gönnt, ist die Versuchung geringer, es zu übertreiben.

Aber wie geht man “Guilty Pleasures“ richtig an?
Ein wichtiger Punkt ist, sich selbst Grenzen zu stecken und das Erlaubte so richtig zu genießen. Beispielsweise gönnst du dir eine Kugel Eis nach dem Abendessen, oder zwei Folgen vor dem Schlafengehen, die du dafür aber bewusst erlebst (oder schmeckst). Wenn man den Genuss präsent eingeht, ist das Verlangen nach mehr nicht so überwältigend, und man gibt sich mit weniger zufrieden.

Und wenn’s mal nicht so klappt wie geplant?
Manchmal sind die Schuldgefühle schlimmer als das Nachgeben! Wenn doch mal das Limit überschritten wurde, dann gilt es nur, sich selbst zu verzeihen und nach vorne zu schauen. Sich selbst zu bestrafen, führt oft zum gegenteiligen Effekt: den Binge-Zyklen. Deshalb, übernimm zwar die Verantwortung für dich selbst, aber schenk dir auch Selbstmitgefühl, und schon geht es auf dem richtigen Weg weiter.

Man gönnt sich ja sonst nichts
Was wäre das Leben, wenn nicht ab und zu der Genuss siegt? Gelegentlich in seinen „Guilty Pleasures“ zu schwelgen, deutet nicht auf Willensschwäche hin, es zeigt einfach menschliche Bedürfnisse. Mit einem Gleichgewicht aus Vergnügen und Disziplin lässt sich das Beste der beiden Welten kombinieren. Es geht nicht um Perfektion, sondern darum, die goldene Mitte zu finden, in der man die Freuden des Lebens mit Bedacht genießen kann, ohne Entbehrungen oder Exzesse. Genieße also deine „Guilty Pleasures“ - ganz ohne Schuldgefühle!