Worauf es bei Familien-Radtouren ankommt und wie man Kinder möglichst ein Leben lang fürs Fahrrad begeistern kann – als Einstimmung auf unsere „Top 20“ Radtouren für Familien.

Christof Domenig
Christof Domenig

Eine schöne Landschaft, frische Luft oder gar Kilometer- und Höhenmeter-Rekorde – was Erwachsene an einer Radtour fasziniert, ist Kindern in der Regel egal. Je nach Alter mögen der nächste Spielplatz, das nächste Eis oder – ja, was eigentlich? – auf Radtouren als kindgerechte Motivationsfaktoren herhalten.

Reichen wir die Frage weiter – an Belinda Ableitinger vom österreichischen Kinderrad-Spezialisten woom. Unsere Fragen gingen zudem an Katharina Huber vom Tourismus St. Johann in Salzburg sowie Robert Karlhofer vom Tourismus Klopeiner See – Südkärnten. Beides ebenso familien- wie fahrradaffine Destinationen: „Radfahren spielt auch im Familienurlaub eine immer größere Rolle“, bestätigen Letztere.

Worauf woom-Expertin Ableitinger gleich hinweist: „Für Kinder steht weniger das Radfahren im Vordergrund, sondern das Gesamt­erlebnis. Was für die Erwachsenen vielleicht die Natur und die kulinarischen Highlights sind, können für Kids Schaukelwege, Spielplätze, geheimnisvolle Höhlen sein. Oder je nach Jahreszeit Pilze oder Kastanien sammeln oder eine Pause am See zum Baden oder um Steine ins Wasser hüpfen zu lassen. Gerne auch andere spielerische Elemente, die man auf Tour gut einbauen kann.“

Die Vorbereitung
Plant man eine Radtour im Familienverband, sollte folglich die Zeit großzügig bemessen sein, ein Denken in zurückzulegenden Kilometern und Durchschnittsgeschwindigkeiten ist fehl am Platz. Es gilt, stressfrei an die Tour heranzugehen, jederzeit Stopps, wo es gefällt, zu ermöglichen. Und unterwegs auch einmal hinzunehmen, wenn die Tagesform beim Nachwuchs nicht passt, und dafür Alternativen im Vorfeld im Kopf zu haben.

Auf jeden Fall hilft es, seine Kinder einschätzen zu können – erste Touren der Saison oder überhaupt im Radfahrleben sollten kurz gehalten, gelungene Erlebnisse dafür regelmäßig wiederholt und Distanzen langsam gesteigert werden. Allgemeine Aussagen dazu, welche Tourenlänge oder welches Tempo in welchem Alter passen, lassen sich kaum treffen. Was jedoch logisch ist: Die Planung orientiert sich am jüngsten Kind und das gilt dann auch fürs Tempo unterwegs. 

Kinder freuen sich auch, wenn sie mitplanen und mitbestimmen können, wenn gemeinsam die Jause gerichtet und der Rucksack eingepackt wird. Was soll in den rein bzw. ans Rad? Genügend zu essen  und zu trinken (Flüssigkeit für Kinder großzügig einplanen und unterwegs auffüllen), Regengewand, dazu ein Multitool und ein Verbands­packerl für kleine Pannen und Malheurs unterwegs. Vor der Tour für den passenden Luftdruck in den Reifen sorgen – ob das Rad gut rollt, mag bei kurzen Alltagswegen zweitrangig sein, auf einer Radtour ist es entscheidend. 

Die Strecken
„Abwechslung und Vielfalt sind wichtig“, sagt woom-Expertin Ableitinger zur Streckenbeschaffenheit, „Radtouren entlang von Gewässern oder durch Wälder halten jede Menge potenzielle Abenteuer bereit.“ Neben Rastplätzen und Möglichkeiten zur Einkehr sowie vergleichbaren Zwischenzielen empfiehlt Robert Karlhofer auch, ein motivierendes Hauptziel anzuvisieren, „etwa einen Pumptrack wie den bei uns am Klopeiner See, einen Technikparcours oder mit Mountainbikes einen familientauglichen Flowtrail“. Ka­tharina Huber meint: „Für Kinder ist die Natur der größte Abenteuerspielplatz. Je abwechslungsreicher ein Weg, je mehr es zu entdecken gibt, umso besser. Aber auch Themenwege wie der sagenhafte Tauernradweg in unserer Region, bei dem man von Station zu Station radelt und mystische Sagen der Region kennenlernt, sind super und ermöglichen es Eltern, bei Kindern die Liebe zum Radfahren zu wecken.“ 

Mit genügend motivierenden Stationen ergeben sich Pausen und Zwischenstopps eigentlich von selbst. Und diese sind auch wichtig, denn Kindern fällt es gerade mit weniger Erfahrung noch schwer, abzuschätzen, wie weit die eigenen Kräfte reichen. „Ein Sprung in den See oder ein Picknick auf der Wiese sorgen auch für Erholungsphasen“, rät die woom-Expertin. Immer gut und egal wie groß die Kids sind: Lob und Bekräftigung. „Das erste Slalomfahren oder die erste überwundene Wurzel, solche Erlebnisse bleiben in Erinnerung.“ Auch wenn sich mehrere Familien mit Gleichaltrigen zusammentun, der Cousin oder die beste Freundin mit auf Tour gehen, kann das beflügeln: „Kinder lernen voneinander, unterstützen sich und motivieren sich gegenseitig – und werden auch nicht so schnell müde“, weiß Ableitinger.

Beklagen Kinder dagegen einmal Überforderung, dann bitte ernst nehmen und nicht etwa zum Durchbeißen „motivieren“: „Radfahren soll Spaß machen und Überforderung kann nicht nur langfristige die Freude am Radfahren vermiesen – Übermüdung kann sogar zu Unfällen führen.“ 

Das Rad im Familienurlaub
All das Gesagte gilt auch, wenn es mit den Bikes in den Familienurlaub geht – die dann vorhandenen Zeitressourcen sollen nicht dazu führen, Leistungsrekorde im Familienverbund aufzustellen, sondern vielmehr, eine gute Zeit miteinander zu verbringen. Die Zeit im Sattel wird in den meisten Fällen nur ein Teil sein. Rad-spezifische Unterkünfte, Rad-Verleih und andere Annehmlichkeiten sind auch für Familien im Urlaub immer gefragter, erklären Huber und Karlhofer – zugleich kommt es auf Vielfalt und Abwechslung kindgerechter Ausflugsziele in einer Region an.

Das sieht auch die woom-Expertin so: „Im Familien-Bikeurlaub geht es um gemeinsame, unvergessliche Erlebnisse – wir bei woom nennen diese Magic Moments“. Und mit genügend solcher magischer Momente, bleibt die Liebe zum Biken ein Leben lang. 

Belinda Ableitinger

ist PR-Managerin beim österreichischen Kinder- und Jugendrad-Spezialisten woom.

WEB: www.woom.com

Katharina Huber

ist Marketing Managerin beim Tourismusverband St. Johann in Salzburg.

WEB: www.JOsalzburg.com

Robert Karlhofer

ist Geschäftsführer der Tourismusregion Klopeiner See – Südkärnten – Lavanttal.

WEB: www.suedkaernten.at