Ein See ist nicht nur zum Hineinspringen nach der Laufrunde fein, sondern generell eine motivierende Umgebung für Straßen- wie Trailrunner. Annäherung ans Sommer-See-Lauf-Feeling.

Christof Domenig
Christof Domenig

Kann’s Schöneres geben als eine morgendliche Laufrunde, wenn der Sommerurlaub eben begonnen hat und Alltagsverpflichtungen gaaaaanz weit hinten im Hinterstübchen abgelegt sind? Ja, kann es: Wenn das Ganze noch vom Blick aufs Wasser getoppt wird, vielleicht irgendwo weit draußen gemächlich ein Boot vorüberzieht ...

Laufen am See ist einfach schee. Gut, dass Österreich etliche herausragend schöne Seen besitzt. Woher kommt es jedoch, dass es einem die Mundwinkel beim Blick auf ein schönes, klares Gewässer nach oben zieht und der Laufschritt besonders leichtfällt? „Wasser strahlt eine besondere Faszination aus“, meint Hiltrud Presch, selbst begeisterte Läuferin, von der Tourismusinformation Krumpendorf am Wörthersee in Kärnten. „So wie das Laufen selbst gibt einem auch ein schöner Ausblick oder der Blick in die schöne Natur das Gefühl, sich selbst etwas Gutes zu tun. Quasi eine Zusatzbelohnung für die körperliche Ertüchtigung – wenn man zum Beispiel beim Lauf auf den Pirknerkogel mit einem Blick über den Wörthersee oder die Veldener Bucht belohnt wird.“ 

Extraschön sind die Ausblicke auch vielerorts am Tiroler Achensee. „Motivierend ist gerade jetzt im Sommer aber auch, dass du während des Laufens vielen Menschen begegnest, seien es Wassersportler oder solche, die an Land unterwegs sind“, findet Gunther Hochhold vom Achensee Tourismus. „Am See geht außerdem immer ein wenig der Wind, das ist an heißen Tagen sehr angenehm.“

Die Nähe aus Bergen und Seen, die gibt es auch im Salzkammergut. Und dort am Wolfgangsee einen Laufevent, der im kommenden Oktober sein 50-jähriges Jubiläum feiert: den Wolfgangseelauf – Salzkammergut Marathon. Veranstalter Franz Sperrer sagt: „Beim Laufen in einem so malerischen Umfeld geht es ums Gesamterlebnis. Die Wolfgangsee-Region als Ganzes lässt einen einfach runterkommen und den Alltag ausblenden – und das dank dem Netz an bestens beschilderten Lauf- und Wanderwegen ganzjährig.“
 
Grundsätzlich ist Laufen ja kein klassisches Urlaubsthema wie das Wandern oder Baden. Aber erstens wird der laufende Urlaubsgast doch etwas zahlreicher, weil Trailrunning boomt und sich an vielen heimischen Seen gleich die Berge erheben. So findet man auch in den drei Regionen, auf die wir in dieser Story blicken, nicht nur befestigte Laufstrecken, sondern stets auch feine Trails. Zweitens sind es viele Laufveranstaltungen, die den Konnex zwischen Laufen und See herstellen: Wie „Kärnten Läuft“ (26.–28. 8.) am Wörthersee, der Achenseelauf (4. 9.) oder der Wolfgangseelauf (15./16. 10.), die alle zu den besonders schönen Läufen ihrer Art in Österreich gehören. An den Event-Wochenenden kommen mit den Laufbegeisterten auch viele Begleitpersonen in die Regionen und bringen entsprechend Wertschöpfung mit.   

Drittens werden sich nur wenige ihre Urlaubsregion hauptsächlich aufgrund der Laufstrecken aussuchen – aber sie sind zumindest ein Zusatzargument: Schöne Laufstrecken nimmt man doch gerne mit. Beispielsweise für die eingangs beschriebene morgendliche Laufrunde, ehe es tagsüber im Familienverband auf den Berg oder an den Badestrand geht.

Für eine Tourismusregion sind Laufstrecken also zumindest „nice to have“. Hiltrud Presch bestätigt: „Es gibt eine feine Lauf- und Walkinginfrastruktur in den Gemeinden rund um den Wörthersee, ausgearbeitet mit Spezialisten wie ,Runnersfun‘, mit entsprechenden Beschilderungen und Kartenmaterial. So eine Bewegungs-Infrastruktur ist für Gäste wie Einheimische wichtig“. Auch Hochhold und Sperrer erachten eine gute, lückenlose Beschilderung für Läufer als essenziell. „Das Laufstreckennetz der Region Achensee findet man zugleich auch digital – auf maps.achensee.com – inklusive GPS-Tracks zum Download“, verrät Gunther Hochhold.
Einmal eine ganze Runde um einen größeren See laufen? Ist bei entsprechender Konditionsstärke ein Highlight! Die 27 Kilometer rund um den Wolfgangsee sind legendär und die klassische Strecke beim jährlichen Laufevent. Zugleich ist die Runden ganzjährig laufbar, weil perfekt beschildert, weiß Sperrer: „Die Wolfgangseerunde bietet alles – von malerischen Wanderwegen direkt am See über fordernde Abschnitte auf den Falkenstein bis hin zu asphaltierten Passagen, wo, wenn gewünscht, aufs Tempo gedrückt werden kann.“

Auch beim Achenseelauf führt die Hauptstrecke einmal um den See herum – 23,2 Kilometer ist sie lang. Sie ist auch Gunther Hochholds Lauftipp: „Es geht fast immer am Seeufer entlang, sowohl auf Asphalt als auch – am Westufer – als Trailstrecke mit Waldboden und Schotter“. Richtig gut drauf sein muss man am Wörthersee, wenn man hier mit der Umrundung liebäugelt. Der Rundwanderweg ist zugleich Ultratraillaufstrecke und misst fast 60 Kilometer – „immer wieder mit Superblick auf den See. Wobei man natürlich auch Teile herausnehmen oder abkürzen kann“, so Presch. Per Öffis oder – stilgerecht – Linienschiff kann man ja auch zum Ausgangspunkt zurückkehren, wenn es für die ganze Runde doch nicht reicht.

Was uns zu einem letzten Sommer-Benefit vieler See-Laufstrecken bringt: der finale Sprung hinein ins kühle Nass. Der ist mindestens so gut wie der Tauchgang nach der Sauna in Abkühlbecken, nur mit viel höherem Naturfaktor. Erfrischt sitzt man am Ufer und schaut zufrieden aufs Wasser hinaus. Kann es Schöneres geben?