... ,dann ist das schön, aber nicht ganz einfach. Denn Männer sind anders. Frauen auch. Für das gemeinsame Sporterlebnis bedeutet das: Dort, wo die (körperlichen) Gemeinsamkeiten enden, fängt die sportliche Herausforderung erst an. Über Grenzen und den Geschlechterunterschied beim Sport: ein Trainingsplan im Pärchenmodus.


Es könnte so schön sein. Gemeinsame Urlaubswochen – Zeit für die Beziehung. Und Zeit für den Sport zu zweit. Zwei Fliegen, eine Klappe! Mit nur einem Problem: In den meisten Fällen sind beim Sporteln im Pärchenmodus Zank und Zoff quasi vorprogrammiert – und dann geht auch schnell die Harmonie den Bach runter. Sie ist genervt, wenn er aus einer lockeren Joggingrunde immer eine Sprint-Challenge machen muss. Und ihm will einfach nicht einleuchten, warum sich seine Herzensdame beim Downhill wegen lächerlicher 30 Prozent Steigungen so anstellt. Oder den Aufschlag beim Tennis nicht mal so richtig ordentlich durchzieht. Männer sind eben anders. Frauen auch. Und gerade beim „Sport zu zweit“ werden die kleinen, feinen Unterschiede deutlicher denn je.

MÄNNER HABEN POWER
Männer – so bestätigt es auch die Wissenschaft – sind das „stärkere Geschlecht“. Mutter Natur hat in puncto Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer tatsächlich bei den Herren der Schöpfung eine Extraportion drauf geschlagen. Im Durchschnitt sind Frauen rund zehn Zentimeter kleiner und etwa zwölf Kilogramm leichter als Männer. Kürzere Extremitäten und ein breiteres Becken machen ebenfalls nicht nur optisch, sondern auch in sportlicher Hinsicht einen wichtigen Unterschied aus. Für die Muskelmasse gilt Ähnliches: Männer haben nicht nur einen höheren Anteil davon – bei der vergleichsweise spärlicher ausgeprägten weiblichen Muskulatur kommt erschwerend hinzu, dass diese vom Körper (zu Ungunsten der Kraftleistung) als Fettspeicher genutzt wird.

Ungünstig auf die sportliche Leistungsfähigkeit wirkt es sich beim „schwachen Geschlecht“ außerdem aus, dass die Fähigkeit, Sauerstoff aufzunehmen und diesen als Leistungslieferanten an Muskeln zu transportieren, bei den Damen um fast 15 Prozent geringer ist als bei ihren männlichen Artgenossen. Und als ob der weibliche Menstruationszyklus als solches nicht schon Ballast genug wäre, setzen diese Hormonschwankungen im Sportlervergleich noch einen drauf: In der ersten Zyklushälfte ist die weibliche Ausdauerbelastbarkeit deutlich abgeschwächt!

Männer hingegen haben keinen Zyklus. Sie haben Testosteron. Ein Powerhormon, das das Mannsbild quasi permanent mit einem Doping der natürlichen und legalen Art versorgt. Der hohe Testosteron-Anteil beim Mann pusht Power, Schnelligkeit und Kraft nochmals auf beneidenswerte Höhenflüge. Unterm Strich kann man es so abrechnen: Der sportliche Geschlechterunterschied zwischen Adam und Eva wird allgemein auf durchschnittlich zehn Prozent in Ausdauersportarten und 15 bis 20 Prozent in Schnellkraftsportarten geschätzt – zu Ungunsten der Frau.
 

"Frauen fehlt der hohe Testosteron-Anteil, der die Männer im Sport mehr pusht. Dafür sind Frauen teamfähiger - und sie sind auch die besseren Verlierer."


LERN- UND TEAMFÄHIGER
Männer sind also – nach reiner Faktenlage – im Schnitt etwas stärker, schneller und leistungsfähiger. Dass ihnen aber allein deshalb ein Platz auf dem Siegertreppchen gebührt, ist damit nicht gesagt. Denn, liebe Männer, unterschätzt nicht die starken Seiten des vermeintlich schwachen Geschlechts. Frauen haben einiges, was ihr nicht habt. Ein deutlich dehnbareres Bindegewebe zum Beispiel. Es sorgt für eine Beweglichkeit und anmutige Motorik, von der ihr nur träumen könnt. Die Elastizität des Gewebes schützt außerdem besser vor Verletzungen.

Einen weiteren weiblichen Bonus findet man in der kleinen Schaltzentrale zwischen den Ohren. Das weibliche Gehirn ist nämlich nicht nur stärker vernetzt als das des Mannes, es lässt auch eine bessere Zusammenarbeit zwischen linker und rechter Hirnhälfte zu. Das bedeutet: Frauen lernen (auch sportliche) koordinative Bewegungsabläufe besser und schneller. Ach ja, und Frauen haben das, was so mancher Testosteron-Rausch kaputt macht: Teamfähigkeit. Sie sind genetisch nämlich nicht auf Konkurrenz und Wettkampf, sondern auf Gegenseitigkeit und Zusammenhalt gepolt. Was bekanntlich in Teamsportarten deutlich von Vorteil ist. Besser verlieren können Frauen – mangels Testosteron – übrigens auch. Sie geben daher auch bereitwillig zu, die vielleicht vergleichsweise Schwächeren zu sein.

GEMEINSAM TRAINIEREN
Insoweit sind also die Fronten geklärt – das sportive Ursprungsproblem aber ist damit leider nicht gelöst: Wie gelingt, trotz besagtem Geschlechterunterschied, ein harmonisches Miteinander von Mann und Frau im Sport? Oder gibt es am Ende gar kein Trainieren, das beide Geschlechter im Einklang verfolgen können? Ja und nein lautet die Antwort. Natürlich macht es Sinn, dass Mann und Frau im Profi-Sport getrennt werden. Im Freizeitsport, und vor allem in einer Partnerschaft, gehören allerdings Teamgeist und damit auch Kompromisse zur Natur der Sache. Wenn er und sie gemeinsam sporteln wollen, ist Rücksicht gefragt. Dabei gilt wie grundsätzlich in allen Trainingsgemeinschaften: Der Schwächere bestimmt! Tempo und Intensität werden von demjenigen diktiert, der entweder weniger trainiert oder naturbedingt leistungsschwächer ist – egal, ob Männlein oder Weiblein. Das stärkt nicht nur das Wir-Gefühl, sondern bedeutet bei eher kurzen Trainingszeiträumen, wie Urlaub oder gelegentlichem Wochenend-Training, auch keine Leistungseinbußen für den Fitteren. Im Gegenteil: Ein „gebremstes“ Training gilt bekanntlich als aktive Form der Regeneration.

Wer aber das „paarweise“ Training sehr wohl auch für eine sportliche Leistungssteigerung nutzen will, braucht eine andere Lösung. Denn im Bereich der Leistungsgrenzen legen die natürlichen Unterschiede auch dem gemeinsamen Training früher oder später Steine in den Weg. Das ist Fakt. Rücksichtnahme bedeutet in diesem Fall eben auch, den Partner buchstäblich ziehen zu lassen. Denn, wer weiter kommen will, muss an sein persönliches Maximum gehen. Wer nicht hinterher kommt, steht eben am Rand und feuert an. Auch das ist eine Form von Teamgeist. Die gute Nachricht für sportliche Paare: Es sind wirklich nur die engen Grenzen der Leistungsspitzen, die ein Training zu zweit unmöglich machen. Jenseits eiserner Wettkampfvorbereitungen ist die sportliche Bandbreite für ein gemeinsames Training – trotz oder besser gesagt gerade wegen der natürlichen Geschlechterunterschiede zwischen Mann und Frau – größer und sogar sinnvoller, als viele denken.

MANN & FRAU: VON WEGEN "KLEINER UNTERSCHIED"
Sie sind nicht nur sicht-, sondern vor allem auch spürbar: die größten physiologischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Und sie sind die logische Erklärung (auch als Appell an ungeduldige Partner), warum die Leistungsfähigkeiten in verschiedenen Sportarten nicht die gleichen sein können.

Körperbau:

Frauen sind durchschnittlich kleiner und leichter, die weiblichen Extremitäten sind in der Regel kürzer, und auch der Schwerpunkt des Köpers liegt weiter unten als der des Mannes. Letzteres bringt vor allem bei Sprung- und Laufdisziplinen einen ergonomischen Nachteil. Beim Schwimmen hingegen sorgt der tiefe Schwerpunkt in Kombination mit dem kürzeren Rumpf der Frauen für eine geringe Kraftanstrengung bei besserer und schnellerer Gleitfähigkeit im Wasser.

Herz und Lunge:

Auch die Abmessungen der meisten Organe fallen bei Frauen kleiner und leichter aus. Das Frauenherz ist kleiner, die Durchmesser der Herzkammerwände und Schlagadern ist geringer, auch die Blutmenge ebenso wie die Konzentration an Sauerstoffträgern ist bei Frauen kleiner. Gleiches gilt für die Organe der Atemwege und die Lunge. Die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) gilt als anerkannter Parameter für die Belastungsintensität und fällt bei Frauen folglich geringer aus. Ebenfalls vergleichsweise nachteilig wirkt es sich auf die Ausdauerleistungsfähigkeit aus, dass die Herzfrequenz bei Frauen höher ist.

Muskulatur:

Männer besitzen nicht nur mehr Muskeln, sie verfügen auch über eine höhere Anzahl (rund 22 Prozent) an Mitochondrien, die wichtigen Energiekraftwerke der Muskelzellen. Auch die Dicke der Muskelfasern, die für deren Kraftleistung entscheidend ist, fällt bei Frauen schmäler aus.

Einen kleinen Vorteil haben sie dafür in der Fähigkeit zur Energiespeicherung in den Muskeln. Durch den höheren Anteil an Neutralfetten ist diese im Frauen-Muskel nämlich ein klein wenig höher. Auch geht man davon aus, dass der Frauenorganismus die Fette besser verwerten kann und damit auf langen Strecken einen Vorteil bei der Energieversorgung hat. Insgesamt allerdings wirken sich die Muskeldefizite nachteilig auf Kraftleistung und Schnelligkeit aus.

Beweglichkeit

Das weibliche Bindegewebe ist nicht netzartig, sondern faserig angeordnet. Gepaart mit einem höheren Östrogenanteil bringt das der Frau ein elastischeres Gewebe. Dieser Umstand ist aber nicht nur für die Beweglichkeit von Vorteil, sondern verschafft dem „schwachen Geschlecht“ auch ein Plus in Sachen Verletzungsanfälligkeit.

Koordination:

Aufgrund einer besseren Vernetzung der Gehirnzellen sind Frauen in der Regel bei koordinativen Leistungen schneller und besser. Auch ihre Lernfähigkeit ist durchschnittlich besser. Vor allem in Sportarten, die eine hohe Koordination erfordern (z. B. Kunstturnen oder Tanzen), können Frauen diesen Bonus nutzen, um Schwächen bei Kraft und Schnelligkeit wettzumachen.

Hormone:

Männer weisen eine höhere Testosteron-Konzentration auf, während Frauen mehr Östrogene produzieren. Neben zyklusbedingten Schwankungen im Allgemeinbefinden und der (sportlichen) Belastbarkeit folgen daraus vor allem Unterschiede in den Stoffwechselfunktionen. Frauen bauen unter Belastung mehr Fett, dafür aber weniger Eiweiß und Kohlenhydrate ab als ein Mann. Vor allem beim Training im aeroben Bereich liegt der Mann damit leistungsmäßig weiter vorn.


GEMEINSAM STARK
„Einlassen, Abwechslung suchen und ausprobieren“. Das sind die Zauberwörter sich liebender Sportfreunde. Gemeint ist dabei nicht, sich als Paar eine gemeinsame Sportart auszusuchen und sich hier leistungsmäßig in der lauwarmen Mitte einzupendeln. Ein gelegentlicher Kompromiss sollte nicht zu einer faulen Komfortzone ausarten. Ganz im Gegenteil: Männlein und Weiblein können einander fordern und fördern. Ihre Stärken sind seine Schwächen. Und andersherum.

Richtig stark wird man erst durch Teamwork. Muskulär wie mental. Und das funktioniert so: Er schnuppert hin und wieder in vermeintliche Frauen-Disziplinen, wie z. B. Yoga, Walking, Zumba oder Aerobic, und setzt dabei selbst neue Trainingsreize für Beweglichkeit, Koordination und Ausdauer. Und andererseits schadet es nichts, wenn sie sich gelegentlich auf schnelle Sprints, schwerere Eisen oder ein rassiges Matcherl einlässt.

Versucht es, ihr könnt nur gewinnen – an Muskel- und an Herzenskraft. Und genau darum geht es doch: Die Unterschiede machen schließlich die Liebe aus. Leistung entsteht dann von ganz allein ...


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