Achtung! Wenn du jetzt weiterliest, besteht Suchtgefahr. Abhilfe schafft ein Flug über den großen Teich und unverspurter Powder, so weit das Auge reicht.
 

Klaus Molidor
Klaus Molidor

Eine Dosis reicht. Meistens. Nach einer Dosis Powder klettert in der Bucket List ein Punkt ganz nach oben. Wie ein Superhit in der Chartliste. Heliskiing lautet der Punkt dann. Einmal im Leben per Hubschrauber hoch hinaus und dann tief im Pulver tief hinunter. Freerider träumen sowieso davon, aber eben auch sehr, sehr viele, die das Gefühl einer Abfahrt im leichten Pulverschnee einmal erlebt haben. Das muss noch gar nicht an einem ausgewiesenen Freeride-Spot gewesen sein. Eine Abfahrt neben der Piste kann da schon reichen, um den Gedanken ans Heliskiing unwiderruflich ins emotionale Hirnzentrum einzuschreiben. So ist es zum Beispiel auch Cri Maierhofer gegangen. Als ehemaliger Boardercross-Profi hat der gebürtige Steirer anfangs mit Heliskiing nichts anfangen können. „Da einfach Zopferl flechten, das hat mich immer nur mäßig interessiert.“ Über seinen Job im Marketing bei Atomic ist er dann auf einem Infoabend mit CMH Heliskiing in Kontakt gekommen. „Dabei hab ich Shelly und Martin, die das geleitet haben, kennengelernt. Sie wollten, dass ich für sie arbeite und haben mich einmal sieben Tage nach British Columbia eingeladen. Da war es um mich geschehen.“ Erst hat er noch parallel für CMH und Atomic gearbeitet, 2012 ist er dann komplett umgestiegen und hat 2014 auch die österreichische Niederlassung der Firma CMH gekauft.
 


Viereinhalb Meter Schnee sind rund um Banff Standard.

Cri Maierhofer
Ganz oben auf der Bucket List

Kanada ist natürlich nicht der nächste Weg zum Helivergnügen auf Board und Ski, aber sicher einer der eindrucksvollsten. Die Lodges, in denen die Gäste wohnen, sind nicht in einem Skigebiet, sondern fernab der Zivilisation. Nahezu unbegreiflich sind die Dimensionen. „Das Gebiet, das einer Lodge zur Verfügung steht, ist ungefähr 30 Mal so groß wie das Arlberggebiet“, erzählt Maierhofer. Oder exakt in Zahlen gegossen: Obertauern, ein bekannter Freeride-Spot in Österreich, hat eine Fläche von 17,2 Quadratkilometern. Das Gebiet um die Cariboos Lodge in Kanada hat 1315,25 Quadratkilometer. Obertauern hat 9000 Gästebetten, Cariboos 40. Unverspurte Abfahrten eine ganze Woche lang für ­jeden Teilnehmer sind damit garantiert. 

Stammgäste Benni und Marlies
Von solchen Bedingungen schwärmen aber nicht nur Hobbyfahrer. Auch weiter gereiste Profis werden süchtig danach. „Marlies und Benni Raich sind seit Jahren Stammgäste und in der Gegend unterwegs. Das war immer ihrer beider Highlight nach dem Ende der Weltcupsaison“, erzählt Maierhofer. Im kanadischen Powder haben es die beiden dann ordentlich krachen lassen. „30.500 Höhenmeter an Abfahrten garantieren wir bei jeder Reise“, rechnet der Steirer vor. „Die beiden sind regelmäßig um die 60.000 Höhenmeter gefahren.“
Neben der schieren Größe bietet Kanada noch weitere Vorteile. Die Schneesicherheit zum Beispiel. Bedingt durch die geografische Lage schneit es dort immer Unmengen. Östlich von Banff, das quasi das Powderzentrum bildet, wird die Landschaft rasch flach und extrem kalt. Auf der anderen Seite kommen die Rocky und Columbian Mountains und die Feuchtigkeit vom Pazifik. Das sorgt für zuverlässig monströse Schneemassen. „Die 4,5 Meter Schnee bei uns am Präbichl waren eine Sensation“, erinnert sich Maierhofer. „Rund um Banff ist das Standard. Und zu den 4,5 Metern zusammengesunkenem Schnee kommt dann im tiefen Winter schon einmal mehr als ein Meter frischer Powder dazu.“ Der dann – wiederum sei der Lage Dank – meistens sehr trocken und leicht ist: der berühmte Champagne- Powder. „Den gibt es zwar prinzipiell überall auf der Welt, in British Columbia aber eben besonders oft.“ 

Darum ist die Region auch so ein Sehnsuchtsort für Powder-Junkies aus aller Welt und solche, die es werden wollen. Wie aber weiß ich jetzt, ob ich geeignet bin für eine Lodge in Kanada? Sodass ich auch noch Spaß habe und nicht im Wechselbad zwischen Angst und Überforderung gefangen bin? „Das kann ich in Gesprächen sehr gut einschätzen“, sagt Maierhofer. „Ich frage die Leute, wie viel Erfahrung sie haben, welche Hänge sie hier fahren, wie oft und so weiter. Über die Jahre hab ich damit so viel Erfahrung, dass es immer sehr gut hinkommt.“ Wobei der Österreicher tendenziell dazu neigt sich zu unterschätzen, während beim durchschnittlichen Amerikaner eher das Gegenteil der Fall ist. Die gute Nachricht: Es gibt für ein sehr breites fahrerisches Spektrum Angebote. Beim sogenannten „Powder Intro“ ist der Stützpunkt in einer Gegend mit eher flacheren Hängen, dazu fahren die Gäste ein, zwei Tage mit einem Guide fast wie in einem Skikurs. Auf der anderen Seite gibt es auch immer wieder Leute, die Angst hätten, sich zu langweilen, wie Maierhofer erzählt. „Denen schick ich dann ein Video, das ich mit meiner Truppe selbst beim Fahren gemacht hab. Keinen Werbeclip, sondern einfach Dinge, die wir gefahren sind.“ Und dann sind viele dabei, die in seiner Gruppe richtig Gas geben und für die die garantierten 30.500 Höhenmeter pro Woche nicht ausreichen.

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