Was die gesetzliche Krankenversicherung im Berg­sport deckt – und warum es sich lohnt, sich zusätzlich über die Alpinvereine oder privat zu versichern. 

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer

Die Schönheit der Berge und der Natur ist unbestritten. Plötzliche Wetterumschwünge, Eis, Lawinen oder auch einfach eine kleine Unachtsamkeit am Wanderweg oder Klettersteig vermögen Bergsportler aber binnen Bruchteilen einer Sekunde – oft auch unverschuldet – aus dem Idyll zu reißen. Wir wissen schon, niemand malt gerne den Teufel an die Wand. Und dennoch: Wen es in die Berge zieht, der sollte sich eher heute als morgen auch um eine entsprechende Versicherung kümmern.

Worst Case
In Österreich haben wir grundsätzlich gute Gesundheits- und Versicherungsleistungen. Unsere gesetzliche Unfallversicherung deckt Folgeschäden – „allerdings nur in sehr engem Rahmen, nämlich bei der Erwerbsarbeit und bei der Ausbildung“, erklärt Christian Winkler von der Garanta Versicherung. Für Unfälle in der Freizeit, also etwa beim Skisport, Wandern, Bergsteigen oder Klettern, kommt sie in der Regel nicht auf. Natalie Frenz von den Naturfreunden Österreich geht hier auf Nachfrage weiter ins Detail: „Prinzipiell ist es so, dass die anfallenden Bergekosten – sowohl Hubschrauber als auch Bergrettung betreffend – nach einem Unfall oder medizinischen Notfall in den Bergen nicht von den Krankenkassen übernommen werden.“ Spitals- und Arztkosten im Inland sind natürlich auch bei Freizeitunfällen gedeckt, teuer kann für unversicherte Verunfallte je nach Situation die Bergung oder auch Vermisstensuche sein.

Um es an dieser Stelle nochmals zusammenzufassen: Such-, Rettungs- und Bergekosten nach Freizeitunfällen werden von den Sozialversicherungen nicht ersetzt. Aktuelle Beispiele, so unterstreicht Winkler, zeigen, dass die Kosten von aufwendigen Rettungseinsätzen schnell mehr als 15.000 Euro, die Suche nach Lawinenopfern 20.000 Euro und mehr betragen können.

Besser versichert
Viele heimische Bergsportler setzen auf den in der Mitgliedschaft von alpinen Vereinen wie dem ÖAV oder den Naturfreunden integrierten Versicherungsschutz. Damit ist man zumindest im Akutfall schon mal auf der sicheren Seite. „Berge- und Suchkosten, aber auch ärztlich angeordnete Rückholung – bei schwerer Verletzung aber auch im Todesfall nach einem Unfall – sind mit unserer Versicherung gedeckt“, erklärt Natalie Frenz den Mehrwert für Naturfreunde-Mitglieder. Die Alpinvereine bieten ähnliche, allerdings doch im Detail unterschiedliche Leistungen. Nähere Informationen dafür und zu den sonstigen Vorteilen der Vereinsmitgliedschaft finden sich auf den Webseiten. Ergänzend zur Bergrettung selbst: Für nur 32 Euro im Jahr übernimmt die Bergrettung für dich als Förderer und deine Familie im Notfall anfallende Such- und Bergungskosten.

Private Unfallversicherungen bieten neben der Übernahme von Assistance-Leistungen wie Berge-, Such- und Rückholkosten je nach Modell und Prämie auch diverse Zusatzleistungen für Invalidität, Reha, Taggeld und Rente. Mit speziellen Sportpaketen lassen sich auch Risikosportarten abdecken, erläutert Winkler. Zu unterscheiden gilt es laut Winkler dabei aber nicht nur die unterschiedlichen Leistungen und Prämien der Versicherungen, sondern auch den Bezahl-Modus. Die Frage, wie oft man am Berg unterwegs ist, sieht er ebenfalls als zentrales Kriterium. Verbringt man viel Zeit im alpinen Bereich, sind klassisch ganzjährige Versicherungen sicher das Mittel der Wahl. Findet man sich aber nur ab und zu am Berg und sucht dabei nach speziellem Schutz, bieten sich tage- oder wochenweise abschließbare Pakete wie etwa die Garanta Bergschutz-­Versicherung an. Der 24-h-Bergschutz kostet beispielsweise ab 4,98 Euro und ist über das Smartphone abschließbar.

Ob für die eigenen Ansprüche die Mitgliedschaft bei einem Alpinverein ausreicht oder eine (vielleicht auch zusätzliche) private Unfallversicherung sinnvoll wäre, das muss jeder für sich selbst abwägen. Jedenfalls gilt es Einschränkungen, bei denen die Versicherung nicht leistet, Leistungen und Prämien exakt zu vergleichen und auch spezielle Angebote für Familien und Partner abzuwägen. Natürlich kann man auch weiterhin ganz ohne Versicherung in die Berge, sollte sich aber auch der möglichen Folgekosten ­bewusst sein.