Mit oder ohne Sport? Ja, diese Frage stellen sich jetzt viele vor dem Sommerurlaub. Vor allem die, die in einer Partnerschaft leben oder Familie haben. Und wo vielleicht unterschiedliche Interessen bestehen.

Von Christoph Sumann


Wenn einer ein Trainingsprogramm durchziehen oder gar noch intensivieren will – unterm Arbeitsjahr bleibt sowieso immer viel zu wenig Zeit für den Sport – der andere sich dagegen endlich gemeinsame Familienzeit wünscht. Ja, das birgt schon Konfliktpotenzial. Man liest es ja auch immer wieder, dass sich zwar jeder den Urlaub als schönste Zeit des Jahres wünscht. Dass aber gerade eine hohe Erwartungshaltung dann dazu führt, dass es kracht. Dass der Urlaub mitunter zum Beziehungskiller wird. Sicher ist es schon im Alltag nicht einfach, wenn einem Partner Sport sehr wichtig ist und der andere gegensätzliche Interessen hat. Aber im Urlaub erreicht das Ganze sicher noch eine andere Dimension.

Meine Frau teilt zum Glück meine Begeisterung für den Sport. Einfach war es aber in der Leistungssportzeit trotzdem nie, im Urlaub alle Interessen unter einen Hut zu bringen. Die Kinder waren noch klein, der Papa unterm Jahr dauernd unterwegs, da soll er verständlicherweise wenigstens im Urlaub immer da sein! Andererseits kannst du als Sportler nach dem Urlaub nicht einfach wieder dort in den Trainingsplan einsteigen, wo du am letzten „Arbeitstag" ausgestiegen bist ...

Urlaube waren immer eine Herausforderung mit einer Menge Kompromissen. Die Terminfindung war dabei noch das geringste Problem – der hat sich im Groben einfach nach dem Trainingsaufbau für die Saison gerichtet. Im Urlaub haben wir es immer so gehalten, dass ich eine von zwei Wochen komplett der Familie zur Verfügung gestanden habe. Das hat der Formaufbau verkraftet und ich denke nicht, dass mir jemals ein leistungsrelevanter Nachteil aus dieser Familienauszeit entstanden ist. Die zweite Woche war schwieriger, da hab ich täglich morgens von 6 bis 9 Uhr trainiert und dann wieder am Abend eine Einheit eingeschoben. Ab dem Frühstück bis in den Nachmittag hinein war Familienzeit. Trotzdem: Easy war das nicht. Bis heute bin ich keiner, der morgens leicht aus den Federn hüpft – aber es war der beste Kompromiss für alle Beteiligten.

Da taugt es mir heute schon sehr, dass ich im Urlaub nicht mehr diesen Zwängen unterworfen bin. Meine Frau läuft irrsinnig gern und nachdem die Kinder schon groß genug sind, gehen wir am Strand dann gern einmal zu zweit laufen. Und genießen den Rest der Urlaubszeit als Vierer-Bande. Die hat sowieso ein Ablaufdatum – auch, weil die Tochter mit mittlerweile 13 auch schon in Richtung Leistungssport tendiert und viel trainiert ...

Also, um jetzt auf die Eingangsfrage – Urlaub mit oder ohne Sport? – zurückzukommen: Summa summarum glaub ich, dass man mit gutem Willen für jede Situation einen Kompromiss finden kann. Auch, wenn in einer Gemeinschaft unterschiedlichste Interessen und Bedürfnisse aufeinanderprallen. In der Früh aufstehen, trainieren und ab dem Frühstück ist Familytime – das hat bei mir auch als Profi funktioniert. Und ein Gedanke noch: Oft hilft es schon, wenn man rechtzeitig miteinander redet. In diesem Sinn: einen schönen Urlaub!

Der Kolumnist

CHRISTOPH SUMANN war als Biathlet viele Jahre Weltklasse. Nun ist er selbst aktiv in der Hobbysportszene unterwegs und notiert hier für die SPORTaktiv-Leser seine Erlebnisse, seine Eindrücke – und seine Tipps.


Web: www.christoph-sumann.com



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