Alpinkletterer Patrick Freudenthaler hat uns erzählt, warum das Tourengehen für ihn mehr als nur winterliches Konditionstraining ist.

Interview von Christof Domenig


Patrick, wie oft bist du im Winter auf Touren­skiern unerwegs?
Das ist recht unterschiedlich. In der vergangenen Saison hatte ich das Glück, zwei Monate Zeit zum Tourengehen in Island und Norwegen zu haben. Generell versuche ich schon, zwei bis drei Mal pro Woche mit den Tourenskiern unterwegs zu sein. Da nütze ich natürlich auch die freie Zeit nach der Arbeit für die eine oder andere Tour mit der Stirnlampe.

Was bedeuten dir diese Touren?
Auch das ist wiederum sehr unterschiedlich. Skitouren, die ich während der Arbeitswoche mache, dienen eigentlich rein dem Konditionstraining. Am Wochenende nehme ich mir dafür dann richtig Zeit für die Genusstouren. Hier nehme ich die Landschaft, die Stille am Berg und den frischen Schnee unter den Brettern ganz bewusst wahr.

Gibt's jemanden, mit dem du am liebsten unterwegs bist?
Ich genieße generell Touren in kleineren Gruppen mit maximal drei Personen am meisten. Sehr gerne gehe ich mit guten Freunden, denen ich vertraue und von denen ich weiß, dass sie eine gute Kondition haben sowie ein gutes Auge für potenzielle Risiken am Berg. So wird eine Tour dann zum Gemeinschaftsprojekt.

Apropos: Wie gehst du mit Risiko um?
Der Gefahr, die am Berg und auf Skitouren besteht, bin ich mir sehr genau bewusst. Ich habe mich intensiv mit den Risiken auseinandergesetzt und ich beschäftige mich nach wie vor viel mit dem Schneedeckenaufbau und den Wind- und Wetterprognosen. Aber ich verlasse mich mittlerweile auch viel mehr auf meine Intuition. Meine Touren plane ich also nicht mehr zu 100 Prozent durch, sondern entscheide dann vor Ort unter Berücksichtigung der Gegebenheiten. Da kann es dann schon sein, dass aufgrund pozentieller Gefahren die Tour ganz anders verläuft als ursprünglich gedacht.

Üben die Berge für dich beim Klettern eigentlich einen anderen Reiz aus als auf einer Skitour?
Das Motiv im Sommer und im Winter ist ganz eindeutig ein anderes: Während es in der heißen Jahreszeit gilt, eine möglichst lässige Linie nach oben zu finden bzw. zu klettern, steht eine coole Abfahrt im Winter im Vordergrund. Jedenfalls ist mir die kalte Jahreszeit die liebere – auch wenn ich leidenschaftlich gern klettere.

Beim Tourenski-Material bist du folglich der „Abfahrtstyp"?
Stimmt, ich bevorzuge eindeutig einen Ski, der sich satt fährt. Meiner Meinung nach empfiehlt es sich für jemanden, der viele Skitouren geht, Tourenski für viele Bedingungen zu haben – zum Beispiel im Frühling eher eine leichte Ausrüstung für einen längeren schneelosen Einstieg oder einen breiten Powderski für den Hochwinter.

Gibt's ein Unternehmen auf Skiern, das du unbedingt mal verwirklichen möchtest?
Ich hab schon länger eine West­alpendurchquerung im Sinn. Bisher ist es sich zeitlich nie ausgegangen, aber das sollte schon einmal klappen.

Alpinkletterer Patrick Freudenthaler, 25, aus Linz (OÖ)/ Bild: privat

Alpinkletterer Patrick Freudenthaler, 25, aus Linz (OÖ)

Web: naturfreunde.at/alpinkader

Meine Lieblingstouren:
  1. Auf den Großen Priel von Hinterstoder aus. Die besten Verhältnisse herrschen im Spätwinter.
  2. Unbedingt empfehlen möchte ich Skitouren auf der Trollhalbinsel in Norwegen. Der Meerblick ist genial.
  3. Die Durchquerung der Ortlergruppe in Südtirol ist ein Erlebnis, das man allen ambitionierten Tourensportlern nur empfehlen kann.


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