Läufer wünschen, Laufschuh-Hersteller liefern – vor allem Komfort. Aktuelle Cushion-Schuhe verbinden Dämpfung, Dynamik und Wohlgefühl. Wir erklären, warum gerade diese Kategorie so viele begeistert.

Christof Domenig
Christof Domenig

Wen man auch fragt, der mit der Materie zu tun hat: „Komfort“ ist die meistgewünschte Eigenschaft bei Laufschuhen. Und besonders komfortable, gut gedämpfte Cushion-Laufschuhe sind heute die beliebteste Kategorie. „Mit dem Komfort fängt es an, das ist für uns ein zentrales Leitmotiv“, sagt Anthony Kilu, Manager Brand Marketing Austria für die Marke Puma – der dieses Gefühl freilich nicht in einer einzelnen Laufschuhkategorie verortet, sondern betont: „Ein angenehmes Tragegefühl zieht sich bei uns durch viele Kategorien.“ 

Michael Wernbacher, Miteigentümer des WEMOVE RUNNING STORE in Wien, weiß von Händlerseite: „Rund 75 Prozent im Verkauf sind stark gedämpfte Daily Runners.“ Andreas Vojta, ebenfalls einer der WEMOVE-Miteigentümer und zugleich Spitzenläufer über die Marathondistanz in Österreich, kann noch ein interessantes Faktum beisteuern: „Auch wenn man es von außen manchmal nicht sieht – aber drei Viertel des Profitrainings sind ruhiges Laufen, Long Runs oder Easy Runs. Da macht es einen bedeutenden Unterschied, ob du einen wirklich bequemen Dauerlaufschuh anhast – oder einen anderen.“

Das alles nur zur Einordnung vorausgeschickt. Da der Herbst die Zeit für den Grundlagenaufbau ist und hier die langen, langsamen „Zone 1“- und „Zone 2“-Läufe eine besonders große Rolle spielen, passt es zeitlich auch gut, wenn wir mit den Experten gemeinsam einen genauen Blick auf die besonders bequemen, gedämpften Laufschuhe werfen und speziell dem Wohlgefühl im Schuh nachspüren.

Mehr als nur „weich“
Was genau macht diesen Komfort eigentlich aus? Für Puma ist er ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. „Unsere NITRO™-Technologie steht dabei im Mittelpunkt und fungiert quasi als PUMA-Synonym für Komfort“, erklärt Anthony Kilu. Die mit Stickstoff angereicherte Zwischensohle sorge nicht nur für weiche Dämpfung, sondern auch für Energierückgabe – „ein federleichtes, dynamisches Laufgefühl, das gleichzeitig den Energieverlust minimiert.“ Aber Komfort sei eben nicht nur Dämpfung. Auch atmungsaktive, passgenaue Obermaterialien oder eine gut durchdachte Sohlengeometrie spielen eine Rolle. Ein Schuh müsse als „harmonisches Gesamtpaket“ funktionieren, „das Stabilität, Leichtigkeit und natürliches Abrollverhalten verbindet“.

Ganz ähnlich sieht es Michael Wernbacher: „Weich anfühlen heißt noch nicht, dass das die Dämpfung ist – Dämpfung ist eine Funktion, die man grundsätzlich nicht wirklich spürt.“ Natürlich spiele aber  die Zwischensohle auch fürs Gefühl eine bedeutende Rolle. Dazu nennt er etliche Passformdetails: ein weiches Fußbett, das Obermaterial, ein stimmiges Schnürsystem, eine gut sitzende Ferse oder genügend Platz im Vorfuß. „Alles Dinge, die man berücksichtigen muss, damit sich der Schuh wirklich richtig anfühlt.“ Das Gefühl entsteht also aus der Summe vieler Details. 

Dynamik trifft Dämpfung
Die hohe Beliebtheit dieser Modelle hängt heute auch damit zusammen, dass die Schuhe nicht mehr schwerfällig sind wie frühere Generationen – sondern im Gegenteil: spritzig und dynamisch.  Neben der federnden, „bouncy“ Zwischensohle trägt auch die Geometrie, vor allem die Rockerform dazu bei. „Komfort war vor wenigen Jahren noch anders als Komfort heute“, erklärt Wernbacher. „Damals hast du mit einer geraden Sohle und ein bisschen Dämpfung selber schauen müssen, dass du nach vorne kommst. Moderne Rockersohlen lösen die Bewegung nach vorne automatisch aus – und das Laufen fühlt sich dadurch leichter an.“

Andreas Vojta lief einen 42-Kilometer-Dauerlauf im „4er“-Schnitt in einem Cushion-Modell. „Das ist eine Marathonzeit im Bereich rund um 2:45 – für viele Hobbyläufer ein Traumziel. Mit den heutigen Cushion-Schuhen ist es auch möglich, so eine Pace ohne Abstriche zu laufen.“ Erst wenn es noch schneller werde, seien sie nicht mehr optimal. Von vielen Freizeitläufern werden andererseits Long Runs sinnvollerweise mit 7er-Schnitt gelaufen, weiß Wernbacher von Laufgruppen – auch hier sind diese Schuhe mitten in ihrem Element. 

Max Cushion „on top“
So vielseitig einzelne Modelle, so vielfältig auch die Sortimente. Bei Puma etwa: Vom maximal gedämpften MAGMAX NITRO bis hin zum stabilitätsorientierten ForeverRun NITRO 2 oder dem vielseitigen Velocity NITRO 4 findet jeder Läufer „den persönlichen Wohlfühl-Sweetspot“, so Anthony Kilu. Denn Komfort ist individuell.

Max Cushion-Schuhe, wie es sie auch im Komfortschuhbereich „on top“ mittlerweile gibt (oft mit dem Zusatz „Max“ im Namen gekennzeichnet, etwa bei Brooks mit den Komfort-Modellen Ghost und Glycerin), können, müssen aber nicht für jeden das Optimum des Wohlgefühls sein: Manche lieben das zusätzliche Volumen, andere fühlen sich durch die zusätzliche Höhe eher instabiler, weiß Vojta: „Ich würde pauschal nicht sagen, eines ist besser oder schlechter, sondern es ist einfach eine Ergänzung in der großen Auswahl, die es gibt.“

Von der Zwischen­sohle bis zum Schnürsystem – das Komfortgefühl entsteht aus der Summe vieler Details.

Komfort als Motivation ...
Komfortschuhe bieten nicht nur Schutz durch ihr Dämpfungsverhalten, sie machen das Laufen heute insgesamt leichter und motivierender. „Die Energie geht nicht in den Boden hinein, wie es früher war, sondern in die Richtung, wo du hinläufst“, beschreibt Wernbacher das Laufgefühl mit modernen Rockersohlen. Dieses „Leichter-Laufen“ sei am Ende wiederum nichts anderes als Komfort – und ein weiterer Grund, warum so viele gern zu ­diesen Modellen greifen.  

Anthony Kilu ergänzt: „Komfort reduziert das Risiko von Verletzungen, ermöglicht ein rundes, effizientes Laufgefühl und steigert gleichzeitig die Motivation, regelmäßig den Laufschuh zu schnüren.“ Kurz gesagt: Wer sich wohlfühlt, läuft länger, öfter und lieber.

 ... und als Schlüssel zur Lauffreude
Ob Marathonprofi, Freizeitläufer oder Einsteiger – komfortabel gedämpfte Laufschuhe sind für alle eine wichtige Kategorie. Mindestens ein Modell dieser Klasse sollte in keinem Läuferhaushalt fehlen. Cushion Schuhe reduzieren muskuläre Belastung, ermöglichen lange, angenehme Läufe und erleichtern die Bewegung. Und sie sind längst keine „Sofas“ mehr, sondern dynamische Alleskönner, die Schutz, Stabilität und Leichtigkeit vereinen. Und wie findet man „seinen“ Wohlfühlschuh? Der Tipp: Fachhandel nutzen und gut beraten lassen. Der Schuh sollte zur Fußform passen. Auch die Größe gilt es unbedingt richtig zu wählen. Ein wichtiges Kriterium: das eigene Gefühl. Schon beim Reinschlüpfen oder auf der Proberunde zeigt sich meist, ob ein Schuh wirklich passt – eben mit dem Wohlgefühl, das er auslöst.