Seit dieser Saison ist Andreas Herzog der neue Coach des FC Flyeralarm Admira. Im exklusiven Interview erklärt er, warum ihm Erwartungen von außen egal sind – und was er langfristig in der Südstadt aufbauen will.

Markus Geisler


Was für ein spannendes Projekt! Nach Auslandsjahren als Teamchef und Assistent von Jürgen Klinsmann ist Andreas Herzog endlich dort gelandet, wo ihn viele schon seit Langem sehen wollen: als Trainer in der ADMIRAL-Bundesliga. Im Interview spricht er über Chancen und Risiken bei seiner neuen Aufgabe. 
 

Mal ehrlich, Herr Herzog: Respekt vor der Stressmühle Bundesliga?
Das kenne ich ja. Als Spieler war ich es Woche für Woche gewohnt, auf dem Prüfstand zu stehen. Als Trainer ist es noch mal etwas anders, weil man noch mehr in der Verantwortung steht, sich um noch mehr Dinge kümmern muss. Aber seien wir ehrlich: Der Nervenkitzel ist doch das, was den Reiz der Aufgabe ausmacht.

Wie wichtig ist es, als Bundesliga-­Coach selbst fit zu sein?
Das brauchst du schon. Auch beim Training: Man kann sich nicht nur hinstellen und die Übungen über die Mannschaft ergehen lassen. Ich will selbst Inputs geben, viel ausbessern. Dazu brauchst du Konzentration, die bekommst du nur über körperliche Fitness.

Was machen Sie, um fit zu sein?
Derweil noch zu wenig. Ich habe Probleme mit dem Knorpel im Knie, im Frühjahr kam die Schulter dazu. Wenn die Vorbereitung vorbei ist und es wieder etwas mehr Freizeit gibt, habe ich mir vorgenommen, wieder mehr in die eigene Fitness zu investieren, mehr auf den Körper zu schauen. Bis dahin ist es vorrangig, die Spieler hinzubekommen, damit die bewerbsfähig sind.

Und dann gehen Sie laufen? Oder ­lieber in die Kraftkammer?
Laufen kann man das wohl nicht nennen … Ich gehe schon laufen – aber wo andere erst richtig anfangen, höre ich schon wieder auf. Ich renne nur vier oder fünf Kilometer, mehr will ich nicht, und mehr macht mein Knie auch derzeit nicht mit. Wenn ich weiß, ich muss eine Stunde laufen, gehe ich erst gar nicht. Ich habe das als Spieler schon gehasst. Schwimmen kann ich nicht so gut, Radfahren ist mir zu langweilig (lacht). Die Sportart, mit der ich fitter werde, muss erst noch erfunden werden. 

Ich will selbst Inputs geben, viel ausbessern. Dazu brauchst du Konzentration, die bekommst du nur über körperliche Fitness. 

Andreas Herzog

Sie haben bei der Admira einen eher kleinen Staff um sich herum, neu ist Fitnesstrainer Riccardo Proietti.
Ein Italiener, mit dem ich schon als Teamchef in Israel zusammengearbeitet habe. Er gehörte auch zum Stab von Josef Hickersberger vor der Heim-EURO. Er hat einen eher wissenschaftlichen Zugang und ist ein absoluter Spezialist auf seinem Gebiet – genau solche Leute brauchst du. Ich habe noch nie verstanden, wenn beim Aufwärmen zehn Athletiktrainer dabei sind. Mir konnte auch noch keiner erklären, wofür man die alle braucht. 

Sie hätten schon mehrere Möglichkeiten gehabt, als Vereinstrainer zu arbeiten, sowohl im In- als auch im Ausland. Warum hat es gerade jetzt und gerade bei der Admira gepasst?
Mehrere Gründe. Das eine war der Zeitpunkt: Ich wollte eine Mannschaft zum Start der Vorbereitung übernehmen, wenn ich noch Einfluss auf die Zusammenstellung des Kaders habe. Außerdem ist es der Verein, bei dem ich meine Karriere begonnen habe und wo mein Vater (Anm.: Anton, genannt „Burli“ Herzog) zur letzten Meistermannschaft gehörte. Ich bin in der Südstadt praktisch aufgewachsen.

Interessant, dass solche Soft Facts im vermeintlich knallharten Profi-Business eine Rolle spielen.
Bei mir schon, ich bin da vielleicht etwas altmodisch. Meine beiden Söhne spielen auch im Nachwuchs der Admira. Ich stehe also seit drei, vier Jahren ohnehin täglich in der Südstadt, da dachte ich mir: Jetzt möchte ich mit meinen Ideen, meinen Ansätzen, meiner Philosophie schauen, dass es wieder bergauf geht. Ob es klappt, wird man sehen.

Was sind denn Ihre Ansätze?
Schon der Offensivfußball, ganz klar. Ich will eine Mannschaft sehen, die aktiv ist, nach vorne spielt, die kreativ ist und Ideen hat. Keine, die sich hinten einigelt und schaut, was der Gegner macht. Wir wollen in jedes Spiel mit breiter Brust hineingehen, auch wenn es nicht immer leicht ist. Und wenn der Gegner den Ball hat, wollen wir aggressiv dagegen­arbeiten.

Wie entwickelt man eine breite Brust, wenn der Klub zuletzt zweimal fast abgestiegen wäre?
Ich habe den Jungs gesagt: Alles, was vor mir war, interessiert mich nicht. Natürlich würde es helfen, gleich am Anfang ein paar Erfolgserlebnisse zu haben, damit nicht gleich dieses Hemmnis der Abstiegsangst eintritt. Gerade für eine junge Mannschaft sind Siege wichtig, damit sie sieht, dass das, was wir machen, auch funktioniert.

Welche Rolle hat bei Ihren Überlegungen gespielt, endlich mal in der heimischen Liga Trainer zu sein?
Keine! Die Diskussion, was ich nicht alles machen muss – Klub-Trainer sein, in Österreich arbeiten – tangiert mich schon lange nicht mehr. Für viele mag es überraschend gekommen sein, dass ich zur Admira gehe, für mich nicht. Es gibt in Österreich nur ein paar Vereine, bei denen ich eine solche Aufgabe übernehmen würde.

Apropos: Haben Sie gleich geschaut, wann es gegen Rapid geht?
Nein, ich weiß es bis heute nicht. Mich haben nur unsere ersten beiden Gegner interessiert, denen gilt unser Fokus. 

Der Trainermarkt ist in diesem Sommer ziemlich heiß gelaufen. Für welche Klubs haben Sie denn eine Ausstiegsklausel?
Darüber möchte ich nicht sprechen. Für mich ist wichtig, dass wir uns von Beginn an als das präsentieren, was wir sind: ein junges hungriges Team mit Potenzial und vielen Rohdiamanten. Wäre schön, wenn die Spieler zeigen, dass sie schnell erwachsen werden können.

In der ADMIRAL-Bundesliga zeigt sich, dass es auch schnell nach oben gehen kann. Siehe WSG Tirol in der vergangenen Saison.
Ja, oder der TSV Hartberg. Wenn alles optimal läuft, kann sich das Team in eine Euphorie spielen, mit der man auch mal oben anklopfen kann. Aber wir sollten dabei nicht unser primäres Ziel aus den Augen verlieren: das Team sattelfest machen und auf unsere Philosophie einschwören. Wenn das gelingt, kommt der Rest von allein.

Ich will eine Mannschaft ­sehen, die aktiv ist, nach vorne spielt, die kreativ ist und Ideen hat. 

Andreas Herzog