... von Selbsteinschätzung bis zur Skilänge.

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer

1. Falsche Selbsteinschätzung
Wer sich ein neues Paar Ski kauft, der sollte sich auch gut beraten lassen. Doch auch die beste Beratung hat wenig Nutzen, lässt man sich selbst im falschen Licht erstrahlen. Darum: Seid ehrlich zu euch selbst und schätzt eure skifahrerischen Fähigkeiten realistisch ein. Denn der Ski muss in seiner Konstruktion, in seiner Länge und in seiner Auslegung auch zu eurem Fahrstil und -können passen. Ein zu wenig sportliches Modell mag einen sehr guten Skifahrer vielleicht nicht fordern. Umgekehrt wird ein zu sportliches Modell für weniger versierte Skifahrer schnell gefährlich, da hier einiges an Präzision gefragt ist. Diese verlangt auch guten Fahrern an einem langen Skitag einiges an Konzentration ab. Wer lange Tage am Berg plant, ist eventuell auch mit einfacher zu steuernden Skiern besser beraten.

2. Falsche Skikategorie
Genauso ehrlich wie in der Beurteilung des Eigenkönnens sollte man in der Einschätzung des zu erwartenden Geländes, der Pistenbreite, Steilheit und der Schneebedingungen sein. Denn wer seine Ski – sein einziges Paar Ski, wohlgemerkt – für die drei Tage Familienurlaub im großen Naturschneeparadies anschafft und die restliche Saison irgendwo auf kleinen Schleppliften im kunstschneegeplagten, oft harten und eisigen Alpenvorland seine Spuren zieht, der könnte sich mitunter viel an Fahrspaß rauben. Umgekehrt macht ein harter, schmaler ­Slalomski im Tiefschnee wenig Freude. Ein Ski mit langem Radius verlangt auf engen Pisten viel Kraft, ein Ski mit kurzem Radius wird bei höherem Tempo eher nervös. Ein klein wenig Vielseitigkeit darf man modernen Skiern schon zusprechen. Zu 80 bis 90 % sollte man den gewählten Ski aber auch entsprechend seiner Natur bewegen.

3. Falsche Skilänge 
Ebenso ungeschickt: einen Ski in falscher Dimension zu kaufen. Zwar gibt es kein allgemeingültiges „Falsch“ und „Richtig“, sehr viel der Skilänge hängt mit Fahrstil, Körperdimensionen und Gewicht, persönlichen Vorlieben respektive Einsatzzweck und der Geometrie sowie Mittelbreite des Skis zusammen. Grob lässt sich sagen, je breiter ein Ski, desto länger wird er meist gewählt. Schließlich bringen Länge und Breite Auftrieb im weichen Schnee, die Laufruhe längerer Ski unterstützt bei schwierigen Bedingungen. Außerdem haben breite Ski oft auch mehr Rocker, was ob der dadurch leichteren Schwungeinleitung wieder längere Ski erlaubt. Wer viel in sehr engem Terrain (Wälder) oder auf viel befahrenen Pisten unterwegs ist, braucht beim gleichen Modell vielleicht die kürzere, wendigere Länge. Wer leere Pisten oder weite Pulverhänge vorfindet, profitiert von der Laufruhe der längeren Variante. Hier hilft nur: viel Erfahrung oder professionelle Beratung. Zu kurz für den Einsatzweck und der Ski wird nervös und flattrig, zu lang und man bekommt die Latten kaum ums Eck.

4. Falscher Skicharakter
Nicht jeder Ski mit beispielsweise 188 cm Länge und 106 mm unter der Bindung fährt sich gleich. Klar, eine gewisse Grundtendenz im Verhalten auf Eis, im Tiefschnee etc. mag übereinstimmend sein. Aber am Ende des Tages zählen neben Länge und Mittelbreite auch die Radien, die Ausprägung von Rocker und Camber, die Konstruktionsweise und Materialwahl sowie das Gewicht. Der eine Ski ist steif, direkt und schwer, hat wenig Rocker und will ob seines langen Radius mit entsprechendem Speed in der Falllinie gefahren werden und kennt kein Speedlimit. Der andere, am Papier in Länge und Breite recht ähnlich, kommt mit leichter Konstruktion, massivem Tip- und Tailrocker, kurzem Radius und weicherer Konstruktion drehfreudig und agil daher. Am besten findet man „seinen“ Pisten- oder Powderbuddy bei einer Probefahrt. Ski-Testivals sind hierfür eine tolle Möglichkeit.

5. Schlecht abgestimmtes Equipment
Was wäre der Ski allein, gäbe es nicht Skischuh und Bindung, zwei ebenfalls wichtige Parameter im Skivergnügen. Die Bindung muss im Auslösewert passend zu Fahrkönnen und Fahrergewicht professionell eingestellt werden. Außerdem müssen Skischuhsohle und Bindung in ihrer Norm zueinanderpassen. Ob Ski und Schuh am Papier der gleichen „Kategorie“ angehören, sprich, ob ein Freerideski mit Race-Schuh oder ein Pistencarver mit Allmountainschuh gefahren wird, ist egal. Wichtig ist, dass Ski, Schuh und Fahrer im Performance-Level harmonieren. Ein im Flexverhalten zu weicher, zu wenig direkter Schuh kann beispielsweise in Kombination mit sehr sportlichen, steifen Skiern schwer zu beherrschen sein.