Virtuelle Wettkampfserien machen Spaß und bringen zumindest einen Teil des vermissten Wettkampf-Feelings. Die „Fastest Known Time Austria“-Serie für Trailrunner läuft bis ­26. Oktober, der Summer Cup des Österreichischen Leichtathletikverbands noch bis Schulbeginn.

Christof Domenig
Christof Domenig

Buzz Burrell und Peter Bakwin gelten als Urheber des Phänomens „Fastest Known Time“ – oder kurz „FKT“. Im Jahr 2000 bewältigten die Amerikaner den John Muir Trail, einen 340 Kilometer langen Fernwanderweg in Kalifornien, in 4 Tagen und 14 Stunden. Rund um diesen Rekordlauf definierten Burrell und Mitstreiter auch die heute noch gültigen Regeln der FKT-Bewegung. Grob geht es darum, vorab definierte Strecken nachweislich, aber zu einem beliebigen Zeitpunkt zurückzulegen. Weltklasse-Trailrunner wie zum Beispiel Kilian Jornet oder Emelie Forsberg stehen als Bestzeithalter in etlichen FKT-Listen – nachzuprüfen auf der Webseite der weltweiten und vor allem in Nordamerika äußerst populären FKT-Bewegung www. fastestknowntime.com.

FKT gibt es also schon länger als GPS (zumindest als Anwendung für den Endverbraucher), deutlich länger als Strava und natürlich auch als Corona. Doch gerade durch die aktuellen Entwicklungen passt das Konzept perfekt in die Zeit. Die Tiroler Trailrunner Michael Geisler und Adrian Niski haben jetzt im Coronajahr die „Fastest Known Time Austria“-Serie ins Leben gerufen. „Als im Frühling ein Event nach dem anderen gecancelt wurde, dachten wir uns, wir müssen etwas tun. Ich verfolge Fastest Known Time außerdem schon lange mit Interesse und wollte selber schon solche Projekte laufen, hatte aber bisher nicht die Zeitressourcen dazu“, erklärt Dynafit-Athlet Geisler die Grundgedanken.

„Hey, coole Idee“, fanden auch andere führende Köpfe der österreichischen Ultra- trailszene und erweiterten FKT Austria auf ihre Heimatbundesländer: Florian Grasel mit Gerhard Schiemer und Egon Theiner in Niederösterreich, Lukas Gärtner in der Steiermark, Alexander Payer in Kärnten. In eben diesen vier Bundesländern – also: Tirol, Niederösterreich, der Steiermark und Kärnten, kann man nun seit bereits mehreren Wochen und noch bis 26. Oktober auf feinen Trailrunningstrecken um Bestzeiten rittern. Das funktioniert zu jeder beliebigen Zeit, als Nachweis gilt der mit Strava oder einer gängigen GPS-Uhr (Garmin, Suunto, Polar)aufgezeichnete, online auffindbare und auf www.fastestknowntimeaustria.com eingereichte GPS-Track. Mitmachen kann jeder und kostenlos.

Abstandhalten ist bei dem virtuellen Event also kein Problem – und immerhin ein wenig Wettkampffeeling kommt für die Trailrunningszene im Ausnahmejahr 2020 damit rüber. Weil mit Dynafit und Suunto zwei bekannte Firmen als Sponsoren gewonnen werden konnten, gibt es auch die Chance, feine Sachpreise zu gewinnen. Die Jahresschnellsten werden am Ende mit Dynafit-Gutscheinen von 1000 Euro belohnt, zugleich hat jeder Teilnehmer an der FKT Austria bei der Abschlusstombola eine Gewinnchance.

Zeiten jagen in Corona-Zeiten: Trailrunner messen sich virtuell in der Fastest-Know-Time-Serie

Sprint, Marathon und Ultra
Je eine Sprint-, Marathon- und Ultrastrecke gibt es pro Bundesland. Aber aufpassen: Die „Sprint­strecken“ sind schon gut 20 Kilometer lang und weisen etliche Höhenmeter auf – Trailneulinge könnte die Bezeichnung irritieren. Die Marathondistanzen sind zwischen 40 und 50 Kilometer lang, die Ultras noch deutlich darüber und mit mehreren Tausend Höhenmetern nur etwas für Spezialisten. Auf den Sprintsrecken war in den ersten Wochen auch mit Abstand am meisten „Verkehr“. Die Strecken wurden von den Initiatoren mit Bedacht ausgewählt: „Landschaftlich schön und schön zu laufen sollten sie sein, zugleich aber auch fordernd. Sie sollten auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen sein und vor allem auf den langen Distanzen auch die nötige Infrastruktur aufweisen: Etwa genügend Hütten am Weg haben, um sich verpflegen zu können“, umreißt Michael Geisler die Kriterien der Streckensuche. In Tirol gibt es zusätzlich zu den drei permanenten Strecken noch eine jeweils wechselnde Monatsstrecke, auf der ebenfalls am Ende des Monats Sachpreise vergeben werden.

Wie bei Trailrunning-Events üblich, geht es aber eben um mehr als nur um Zeiten und Platzierungen. Gerhard Schiemer, mit Florian Grasel der FKT-Verantwortliche für Niederösterreich, verweist auf das Naturerlebnis: „Die Strecken sind wirklich lässig und die Möglichkeit, seine Zeit mit der von Eliteläufern zu vergleichen, ist sicher ein Reiz – sollte aber nicht im Vordergrund stehen. Auch als gut trainierter Genussläufer wird man vor allem auf den kürzeren Strecken viel Freude haben.“ Der Hinweis, dass jeder Teilnehmer selbst für seine Sicherheit verantwortlich ist, darf nicht fehlen. Die Strecken führen durchs alpine Gelände, sind auf der Webseite von FKT Austria exakt inklusive Gefahrenstellen beschrieben. Genaue Tourenplanung, akribische Vorbereitung und das Mitführen einer Notfallausrüstung sind unbedingt vonnöten. Michael Geisler mahnt auch zur Zurückhaltung: „Nicht am letzten Zacken laufen und ausreichend Pausen einplanen“. Um die Verpflegung unterwegs muss sich jeder selber kümmern, wobei es für die Wertung keinen Unterschied macht, ob man sich supporten lässt oder die Strecke im Alleingang bewältigt. Zum Mitmachen findet man alles auf: www.fastestknowntimeaustria.com

Der Summer Cup des ÖLV
Eine ähnliche Idee hatten die Verantwortlichen vom Österreichischen Leichtathletikverband, dabei jedoch vornehmlich die Straßen-Hobbyläufer im Visier. Mit dem „Summer Cup“ läuft noch bis in den September hinein eine virtuelle Laufserie, bei der sich Hobbyläuferinnen mit der heimischen Elite vergleichen und sich mit ihren Zeiten in Bestenlisten verewigen können. Gelaufen wird auf Strecken zwischen einer Meile und dem Halbmarathon, die nicht fix vorgegeben, sondern selbst gewählt werden können. Lediglich die Distanz muss am Ende nachweislich stimmen. Hier erfolgt die Aufzeichnung mit einer Uhr oder Tracking-App, die eine GPX-Datei exportieren kann.

Dabei haben sich die Verantwortlichen auch ungewöhnliche Formate einfallen lassen: Bei der „Uphill Challenge“ (läuft von 14. bis 24. August) sind innerhalb von 30 bzw. 45 Minuten möglichst viele Bergauf-Höhenmeter zurückzulegen. Und bei „Beat Julia“ (22. August bis 1. September) gibt Österreichs schnellste Mittelstreckenläuferin Julia Mayer auf 5 Kilometern die Zeit vor. Auch bei der virtuellen Laufchallenge des ÖLV ist die Teilnahme kostenlos und es werden am Ende Preise unter 
allen Teilnehmern verlost. ­Alles dazu auf: www.oelvrunning.at

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- Dr. Robert Fritz, Sport- und Ernährungsmediziner und Ausdauerathlet