Alpines Skifahren ist immer noch das wichtigste Motiv für einen Winterurlaub. Sportliche Alternativen werden aber seit Jahren gefragter. Unter diesen nimmt das Skitourengehen eine Sonderrolle ein – sollte man nach dem Skitourenboom im letzten Winter annehmen. Sehen das auch Urlaubsanbieter so?

Christof Domenig
Christof Domenig

Vor wenigen Jahren noch wurden am Rand von Skipisten aufsteigende Skitourengeher in den Skigebieten fast ausschließlich als Störenfriede wahrgenommen. Ungebetene Gäste, die eine um viel Geld zur Verfügung gestellte Infrastruktur kostenlos nutzten und dabei Konflikte provozierten – zwischen aufsteigenden und abfahrenden Skifahrern, aber auch zwischen Sportlern und Beschäftigten der Bergbahnen. Langsam zwar, aber immerhin habe mittlerweile ein Umdenken eingesetzt, meint etwa Klaus Kranebitter. Der Innsbrucker Bergführer entwickelt mit seinem Unternehmen „Snowhow“ auch Bergsport-­Angebote für den Tourismus und arbeitet unter anderem mit Innsbruck Tourismus zusammen. „Der Tourengeher auf der Piste wird langsam vom Problem zum Potenzial“, bringt Kranebitter die Stimmung auf den Punkt. In Tirol und speziell im Raum Innsbruck wurden vergleichsweise früh Angebote geschaffen, etwa mit der Möglichkeit, jeden Abend in einem anderen Skigebiet Touren zu gehen. „Sicher und fair“ nennt sich das Tiroler Lenkungskonzept, das die Bedürfnisse beider Seiten berücksichtigt. Und mittlerweile wurden und werden österreichweit immer mehr Angebote geschaffen, um das Pistentourengehen in den Skibetrieb zu integrieren.

Und solche Angebote braucht es auch: Denn gerade die neu hinzugekommenen Skitourensportler suchen nach einer Möglichkeit, die Sportart sicher und legal auszuüben – beobachtet etwa auch Georg Overs, Geschäftsführer von „Region Villach Tourismus“. Die nahen Karawanken im Alpen-Adria-Raum sind in der Kärntner Region grundsätzlich ein alpines Skitourengebiet, wie es schöner nicht sein könnte – das aber Erfahrung und Können voraussetzt. Aber es gibt nahe Villach auch den Dobratsch mit einem vor knapp 20 Jahren abgebauten Skigebiet, wo heute ganz auf den sanften Tourismus gesetzt wird. Skitourengehen ist dort ein wichtiger Teil des Konzepts. „Ein zweiter Schwerpunkt bei uns liegt auf der Gerlitzen Alpe mit dem dortigen Skigebiet. Das sind die reinen Pistengeher“, sagt Overs. In dem Skigebiet steht ein Tourengeherweg entlang der Klösterle-Talabfahrt zur Verfügung. Zur Benutzung dieser sicheren, zur Verfügung gestellten Infrastruktur wird eine Tagesgebühr von 10 Euro eingehoben, um 20 Euro kann man zusätzlich einmal mit dem Lift auffahren und dann zwei Abfahrten genießen, erzählt Overs.

Dass Skitourengeher für solche Angebote auch zu zahlen bereit sind, zeigt etwa auch eine Pistentourenstudie, die der Sportwissenschafter Martin Schnitzer von der Universität Innsbruck im letzten Winter österreichweit durchgeführt hat. Ein anderes interessantes Ergebnis daraus: Über die Hälfte der Studienteilnehmer hatte erst in den letzten fünf Jahren mit der Sportart begonnen, was die wachsende und sich ändernde Zielgruppe zeigt. 

Tages- und Übernachtungsgäste
„Vor allem im Tagestourismus sind Skitourengeher eine wichtige Zielgruppe geworden“, bestätigt auch Stefanie Jastrinsky, Geschäftsführerin vom Tourismusverband St. Johann in Salzburg. Dort, im Salzburger Pongau, geht man ebenfalls den Weg, der wachsenden Zielgruppe eine gesicherte und von den Skifahrern getrennte Infrastruktur gegen eine maßvolle Gebühr bereitzustellen. Es gibt dort die Skitourenroute auf den Hahnbaum sowie die Kreistenalm-Route mit zwei Varianten auf den Gernkogel, erklärt Jastrinsky. Abgefahren wird stets auf den Pisten des Skigebiets. Als alternatives Thema zum alpinen Skifahren sieht Stefanie Jastrinsky das Tourengehen aber auch bei Übernachtungsgästen auf dem Vormarsch.

„Skifahren ist die Hauptbeschäftigung – aber immer mehr Gäste wollen nicht jeden Tag Ski fahren“, sagt auch Villach- Tourismus-Chef Overs. „Unsere Kärnten Therme, Winterwandern oder eben das Skitourengehen werden als Alternativen gesucht. Auch immer mehr Übernachtungsgäste interessieren sich also für Skitouren und wollen es etwa einmal ausprobieren. Aber sie kommen – derzeit – noch nicht aufgrund eines Skitourenangebots in eine Region“, sagt Overs. In Villach und auch anderswo reagiert man auf diese Gästewünsche etwa damit, geführte Skitouren in die Programme von „Gästecards“ zu integrieren.
Dass der Skitourengeher auch als Übernachtungsgast an Bedeutung gewinnt, zeigt auch ein anderes Angebot im Bundesland Kärnten: Seit einigen Jahren gibt es den „Nockberge-Trail“ als viertägige im Paket mit komfortablen Hotelübernachtungen buchbare Mehrtages-Skitour nach dem Vorbild der im Sommer beliebten jungen Mehrtages- und Weitwanderungen.

„Der Gedanke, Skitourenurlaub mit Unterkunft im Tal zu machen, ist noch relativ wenig ausgeprägt. Mehrtägige Skitourenurlauber gehen auf Hütten, Tagestouren werden vorwiegend von Einheimischen gemacht“, hält Klaus Kranebitter fest, der aber dennoch viel Potenzial sieht. „Regionen wie Innsbruck mit seinem großen Angebot an Skitouren und Pistentourenrouten in den umliegenden Skigebieten sind jedenfalls interessant dafür.“ Wie sich das im Angebot niederschlägt, zählt ­Alexandra Sasse von Innsbruck Tourismus auf: „Unser Skitouren-Fokus als Gästeangebot liegt auf Anfängertouren, liftunterstützten Skitouren oder Skitourenlehrpfaden. Im Rahmen unseres Winteraktivprogramms – ab zwei Übernachtungen – bieten wir auch eine wöchentliche Schnupperskitour an.“
Bergführer Kranebitter meint, dass das Potenzial von Skitourengästen derzeit noch hauptsächlich von kleineren Regionen gesehen wird – aber auch die großen davon profitieren könnten. „Neben guter Gastronomie und Unterkünften im Tal werden in Zukunft die Themen öffentlicher Transport, Liftkartenangebote für Tourengeher und Service rund um Pistentourenrouten – etwa Umkleidemöglichkeiten und Gastronomie außerhalb der Betriebszeiten – sehr wichtig und interessant.“ Durchdacht umgesetzt sei die wachsende Zahl der Skitourengeher nicht zuletzt auch eine Chance für einen sanfteren und nachhaltigeren Tourismus.

Pistentouren und einfache Skitouren finden

Tirol  
Raum Innsbruck: Muttereralm, Axamer Lizum, Patscherkofel; Skitourenpark Pitztaler Gletscher; 
Skitourenpark St. Johann in Tirol
www.tirol.at/reisefuehrer/sport/skifahren/skitouren/pistentouren

Salzburg  
Skiroute Hahnbaum und Kreistenalm in St. Johann in Salzburg; Skitour Rote 8er Wagrain-Kleinarl; 4 Pistenskitouren in Obertauern; Skitourenberg Biberg Saalfelden-Leogang; 
2 Skitourenrouten am Kitzsteinhorn
www.salzburgerland.com/de/pistenskitouren-im-salzburgerland

Kärnten  
Region Villach: Dobratsch, Gerlitzen, Dreiländereck; ­Skitouren-Lehrpfade in den Nockbergen und am Goldeck; für Fortgeschrittene: Nockberge-Trail
www.kaernten.at/aktivitaeten/winter/skitourengehen/

Steiermark  
Aufstiegsspuren auf der Planai und Hochwurzen; Skitourenweg am Loser.
www.steiermark.com/de/Steiermark/Aktiv-in-der-Natur/Winterfrische/Skitourengehen

Oberösterreich  
Pistenskitour Wurzeralm, ehemalige Skigebiete Katrin, Hohe Dirn, Viehtaleralm
www.oberoesterreich.at/aktivitaeten/winter/skitour/skitouren-in-oberoesterreich.html

Niederösterreich  
Aufstiegsrouten Lackenhof am Ötscher, Gemeindealpe Mitterbach, Abendtourengehen (Mo.-Do.) auf der ­Erlebnisalm Mönichkirchen
www.niederoesterreich.at/pistengehen

Vorarlberg  
Wöchentliche Skitourenkurse für Einsteiger im Kleinwalsertal, wöchentliche Schnupperskitour Skischule Warth
www.vorarlberg.travel/aktivitaet/tipps-und-angebote-fuer-skitourengeher