Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar wirft bereits ihre Schatten voraus. In rund drei Monaten versammeln sich die besten Fußballmannschaften der Welt am Persischen Golf, um den Nachfolger von Frankreich zu küren. Gut möglich, dass der neue auch der alte Weltmeister sein wird, doch Experten haben bis zu neun Teams ausgemacht, die ausreichend Klasse aufweisen, um das Turnier für sich zu entscheiden.


Dazu zählt auch die Mannschaft des neuen Bundestrainers Hansi Flick. Der ehemalige Co-Trainer der Weltmeistermannschaft von Rio und erfolgreiche Trainer des FC Bayern München muss sich in Katar erstmals beweisen. Ob es einem der Favoriten gelingt, den begehrten Pokal zu gewinnen, oder ob sich ein Außenseiter durchsetzt, ist so offen wie selten zuvor.

Sensation voraus?
Im Laufe der Geschichte internationaler Fußball-Turniere gab es bereits einige Sensationen. Diese sorgten für Begeisterung bei den Fans und Entsetzen bei den Buchmachern. Schließlich warfen die Außenseiter-Erfolge alle Einschätzungen über den Haufen. Beste Beispiele sind die Siege von Dänemark und Griechenland bei den Fußball-Europameisterschaften 1992 und 2004.

Dänemark war gar nicht für das Turnier qualifiziert, rückte jedoch für Jugoslawien nach. Die ausgeruhten Spieler hatten lediglich 10 Tage Zeit sich vorzubereiten, doch dies reichte aus, um alle Favoriten zu bezwingen. Griechenland galt als ewiger Prügelknabe, schließlich hatte es man 60 Jahre lang nicht geschafft, sich für eine Endrunde der Fußball-Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Mit nur sieben Toren in sechs Spielen stand die Mannschaft des deutschen Trainers Otto Rehhagel am Ende ganz oben.

Diese Überraschungsmannschaften bringen Spannung in ein Turnier. Das bewiesen bei der letzten Fußball-Weltmeisterschaft in Russland auch die Spieler aus Kroatien. Sie stürmten bis ins Finale und konnten erst vom späteren Weltmeister Frankreich gestoppt werden. Das Turnier in Katar wartet mit zahlreichen Neuerungen auf. Gut möglich, dass es auch diesmal einem Überraschungsteam gelingt, die Fußball-Welt von sich zu begeistern. Was mit viel Einsatz und Begeisterungswillen möglich ist, haben Dänemark, Griechenland und Kroatien vorgezeigt.

Die Mannschaft ist wieder aufgeblüht
Deutschland scheint jedenfalls gut gerüstet zu sein. Die Ära Flick blieb bis jetzt jedenfalls makellos. Nach insgesamt zwölf Spielen kann der neue Bundestrainer neun Siege und vier Remis verzeichnen. Diese vier Unentschieden setzte es immerhin gegen Spitzenmannschaften wie die Niederlande, Italien und England. Das 1:1 gegen Ungarn war zwar zunächst eine Überraschung, doch diese Mannschaft entpuppte sich als Favoritenkiller, der England in der UEFA Nations League auswärts mit 4:0 vom Platz fegte. Das letzte Spiel dieses Turniers brachte sogar ein Debakel für den jahrzehntelangen Angstgegner Italien. Deutschland gewann zu Hause mit 5:2 und tankte kräftig Selbstvertrauen.

Dieses werden Thomas Müller und Co. in Katar auch benötigen, denn die Liste an Favoriten ist so lange wie selten zuvor. Neben den beiden südamerikanischen Mannschaften Brasilien und Argentinien, sehen die Experten auch Teams wie Frankreich, Spanien, England, die Niederlande, Belgien und Portugal auf der Liste der möglichen neuen Weltmeister. Deutschland befindet sich dabei mittendrin und gilt als einer der Anwärter auf die Trophäe. Diese Vorschauen gelten jedoch nur für den Fall, dass es nicht wieder einer Außenseiter-Mannschaft gelingt, sich in den Vordergrund zu spielen.

Angstgegner Spanien?
Deutschland hat mit Spanien, Costa Rica und Japan machbare Gegner gezogen. Doch mit dem ehemaligen Welt- und Europameister Spanien wartet auf Hansi Flick ein Team, das indirekt für die Ablöse seines Vorgängers gesorgt hat. Das 6:0 Debakel in der letzten UEFA Nations League, rund zwei Jahre vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft, leitete den Abgang von Joachim Löw als Bundestrainer ein.

Für Thomas Müller und Co. geht es also in Katar auch darum die eigenen Nerven in Griff zu behalten. Doch zuletzt schafften es die Spieler auch das ewige Trauma gegen Italien zu besiegen, daher stehen die Chancen gut, dass Deutschland in Katar ein großes Comeback auf der internationalen Bühne feiern kann.

Hansi Flick hat ausreichend Erfahrung, um seine Fußballer auf die große Herausforderung Fußball-Weltmeisterschaft richtig einzustellen. Die spielerische Qualität ist vorhanden, der Wille zum Comeback zweifellos entfacht. Jetzt gilt es in guter Form an den Persischen Golf zu reisen und mit den alten Qualitäten deutschen Fußball-Nationalmannschaften zu überzeugen. Die Mannschaft wird wieder mit zahlreichen Spezialisten anreisen. Diese sorgen für die richtige Ernährung und ausreichend Regeneration. Das wird diesmal besonders wichtig werden, schließlich findet das Turnier in einem Zeitraum von nur vier Wochen statt. Hansi Flick und sein Mitarbeiter sind also bis aufs Äußerste gefordert.