Superleicht, kaum gedämpft und flexibel – so ­waren Wettkampf-Laufschuhe einmal. Man kann von einer Revolution sprechen. 

Christof Domenig
Christof Domenig

Es ist noch nicht lange her, da waren Wettkampf-­Laufschuhe vor allem minimalistisch. Superleicht, fast ungedämpft und flexibel. Das hat sich völlig geändert. „Der Wettkampf-Laufschuh ist ein vollkommen neues Sportgerät geworden“, sagt SPORTaktiv-Lauf­experte Herwig Reupichler. Heute haben die schnellen Läufer von der Weltelite abwärts vier Zentimeter dicke Sohlen unter den Füßen (zumindest, seit der Weltverband die Sohlendicke auf 40 mm limitiert hat), sie bekommen mit jedem Schritt einen Rebound aufgrund der reaktiven Schäume in der Mittelsäule und Carbonplatten machen die Schuhe richtig steif, was das Zehengelenk stützt und Energie spart. „Damit schnellt es dich nach vorne. Topläufer sind ein bis zwei Sekunden pro Kilometer schneller“, sagt Reupichler, der die neuen Schuhe auch selbst bei schnellen 5000-m-Läufen ausprobiert hat. „Sie fühlen sich im Laufen auch völlig anders an.“

Landläufig wird ja von Carbonlaufschuhen gesprochen – fragt man Hersteller-Vertreter (siehe auch die Story vorne über Laufschuhtrends), dann hört man durch die Bank, dass nicht die Carboneinlagen allein den großen Unterschied machen, sondern man das Gesamtpaket betrachten muss. Die Mittelsohlenschäume mit ihren reaktiven, also energiespeichernden und wieder abgebenden Eigenschaften gehören ebenso dazu wie die gerundete Rocker-Konstruktion. 

Wer profitiert?
Ob Hobbyläufer auch in der Lage sind, von den neuen Carbon-„Wunderlaufschuhen“ zu profitieren? Das ist die große Frage, die diskutiert wird. Sie hängt aber jedenfalls von etlichen Faktoren ab: Körperbau und -gewicht, dem Laufstil, ob also über den Vorfuß, den Mittelfuß oder die Ferse gelaufen wird. Natürlich vom Tempo, das man in der Lage ist zu laufen. In den Diskussionen geistern manchmal Kilometer- oder Marathonzeiten herum – Grenzen, ab denen die Schuhe ihren Nutzen verlieren würden. Oder sogar kontraproduktiv würden. Solche pauschalen Grenzen kann natürlich niemand benennen. Wahr ist aber auch, dass man Carbonschuhe schon an Füßen von Hobbyläufern im hinteren Teil von Marathonfeldern gesehen hat, wo sie eher nicht standesgemäß bewegt werden. 

Kein Carbonschuh gleicht außerdem dem anderen. Mittlerweile gibt es auch eine Reihe von Laufschuhen am Markt, die ähnlich ausschauen und konstruiert sind, aber ohne Carbon auskommen. Diese sind daher auch etwas günstiger als die Carbonrenner – und werden zudem für eine breitere Masse an Läufern beworben. Die Bestrebungen, die neuen Erkenntnisse aus den Superschuhen für ein größeres Zielpublikum aufzubereiten, sind mitten im Laufen – die Revolution ist also noch in vollem Gang ...