Viele Wanderer nehmen ihre Vierbeiner mit in die Berge. Worauf man achten sollte, was man den Hunden zumuten kann und wie man Zwischenfälle verhindert.


Sie finden sich auch in diesem Sommer in den Schlagzeilen. Von Hunden am Berg liest man meistens, wenn es einen Zwischenfall mit Kühen gegeben hat. Oft mit bösen Folgen. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Wanderer gibt es aber keine Probleme mit ihren vierbeinigen Begleitern. Für die häufigsten Fragen zum Thema Leinenpflicht, Hundefitness und Verpflegung haben wir Rettungshunde-Expertin Carolin Scheiter befragt und uns bei Naturfreunden und Alpenverein umgehört.

1. Muss man einen Hund trainieren, bevor es in die Berge geht?
„Für die Hunde gilt das Gleiche wie für uns Menschen: Wer in die Berge geht, dabei sicher unterwegs sein will und auch noch Freude daran haben möchte, der muss trainiert sein“, betont Carolin Scheiter, Ausbildnerin und Einsatzhundeführerin bei der Lawinen- und Vermisstensuchhundestaffel Salzburg. „Wandertauglich“ ist generell jeder gesunde Hund. „Mit meiner elfjährigen Hündin gehe ich aber keine schweren und überlangen Bergtouren mehr, auch wenn sie für ihr Alter noch gut beinander ist“, erzählt Scheiter. Ein absolutes „No-Go“ gibt es, wenn Hunde noch im Wachstum sind. „Solange sich die Wachstumsfugen nicht geschlossen haben, sollten Bergtouren oder lange Wanderungen für junge Hunde tabu sein.“ Auch die Größe des Hundes spielt eine Rolle, denn kleine Hunde tun sich im alpinen Gelände schwerer als größere. „Die individuellen Rasse- und Charaktereigenschaften seines Hundes sollte man auch stets im Hinterkopf haben.“

Kondition und Geschicklichkeit des Hundes kann man gezielt trainieren, so fördert das Schwimmen den Muskelaufbau oder das Balancieren auf Baumstämmen und großen Steinen die Geschicklichkeit, weiß Scheiter. „Je besser das Hund-Mensch-Team harmoniert, umso konfliktfreier kann man auch unvorhergesehene Situationen meistern.“ 

2. Müssen Hunde im Gelände immer an die Leine?
Die Bestimmungen über Maulkorb- oder Leinenzwang werden in Österreich von den einzelnen Gemeinden festgelegt oder sind im Landesgesetz geregelt. Um Unsicherheiten und Verwirrungen bei der Bergtour zu vermeiden, sollte man sich im Vorfeld genau über die Vorschriften vor Ort informieren. Sonderregelungen gelten in Schutzgebieten oder Nationalparks. Scheiter: „Generell gilt: Wer seinen Hund frei laufen lässt, der muss sich sicher sein, dass der Vierbeiner jederzeit und trotz aller Ablenkungen auf Ruf oder Pfiff zum Hundehalter zurückkommt. Dieser Gehorsam ist unverzichtbar: zum Schutz der Alpentiere, anderer Bergwanderer und auch zur Sicherheit des Hundes.“

3. Wie vermeidet man Konflikte mit Kühen?
Hunde können von den Rindern als Bedrohung wahrgenommen werden, deshalb sollte man sie zur Sicherheit an die Leine nehmen und nicht auf den Weiden auf Erkundungstour schicken, empfiehlt der Alpenverein. Freilassen sollte man den Hund jedoch, wenn abzusehen ist, dass ein Rind angreift. Für diesen speziellen Fall rät Peter Kapelari vom Alpenverein: „Wenn das Weidevieh anfängt, auf den Hund und damit auch den Hundehalter zuzugehen, sollten Wanderer ihren vierbeinigen Liebling unbedingt von der Leine lassen. Der Hund nimmt mit Leichtigkeit Reißaus und sein Besitzer ist damit auch außer Gefahr.“ Grundsätzlich gilt: Abstand halten, ruhig bleiben, Kälber nicht streicheln.

4. Wie erkennt man, ob der Hund müde wird?
„Jeder Hund reagiert anders auf Belastungen. Hier ist der Hundehalter gefragt, die ersten Anzeichen seines Vierbeiners zu erkennen und richtig zu deuten“, mahnt Carolin Scheiter. „Falscher Ehrgeiz des Hundehalters ist fehl am Platz. Lässt sich der Hund bei einer Wanderung im Sommer zurückfallen und sucht Schatten, legt sich nieder und hechelt stark, dann ist bereits Feuer am Dach“, sagt sie. Auch Hunde können überhitzen und wie Menschen einen Hitzeschock bekommen. Regelmäßige Pausen sind Pflicht und man muss bei Bergtouren ausreichend Wasser und einen hundekompatiblen Snack mithaben.

5. Was sollte man für Hunde im Rucksack haben?
Die Naturfreunde haben auf ihrer Website eine ganze Packliste zusammengestellt:

  • Pfotenschutzcreme und Pfotenschutzschuhe
  • Erste-Hilfe-Ausrüstung (u.a. Verbandsmaterial, Mullbinden und Schere)
  • Zeckenzange, Zeckenhalsband oder Spot-on-Spray
  • Maulkorb
  • Brustgeschirr, lange Leine oder Flexi-Leine
  • Wasser: Es gibt Rucksäcke für Vierbeiner mit einer ausklappbaren Wasserflasche.
  • Sonnencreme. Besonders hellhäutige Rassen und Hunde mit wenig Fell neigen zu Sonnenbrand
  • Bei Schnee: Hunde haben empfindliche Augen, eine Schneebrille kann sie schützen.