„Gemeinsam statt einsam“ – das ist die Lösung für alle, bei denen die Motivation fürs Laufen nicht so richtig in die Gänge kommt. Die Suche nach der passenden Laufgruppe – wir haben uns bei Profis und bei Teilnehmern umgehört, wie das so läuft mit den „Lauftreffs“.


Ob als Motivationshilfe zum Losstarten, zum Wiedereinsteigen oder zum Dabeibleiben – die Benefits eines Lauftreffs sind vielfältig. Fällt der erste Schritt in diese Richtung trotzdem schwer, kann das auch an der ungeklärten Frage liegen, was eigentlich ein Lauftreff ist. Daher hier die Definition kurz zusammengefasst: Bei „Lauftreffs“ handelt es sich um mehrheitlich frei zugängliche, geführte Laufgruppen, die sich in regelmäßigen Abständen an fix vereinbarten Plätzen treffen und dann gemeinsam laufen. Und das abgestimmt auf die verschiedensten Begehrlichkeiten der Teilnehmer – vom Langsam-Lauftreff bis zur ambitionierten Trainingsgruppe. Das Einsteigen jedenfalls funktioniert im Regelfall einfach und unbürokratisch: Zum Treffpunkt hinkommen und mitlaufen ...

DAS ERSTE MAL
Vor dem berühmten ersten Mal geistern bei Lauftreff-Interessenten berechtigterweise viele Fragen zu diesem Unterfangen durch den Kopf: Komme ich wohl mit der Gruppe mit? Wer sind die anderen Teilnehmer? Werde ich mich wohlfühlen? „Einfach ausprobieren‘ ist wohl der beste Rat, den man Einsteigern geben kann“, weiß auch Astrid. Die Klagenfurterin lief früher immer allein, doch diese „Einsamkeit“ verursachte immer öfter längere Laufpausen. „Bei einem Termin erzählte mir dann meine Geschäftspartnerin vom AfterWork-Lauftreff in Klagenfurt und lud mich zum Mitlaufen ein. Ich hab lange gebraucht, bis ich mich endgültig durchgerungen hab, hinzugehen. Ich hatte einfach Angst, zu langsam für eine Laufgruppe zu sein“, schildert die Reisebüro-Fachfrau. „Doch diese Befürchtungen waren völlig umsonst. Ich wurde sofort aufgenommen und auf der Runde nahmen alle auf mich Rücksicht.“ Heute ist Astrid Lauftreff-Stammgast und bei einem weiteren Lauftreff sogar selbst Guide.

Gerhard wiederum arbeitet als IT-Experte in einem internationalen Konzern. „Vor drei Jahren las ich auf einer lokalen Webseite vom AfterWork-Lauftreff. Da ich gerade essfreudige Ostern hinter mir hatte und einwenig Bewegung brauchte, dachte ich mir: Das probiere ich aus. Empfangen wurde ich gleich von drei hübschen Mädels – was hätte mir Besseres passieren können“, meint Gerhard lachend und ergänzt: „Die entspannte Art, nette Menschen regelmäßig zu treffen, ein Hobby zu teilen und dabei noch etwas Gutes für seine Gesundheit tun, das hält mich nun schon seit drei Jahren in diesem Lauftreff und wird es sicherlich noch länger tun.“

DIE VORTEILE EINES LAUFTREFFS
Der wohl wichtigste Effekt eines Lauftreffs für bisherige „Alleinläufer“ ist sicher die Tatsache, dass man im Kreise Gleichgesinnter leichter, ja fast spielend gegen den inneren Schweinehund ankommt, der einen von der regelmäßigen Laufeinheit abhalten will. Ein fixer Termin, ein ausgemachter Treffpunkt wird eben nicht so schnell gecancelt wie eine anonyme Solorunde ohne Verpflichtung.
Tatsächlich aber bietet ein gut geführter Lauftreff weitaus mehr als die lieb gewordene Regelmäßigkeit: Lauftreffleiter geben Feedback zur Lauftechnik und helfen bei Fragen rund ums individuelle Lauftraining. So manche Lauftreffs bieten sogar regelmäßige Lauftechnik-Einheiten an. Wer in der Gruppe unterwegs ist, dem fällt es meist auch leichter, schneller zu laufen oder sich schwierigeren Strecken zu stellen. Und nicht zuletzt lernt man durch geführte Treffs neue Laufrouten kennen, einige Lauftreffs organisieren auch gemeinsame Reisen zu internationalen Laufevents.
Der Deutsche Prof. Dr. Alexander Weber, der als Begründer der „Lauftherapie“ gilt, untersuchte unter anderem die sozialen Komponenten dieser aktiven Zusammenkünfte und kam zum Ergebnis: „Der eigentliche Grund, eben das Laufen, bringt die Teilnehmer auf einen gemeinsamen Nenner und verbindet sie. Es schweißt zusammen und vermittelt das angenehme und gleichzeitig wichtige Gefühl, Teil eines Ganzen zu sein. Das wiederum macht nicht nur jeden Einzelnen stärker, sondern auch die Gruppe an sich. Darüber hinaus bieten Gruppen Geborgenheit und sind eine Quelle für positive Erlebnisse, die sich vorteilhaft auf die gesamte Lebenssituation auswirken.“ Oder umgelegt auf die Praxis: Von neuen Freundschaften über neue Beziehungen bis hin zu Ehen und sogar „Lauftreff“-Kindern – all das kann aus Laufgruppen entstehen.

LAUFTREFFS FÜR FRAUEN
Die Laufmotive von Frauen sind oft anders gelagert. Sie wollen einfach nur Spaß haben, gemeinsam mit anderen Frauen laufen – und das ohne Leistungsdruck. Diesen Bedürfnissen hat sich der Club 261, das Laufnetzwerk für Mädchen und Frauen, verschrieben. Aktuell zählt dieser reine Frauenlauftreff fünf Treffpunkte in Kärnten und der Steiermark. „Der Club 261 bietet vor allem Einsteigerinnen die Möglichkeit, sanft und mit Freude in diese Bewegungsform einzusteigen. Zudem legen wir großes Augenmerk auf das Vermitteln von gesunder Lauftechnik“, sagen die ambitionierten Betreuerinnen des Club 261 in Klagenfurt.

Nicht nur des regen Informationsaustausches wegen schätzen gerade Frauen Lauftreffs: Anstatt in der Dunkelheit oder auf wenig frequentierten Strecken alleine unterwegs zu sein, bietet das gemeinsame Laufen Sicherheit. Und so steht einem ganzjährigen Bewegungsvergnügen nichts mehr im Wege.

SUCHE NACH EINEM LAUFTREFF
Da Laufreffs nicht wie Vereine irgendwo offiziell gemeldet sind, empfiehlt sich, im digitalen Netzwerk nach bereits bestehenden Laufcommunitys zu fahnden, die es bereits in vielen Städten gibt. Und auch auf den ortsüblichen Laufstrecken lassen sich möglicherweise die Daten von Laufreffs erfragen. Wer aber in seiner Umgebung keinen Treff findet, kann selbst zur Tat schreiten. Harald Angerer aus Westental in Tirol startete Anfang dieses Jahres mit seinem eigenen Lauftreff durch: „Ich wollte meine Laufleidenschaft anderen zugänglich machen, vor allem jenen, die nach ein paar Versuchen wieder aufgeben. Jetzt treffen wir uns jeden Montag um 19 Uhr am alten Fußballplatz im Westentaler Ortsteil Ried zum gemeinsamen Laufen.“

Den Fortgeschrittenen möchte Harald eine Plattform bieten, wo sie gemeinsam laufen können, „und die Anfänger sollen vom Wissen der erfahrenen Sportler profitieren.“ Sein Tipp für ambitionierte Lauftreff-Gründer: „Nicht lang überlegen – einfach machen! Einen passenden Treffpunkt suchen, sich mit zwei, drei Leuten zusammenreden und dann loslaufen.“ Klare Spielregeln wie: „Keiner überholt den Guide“, oder: „Der Guide bleibt immer beim langsamsten Teilnehmer“ helfen der Gruppe, sich zu orientieren. Als besonders wichtig erachtet Harald, „konsequent am Lauftreff-Projekt dran zu bleiben, auch wenn anfangs noch wenige mit dabei sind.“ Treffs müssen langsam wachsen, genauso wie Freundschaften. Dann haben sie Beständigkeit – auch über den Sommer hinaus.

WAS EINEN GUTEN LAUFTREFF AUSMACHT

  • Regelmäßige Treffen – auch bei Schlechtwetter
  • Leitung und Betreuung durch einen fach kundigen Lauftreffcoach
  • Anpassung der Laufgeschwindigkeit an die Schwächsten in der Gruppe
  • Hilfestellung bei spezifi schen Lauffragen wie Technik, Trainingsplanung und Ausrüstung
  • Keine Ausübung von Druck oder Forderungen an die Teilnehmer
  • Einhalten der „Gruppenspielregeln“, die für das Funktionieren des Lauftreffs ausschlaggeben sind.
  • Als Dont’s gelten unter anderem ehrgeiziges Überholen der Gruppe oder das Missachten der Lauftreffleiter-Vorgaben.


EINE KLEINE AUSWAHL AN LAUFTREFFS



Edith ZuschmannDIE EXPERTIN
EDITH ZUSCHMANN arbeitet u. a. als Laufcoach und ist selbst leidenschaftliche Läuferin. 2011 startete sie mit dem AfterWork-Lauftreff, 2012 gründete sie den Club 261, ein Laufnetzwerk für Mädchen und Frauen mit derzeit fünf Standorten in Südösterreich.
http://runningzuschi.com


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