Für viele Rennradfahrer, Mountainbiker­ und Triathleten ist ein Frühling ohne Trainingscamp im Süden undenkbar. Aber egal, ob ihr dem Ruf der Ferne schon erlegen seid – oder diese Geschichte bei euch erst die Lust dazu weckt: Unser Trainingsexperte Herwig Reupichler hat die besten Tipps zum Thema Frühlings-Trainingslager parat. Zur Organisation und zu den Campzielen genauso wie zur Trainingsgestaltung im Camp. In Teil 1 starten wir mit den Rennradfahrern ...

Vom physiologischen Standpunkt aus ist ein Indoortraining auf dem Rollentrainer oder Fahrradergometer gleichwertig mit einer Landstraßenrunde mit Meerblick. Allerdings ist auch die Psyche ein wichtiger Teil der sportlichen Leistungs- und (gerade im ambitionierten Hobby-Ausdauersport wichtig) Leidensfähigkeit. Daher zieht es mitteleuropäische Rennradfahrer, Mountainbiker sowie Triathleten in diesen Wochen völlig zu Recht oft in südlichere Gefilde.

Der Vorteil eines Trainingscamps liegt aber auch im Abstand zum Alltag. Unter Urlaubsbedingungen kann man sich voll auf das konzentrieren, was für den Sport wesentlich ist. Nämlich aufs Trainieren, aufs Essen und Trinken und aufs Schlafen. Kein Job, keine familiären Verpflichtungen, kein Haushalt lenken ab. Und ein Trainingscamp im Süden soll für Freizeitsportler nicht zuletzt auch eine Belohnung sein. Dafür, dass man im Herbst und Winter im Fitnessstudio, auf der Walze oder bei Minusgraden am Rad heldenhaft sein Trainingspensum abgepult hat.

DIE CAMPPLANUNG
Damit sich der Trip in die Ferne aber auch wirklich auszahlt, im Camp alles passt und es den maximalen Effekt bringt, tut man gut daran, sich vorab ein paar Gedanken zu machen. Das betrifft die Wahl der Destination und die Organisation genauso wie die Trainingsgestaltung im Camp, die mit jener zu Hause abgestimmt sein will.

Punkte wie Reisedauer, Anreiseart (per Auto oder Flugzeug?), klimatische Voraussetzungen, Unterkunft, Straßen- und Verkehrsverhältnisse wollen individuell berücksichtigt und in die Planung miteinbezogen sein. Auch über das kulinarische Angebot oder die Frage: „Rad mitnehmen oder vor Ort leihen?" sollte man sich Gedanken machen. Nicht zuletzt fließt natürlich das persönliche Budget in die Überlegungen mit ein. Und weil es bei der Planung auch für Rennradfahrer, Mountainbiker und Triathleten durchaus im Detail Unterschiede gibt, wollen wir die Geschichte nun sozusagen „dreiteilen" – und euch zielgruppenspezifisch mit den wichtigsten Tipps versorgen:

DIE TRAININGSGESTALTUNG FÜR RENNRADLER
Straßenradfahrer müssen in der Vorbereitungsphase auf die Saison natürlich ihre Grundlagenausdauer trainieren. Dies gelingt über den Winter ausgezeichnet über Crosstraining, etwa auf Tourenskiern oder in der Langlaufloipe. Die Winterzeit bietet sich ferner auch ausgezeichnet dafür an, um im Fitnessstudio an der Maximalkraft zu arbeiten.

Wie setzen Rennradfahrer nun aber ergänzend dazu im Frühlings-Trainingslager die passenden Akzente? Gehen wir exemplarisch von einem siebentägigen Trainingslager bei guten klimatischen Bedingungen aus. Hier empfiehlt sich ein klassischer 3:1-Rhythmus: Auf drei Tage Belastung folgt ein Tag mit Regenerationstraining. Da die Grundlagenausdauer weitgehend schon in den Monaten vor dem Trainingscamp gelegt wurde (so sollte es zumindes sein ...), wird im Camp sowohl die Umfangs- als auch die Intensitätsschraube angezogen.

DIE CAMPZIELE FÜR RENNRADLER
Die beliebtesten Campdestinationen für Österreichs (Hobby-)Rennradsportler sind erfahrungsgemäß: Istrien, Italien, diverse spanische Inseln sowie Zypern.

Anreise mit dem Auto: Der Klassiker für Ostösterreicher ist sicherlich Istrien. Unkompliziert in wenigen Stunden zu erreichen, erwarten einen auf der kroatischen Halbinsel schon spürbar wärmere und stabilere klimatische Verhältnisse als in der Heimat. Die istrischen Straßen sind durch die Bank in gutem Zustand. Auch kulinarisch wird einem auf der kroatischen Adriahalbinsel einiges geboten. Zu berücksichtigen ist, dass bei Ausfahrten mit Höhenmetern zu rechnen ist. Nicht ideal fürs reine Grundlagentraining, aber für etwas härtere Einheiten mit eingestreuten Bergsprints gegen die Vereinskollegen bietet diese Destination vielfältige Gelegenheiten. Wie schon erwähnt: Die Intensitätsschraube kann man jetzt durchaus anziehen.

Für die Radfreaks im Westen unseres Landes ist die Region rund um das italienische Cesenatico eine ebenso klassische wie „klasse" Rennraddestination. Die Heimat von Marco Pantani gilt als italienisches Eldorado für Straßenfahrer. Ähnlich wie in Istrien,punktet auch dieses schöne Fleckchen Erde mit klimatisch milden Bedingungen und mit mediterranem Flair.

Anreise per Flugzeug: Geht es auf dem Luftweg ins Camp, landen die meisten österreichischen Rennradfahrer auf spanischem Hoheitsgebiet. Etwa auf Mallorca, Gran Canaria oder in Südspanien. Alleine von der Baleareninsel Mallorca weiß man, dass sie Jahr für Jahr von einer halben Million Radfahrern bereist wird. Im Vergleich zu den per Auto erreichbaren Destinationen muss man für den Flug sowie Radtransport (Tipps dazu siehe im Kasten rechts) freilich etwas mehr berappen. Dafür kann man um die Osterzeit herum schon mit „Kurz-Kurz"-Bedingungen rechnen. Sicherheitshalber sollte man auf „Malle" aber auch noch im Frühling das Langarmtrikot und die Regenjacke einpacken – der Verfasser selbst hat Mallorca im März nämlich auch schon bei Schnee erlebt ...

Vom Wetter her noch stabiler sind die Kanarischen Inseln, die westlich von Marokko inmitten des Atlantiks liegen. Die größte Insel der Inselgruppe, Gran Canaria, kann mit ihrer üppigen Flora und wunderbar kurvig angelegten Straßen begeistern. Allerdings eignet sich dieses Trainingsgebiet eher für fortgeschrittene Radsportfreunde, da flache Straßen hier echt Mangelware sind. Vielmehr ist es also die perfekte Destination zum Höhenmetersammeln. Durch den langen Flug wird dieser wettertechnisch sehr sichere Trip naturgemäß noch etwas teurer ausfallen.

Hier geht's zu den Trainingslager-Tipps für Triathleten und Mountainbiker.