Tourenplanung wird gerne stiefmütterlich behandelt. Dabei gibt sie den wichtigen Sicherheitsvorsprung auf der Tour. Der Aufwand dafür ist dank digitaler Helfer heute minimal.

Matthias Pilz
Matthias Pilz

Bei der Tourenplanung können wir kritische Gefahrenstellen erkennen und uns Strategien zum Umgang damit im „Trockenen“ überlegen, ohne schon der Gefahr ausgesetzt zu sein. Ich möchte hier jedoch das Thema Tourenplanung einmal nicht theoretisch oder in Form einer Checkliste abhandeln, sondern einfach eine Tour exemplarisch planen. Vielleicht ist ja auch für dich der eine oder andere Tipp dabei. Ich verwende zur Planung das Naturfreunde-Tourenportal www.tourenportal.at – mit vergleichbaren Portalen funktioniert es aber genauso. Top-Tourenplanung, die eine Tour sicherer, komfortabler, schöner macht, braucht bloß 15 Minuten! 

Vorab habe ich schon einen kurzen Blick auf die neuesten Posts in den sozialen Medien geworfen und weiß daher: Meine Wunschtour ist immer viel begangen. Der Wetterbericht im Radio hat sonnige Auflockerungen prophezeit. Bei mir liegt zudem ganzjährig der Wanderführer am Couchtisch, ab und zu studiere ich im Buch und markiere mir interessante Touren für den Sommer. Also starten wir:

00:00:00
Auf Basis von diversen Informationen, z. B. einem Posting in sozialen Medien oder einfach einer eigenen Idee, wähle ich eine Tour aus: den Großen Buchstein in der Steiermark. 

00:00:42
Ein kurzer Blick in den Wanderführer zeigt die Key-Facts zur Tour: Etwas mehr als 1600 Höhenmeter Aufstieg, Schwierigkeitsgrad schwer, Dauer etwa neun Stunden.

00:01:17
Ein kurzer zusätzlich Check des Wetterberichts für morgen in der Wetter-App meines Vertrauens. Der Wetterbericht fürs Wochenende ist prinzipiell zwar gut, samstags sind nachmittags jedoch kräftige Wärmegewitter zu erwarten. Der Sonntag bleibt gewitterfrei und strahlend sonnig.

00:02:23
Ein weiterer Check, ob die Tour eigentlich zu meinem und dem Niveau meiner Begleiter passt. Alle sind fit, haben das ganze Frühjahr trainiert und waren viel unterwegs. Allerdings sind, wie ich weiß, die 1650 Höhenmeter für einen Begleiter an seiner Leistungsgrenze.

00:03:12
Blick auf www.tourenportal.at: Mit meinem Pro-Account zeichne ich auf Basis der ÖK-Karte (im Tourenportal „Topo“) rasch die Tour aus dem Wanderbuch ab. Dabei verwende ich das automatische Routing („Magnet“) und kann so die Tour rasch und unkompliziert erstellen. Auf genaue Details achte ich noch nicht.

00:05:11
Noch einmal checke ich meine Route Abschnitt für Abschnitt mit drei Karten ab: ÖK (Topo), Hangneigung und Luftbild. Dabei starte ich am Parkplatz und stelle mir aufgrund des Kartenbildes das Gelände wie in einem 3D-Flug vor. Ich stelle mir vor, wie das Gelände und die Situation in der Natur aussehen. Sehr oft wechsle ich zwischen den Kartenansichten – so erkenne ich alle Gefahrenstellen und überlege mir, wie ich damit umgehen kann. Kurz unter dem Gipfel erkenne ich einen steilen, westseitig gelegenen Abschnitt – hier können im Frühsommer noch Schneefelder liegen. Diese Stelle könnte auch mit zusätzlichem Zeitaufwand oder Ausrüstungsbedarf verbunden sein (z.B. Grödel). 

Insgesamt erscheint mir die Tour an unserer Leistungsgrenze. In Anbetracht des unsicheren Wetterberichts entschließen wir uns, die Tour mit einer Hüttenübernachtung am Buchsteinhaus zu machen – dieses wird zudem im Buch als besonders schön empfohlen! Dadurch ist die Gewittergefahr am Samstagabend kein Problem und die körperlichen Anstrengungen teilen sich auf zwei Tage auf.

00:10:05
Ich speichere die Tour ab und übertrage sie auf mein Smartphone, zusätzlich drucke ich die Tour auf Papier aus. 

00:10:59
Ich rufe auf der Hütte an, um unsere Übernachtungsplätze zu reservieren. Zudem erkundige ich mich nach dem Schneefeld unter dem Gipfel. Der Wirt berichtet zwar von einer guten Spur, allerdings sind Grödel sinnvoll.

00:12:51
Ich informiere meine Freunde über die Tour und wir besprechen das zusätzlich zur normalen Ausrüstung notwendige Material (Grödel, Hüttenschlafsack, Erste-Hilfe-Packerl, Biwaksack) und wir machen uns eine Fahrgemeinschaft aus.

Selbstverständlich wird diese Form der Tourenplanung für Einsteiger oder weniger Geübte in dieser kurzen Zeit und diesem Detailgrad nicht möglich sein. Das Beispiel zeigt aber plakativ, mit wie wenig Aufwand eine Tourenvorbereitung in kurzer Zeit und sehr hoher Qualität gelingen kann. Logischerweise kann es während der Tourenplanung auch mir passieren – und das ist etwas sehr Positives –, dass eine Tour aus irgendeinem Grund verworfen und eine Alternativtour geplant werden muss. 

Die hier beschriebene Planung ist nur der erste Schritt. Während der Tour beobachte und vergleiche ich die Verhältnisse in der Natur ständig mit der Situation (Schneefelder, Wetter …), die ich mir in der ­Planung vorgestellt habe. Diese ­Beobachtungen lasse ich in meine Tourengestaltung einfließen und passe meine Tour ständig den ­Verhältnissen an.

Tourenplanung: gut geplant in 15 Minuten