Markus Müller (23) will heuer im Skisprung-Weltcup voll durchstarten. In Planica flog er im Vorjahr 232,5 Meter weit – und lässt die Leser in unserem „Sport Talk“ mitfliegen.

Du sitzt oben auf dem Zitterbalken, schaust hinunter – wie schaffst du es, ruhig zu bleiben und dich ganz auf diesen Moment zu fokussieren?
Das Springen ist für mich zwar etwas Alltägliches – ein gewisser Respekt ist aber immer da. Speziell beim Skifliegen geht der Puls vor dem Sprung noch einmal ordentlich hoch. Sobald ich mir die Skier anschnalle, bin ich voll bei mir und konzentriere mich nur noch auf den optimalen Sprung. Ich blende alles um mich herum aus, atme tief durch. Sobald das Freizeichen vom Trainer kommt und ich mich abstoße, falle ich in einen Flow-Zustand, in dem nur noch ich und die Schanze existieren.

In wenigen Sekunden beschleunigst du auf über 100 km/h – worauf achtest du dabei? Was kannst du jetzt noch beeinflussen?
Für einen optimalen Sprung ist die richtige Hocke, vor allem aber der Absprung entscheidend. Mein Fokus liegt darauf, ausbalanciert und mit dem richtigen Gefühl zum Schanzentisch zu kommen, um mit der korrekten Technik meine Kraft so effektiv wie möglich einzusetzen

Ein exakter Absprung bei vollem Tempo entscheidet über das Gelingen des Sprungs – wie trainiert ihr Skispringer dieses Timing?
Das Timing ist mit der Zeit automatisiert. Vielmehr trainiere ich den Bewegungsablauf von der Hocke in die optimale Flugposition. Das muss schnell und effizient gehen – dafür stehen Schanzentraining, Imitationen sowie Sprung- und Kraftübungen auf dem Programm.

Du fliegst – von außen sieht das leicht und mühelos aus. Wie fühlt sich ein Sprung wirklich an, und wie kontrollierst du ihn in der Luft?
Das Gefühl ist unbeschreiblich schön. Mit über 100 km/h mehr als 200 Meter zu fliegen, macht einfach süchtig. Man spürt, wie die Luft die Skier in Richtung Körper drückt und kann sich auf das Luftpolster legen. Mit Feingefühl versuche ich, Körper und Ski in Balance zu halten, um möglichst viel Auftrieb und Geschwindigkeit zu bekommen.

Eine saubere, kontrollierte Landung nach 230 Metern – was bedeutet dir dieser Moment, wenn alles aufgeht, wie du es dir vorgenommen hast?
Durch die grüne Linie sehe ich, welche Weite für die Führung nötig ist. Wenn ich sie nicht nur überfliege, sondern auch mit sauberem Telemark lande, ist das ein nochmals schöneres Gefühl. Mit Überfahren der Sturzlinie fällt der Druck ab, Adrenalin schießt ein – pure Freude. Diese Momente motivieren mich jeden Tag aufs Neue, alles zu geben, um der Beste zu werden. 

Zur Person 

Name: Markus Müller
Geb. 17.07.2002
Sportart: Skispringen
Top-Erfolge: Zwei 11. Plätze im Weltcup, 14. Platz beim Skifliegen Planica 2025 (mit Bestweite 232,5 m); Gesamtsieg 2024/25 im Continentalcup; Gold und Bronze Junioren-WM 2022