Cool aussehen und scharf durchblicken. Warum Brillenträger auch beim Sport ihre Sehleistung optimieren­ und ihre Augen schützen sollen, welche Varianten es für optische Sportsonnen­brillen gibt und welche sich für wen eignet.

Von Klaus Molidor


Die Schrift am Bildschirm im Büro nur verschwommen wahrnehmen? Die Kollegen nur schemenhaft erkennen? Oder gar: den Abstand zum Vordermann im Straßenverkehr nur Daumen mal Pi abschätzen können? Würde niemand tun. Auf eine Brille im Alltag verzichtet kaum jemand mit Fehlsichtigkeit. Beim Sport dagegen spielt es offenbar für viele keine Rolle, wenn die Sicht nicht optimal ist. Dabei könnte Biker eine Wurzel überraschend aus dem Sattel befördern und Berggehern ein falscher Tritt zum Verhängnis werden. In vielen Sportarten ist gutes Sehen außerdem nicht nur sicherheits-, sondern auch leistungsrelevant.

Andererseits: „Die Augen schützen die meisten schon. UV-Strahlung, kann gerade bei langen sportlichen Aktivitäten im Freien Netz- und Hornhaut sowie den Pupillen irreparablen Schaden zufügen", weiß Optikermeister Stefan Gutmann. Schutz ja, Sicht nein könnte man also verkürzt zusammenfassen. Denn nur fünf Prozent der Sportler verwenden eine optische Sportsonnenbrille – auch wenn sie viele gut brauchen könnten ...

Achtung: Nur Tönung alleine ist zu wenig!

Dunkle Brillen tragen sich an hellen Tagen besonders angenehm, weil sie den Blendungsgrad verringern. Doch der schöne Schein allein sagt nichts über den UV-Schutz, sondern eben nur über den Blendschutz. Ist für die Gläser kein expliziter UV-Schutz ausgewiesen, dringen die schädlichen Strahlen ungehindert durch die Gläser hindurch. Schlimmer noch: Dunkle Gläser simulieren der Pupille ein Gefühl von Dunkelheit. Folglich öffnet sie sich mehr, so dass noch mehr schädliche Strahlen an die Linse gelangen können.

Daher beim Kauf immer auf das CE-Zeichen auf der Innenseite der Bügel und den Vermerk „100 Prozent UV" oder „100 UV 400nm" achten.


DER WEG ZUR SCHARFEN SICHT
Dabei ist der Aufwand auf dem Weg zum scharfen Sehen im Sport durchaus überschaubar. Vielen mangelt es auch an Wissen, welche Möglichkeiten sich bieten, glaubt Gutmann. Zunächst muss sich der Sportler für ein System entscheiden: Clip-in-Gläser, Adapterverglasung oder Direktverglasung. Werfen wir einmal einen ungetrübten, scharfen Blick auf die drei Systeme, von denen jedes seine Vor- und Nachteile hat:

Clip-in: Dabei wird in die Sonnenbrille ein Einsatz mit Korrekturgläsern geklippt. Das geht rasch und ohne großen Aufwand, weil viele Hersteller schon Modelle haben, bei denen die Gläser am Nasensteg befestigt werden. Der Vorteil dabei: Die getönten Scheiben können beliebig gewechselt werden, wie bei einer ganz normalen Sportsonnenbrille auch. Und wenn sich die Sehstärke verändert, reicht es, die kleine Clip-in-Brille zu tauschen. Der Nachteil: Die Korrekturgläser sind deutlich kleiner als die getönten Scheiben, wodurch nicht der komplette Sichtbereich scharf ist. Der Grund: „Wegen der Basiskurve der Sportbrille muss der Clip-in kleiner sein, damit die Wimpern nicht streifen und der Clip nicht zu stark verkippt wird", erklärt Stefan Gutmann.

Durch die Doppelverglasung und den Luftpolster zwischen optischen und getönten Gläsern beschlagen solche Brillensysteme außerdem leichter. Wer allerdings hin und wieder auch Kontaktlinsen trägt, ist mit diesem System gut beraten, weil die Korrekturgläser dann einfach wieder entfernt werden können.

Adapterverglasung: Hier werden die Originalgläser der Brille durch speziell gefertigte Korrekturgläser, die für alle Sehstärken machbar sind, getauscht. Der vom Optiker angefertigte Adapter lässt sich am Rahmen der Brille befestigen und auch wieder entfernen, wenn man Filter ohne Stärke verwenden möchte.

Dieses System eignet sich besonders für Sportler, die häufig Kontaktlinsen verwenden. Der Vorteil gegenüber der Clip-in-Variante: Das scharfe Sichtfeld ist viel größer und die Gläser beschlagen nicht so leicht. Allerdings muss man sich hier auf eine Tönung festlegen und kann nicht, wie bei der Clip-in-Variante, verschiedene Filterfarben verwenden. Und weil die Adapter-Version aufwendiger in der Herstellung ist, schlägt sich das auch im Preis nieder. Dafür kann der Adapter auf höhere Dioptrienstärken geschliffen werden, als bei Direktverglasung.

Direktverglasung: Die beste Lösung für Sportler, die mit nur einer Filterfarbe das Auslangen finden. Die geschliffenen Gläser werden direkt in die Fassung der Brille eingearbeitet. Dadurch reicht der korrigierte Sehbereich – anders als bei der Adapterverglasung – bis ganz an den Brillenrand. Mittlerweile ist der Schliff auch bei stark gebogenen Brillen kein Problem mehr. Und: Wie bei der Alltagsbrille gibt es auch hier die Möglichkeit, Gleitsichtgläser anfertigen zu lassen. Selbsttönende – sogenannte phototrope – Brillengläser sind hier je nach Marke auch möglich. „Die passen sich dann soweit an, dass sie in der Dämmerung hell genug sind und bei grellem Sonnenlicht noch ausreichend abdunkeln", sagt Gutmann.

Nachteile der Direktverglasung? Sie ist ebenfalls teurer als die Clip-in-Variante. Und wenn sich die Sehstärke ändert, muss die Brille zur Gänze ersetzt werden. Die Gläser lassen sich außerdem nicht für alle Sehstärken anfertigen, sondern nur für einen Bereich von -6 bis +4 Dioptrien. Der Grund dafür ist die Biegung der Sportbrillen. Die Außenfläche müsste eine viel stärkere Wirkung haben als bei einem normalen Brillenglas. „Dadurch wird das Glas viel dicker und kann technisch nicht mehr gefertigt werden", erklärt Experte Gutmann.

WICHTIGER SCHUTZ
Egal, ob mit optischen oder nur getönten Gläsern – Sonnenbrillen gehören beim Sport dazu. Gerade im Hochsommer – und wegen der dort noch stärkeren UV-Belastung ganz besonders auf Wasserflächen, am Strand oder im Gebirge. Denn: Die Sonnenstrahlen sind nicht nur für die Stimulation von Glückshormonen zuständig, sie können dem Auge auch irreparable Schäden zufügen. „Dass vor allem die Augen hochsensibel sind und durch übermäßigen oder falschen Sonnenkonsum nachhaltig geschädigt werden, wird gerade von Freizeitsportlern oft zu wenig beachtet", berichtet Gutmann. Kopfschmerzen, trockene, brennende oder entzündete Augen können die Folge sein.

Eine Bindehautentzündung ist da bei Weitem nicht das Schlimmste. „Es können sogar dauerhafte Schäden entstehen", warnt Gutmann. Denn bei UV-Strahlung trübt sich die Hornhaut – an sich ein natürlicher UV-Filter – ein. „Bei längerer Bestrahlung schafft die sonst sehr heilungsfähige Hornhaut die Reparatur nicht mehr und es kommt zu bleibenden Gefäßeinwachsungen." Weil die Hornhaut den größten Teil absorbiert, kommt zwar nur wenig Strahlung bis zur Linse durch. Anders als die Hornhaut hat sie aber keinen eigenen Reparaturdienst. „Schäden, die hier entstehen, sind irreparabel. Mit einer Sportsonnenbrille mit gutem UV-Schutz kann man dem einfach vorbeugen", weiß Gutmann.



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