Inlineskates, Skiroller, Kickbike: Drei Sportgeräte mit dem Versprechen, fit vom Sommer in den Herbst zu rollen. Wir haben dem Fitness- und Funfaktor der drei Rollsport­arten auf den Zahn gefühlt.

Christof Domenig
Christof Domenig

Ein Spielzeug? Irrtum! Diese „Erwachsenen-Tretroller“, Kick­bikes genannt, haben es in sich! In die Spielzeug- oder im besten Fall „Funsport“-Ecke werden oft auch Inlineskates eingeordnet. Dabei eignen sich auch die Skates für ein vollwertiges Fitness-Workout. Der Dritte im Bunde, der Skiroller, gilt wiederum eher als Profi-Gerät. Motto: „Super für die Langlauf-Elite – nix für Hobbysportler.“

Und noch einmal „Einspruch!“ Die Wahrheit ist: Alle drei Rollsportarten sind auch für Freizeitsportler eine tolle Trainingsergänzung und -alternative. Wer jetzt in der zweiten Saisonhälfte schon genug vom Trainingstrott hat, und auch mal neue Reize setzen möchte, sollte einen Blick auf die drei werfen.

Noch ein paar Gemeinsamkeiten: Alle drei Sportarten lassen sich relativ rasch erlernen. Und der Materialeinsatz hält sich im Rahmen. Also nicht lang rumgeredet: Wir haben die wichtigsten Antworten zu drei rollenden Fitness-Alternativen gesammelt. Bei Sportlern, die schon damit trainieren – und bei einem unserer SPORTaktiv-Trainingsexperten, der selbst ein Rollen-Fan ist – Sportwissenschafter Herwig Reupichler.

Inlineskaten
Dass Inlineskates nicht nur Spaß machen, sondern auch ein wirkungsvolles Trainingsmittel sind, weiß Veronika Windisch. Die steirische Multisportlerin, bis 2014 mehrmals Olympiateilnehmerin im Short Track, hat nach Ende ihrer Profi-Karriere Erfolge in zahlreichen Sportarten, etwa im Rennrad- und Mountainbikesport oder im Treppenlauf eingefahren. Nebenbei ist sie auch Staatsmeisterin im Inline-Speed-Skating. Einmal pro Woche trainiert Windisch mit den Skates: „Das gibt eine ausgezeichnete Basis für viele Sportarten. Man trainiert die Ausdauer, kräftigt den ganzen Körper. Und die Fortbewegung ist auch koordinativ recht anspruchsvoll“, sagt Windisch. Auch Wintersport-Profis verwenden Inlineskates im Sommertraining, weiß die Steirerin – „etwa Skispringer. Oder Skicrosser, die damit gern auf einen Pumptrack gehen“. Ihr Tipp für fitnessorientierte Hobbysportler: „Kleine Tricks ausprobieren. Das erhöht noch den Spaßfaktor.“

Sportwissenschafter und Trainer Herwig Reupichler kann dem Inline­­skaten auch viel abgewinnen: „Für eine längere Grundlageneinheit pro Woche eignen sie sich sehr gut; für weniger gut Trainierte sogar besser als Laufen, weil der Puls im moderaten Bereich bleibt. Skaten ist so gesehen ein idealer Longjog-Ersatz“, sagt Reupichler. Muskulär würden beim Inlineskaten – sofern technisch richtig ausgeführt – vor allem Gesäß und Oberschenkel gefordert. „Der Rückenstrecker arbeitet durch die vorgebeugte Fahrposition ebenfalls mit, was gut ist, weil dieser bei den meisten Menschen abgeschwächt ist.“

Manche skaten mit Stöcken. Kann man – viel Nutzen sieht unser Experte darin aber nicht. Denn die Skates rollen so gut, dass man die Stöcke zum Anschieben nicht braucht: „Wenn, dann lieber gleich mit dem Skiroller.“ 

Skiroller
„Skirollern ist die Sommer-Trainingsmethode für Langläufer – wird aber auch zunehmend von Leuten entdeckt, die es als eigene Sportart sehen“, weiß Trainingsexperte Reupichler. Als Wintertriathlet ist er selbst im Sommertraining auf Rollerskiern regelmäßig unterwegs. Wie fühlt es sich an? „Sie rollen schlechter als Inline Skates – und das bewusst, um den Trainingseffekt zu erhöhen.“ Der Nutzen dieses Trainings ist überragend, ein Ausdauer- und Ganzkörper-Muskeltraining in einem, analog dem Langlaufen. „Besonders stark greift das Training für die Bauchmuskeln. Aber auch die Arme – da wiederum besonders den Trizeps – erreicht man sehr gut. Dazu Rücken, Gesäß und Oberschenkel.“

Auch für Triathleten ist der Skiroller als Ergänzung gut geeignet – bzw. überhaupt für alle, die eine der drei Ausdauersportarten Schwimmen, Radfahren und Laufen ausüben. Einer, der ebenfalls damit trainiert, ist Markus Falgenhauer: Der steirischeTriathlet und Langläufer mit Leistungsambition steht im Herbst bis zu vier Stunden pro Woche auf dem Skiroller. „Ich verwende ihn auch gern für harte Intervall-Einheiten auf der Tartanbahn, die vor allem mit Gleichgesinnten Spaß machen.“

Skiroller gibt es als Skating- und Klassik-Versionen und sie sind ab rund 100 Euro zu haben; um 200 bekommt man sehr gutes Gerät. Dazu benötigt man eine herkömmliche Langlaufbindung und Langlaufschuhe. Helm, Handschuhe und Brille übernimmt man vom Biken. Experte Reupichler sieht die Skiroller insgesamt als „eierlegende Wollmilchsau, die den ganzen Körper trainiert“.

Kickbiken
Bleibt noch das Kickbike – doch was ist das eigentlich? Kurz gesagt: Ein High-End-Tretroller, der so gut rollt und bremst wie ein Fahrrad. Kickbikes gibt es auch in ähnlichen Varianten wie Bikes – für den Alltags-, Renn- oder auch Offroad-Einsatz. Die sportlichsten Geräte haben ein 28-Zoll-Rennrad-Vorderrad montiert und hinten meist ein kleineres Rad ab 20 Zoll Größe. Kosten: 300 bis 600 Euro. „Kickbike“ ist der Markenname eines Herstellers, der zur Bezeichnung der ganzen Sportart wurde. „Englisch heißt es ‚Footbike‘ – wir sagen einfach ‚Tretroller‘“, erklärt David Pašek. Der Wiener Architekt gehört zum Kern der heimischen Szene und hat im Vorjahr mit Mitstreitern den „Tretroller- und Tretschlitten-Verband Österreich“ (TTVÖ) gegründet.

Ein „Daumen hoch“ für den Renn-Tretroller gibt es auch vom Sportwissenschafter: „Den Fuß hinsetzen und nach hinten abdrücken trainiert im Prinzip den idealen leichtathletischen Schritt, wie man ihn zum Abspringen und Sprinten benötigt. Auch für jede Spielsportart, wo schnelle Bewegungen gefragt sind, ist es ein sehr gutes Training. Explosivität kann aber auch jeder Hobbyläufer gut brauchen.“ Wichtig: Linke und rechte Körperhälfte gleichmäßig einsetzen. Gesäß und Oberschenkelrückseite werden gut mittrainiert. Beim reinen Ausdauertraining funktioniert die Pulssteuerung sehr gut.“

David Pašek ergänzt: „Die Rotationsbewegung, die sich aus dem Kicken ergibt, stärkt die Rückenmuskulatur. Ein immenser Vorteil für jeden in sitzenden Berufen.“ Und er versichert: Einmal aufgestiegen, kommt man von der Sportart nicht mehr los. Die Kickbike-Community ist klein, wächst aber. Wenn man es einfach einmal ausprobieren will? „Kontaktiert uns beim Verband, wir helfen gern weiter.“ Kontakt: www.tritt.at

RECHTLICH BETRACHTET
Tanja Tretzmüller, Juristin beim ÖAMTC, gibt Auskunft, welche der drei rollenden Trainingsgeräte man wie auf öffentlichen Verkehrsflächen einsetzen darf.
  

Inlineskaten
  • ist erlaubt:
    auf allen Gehsteigen, Gehwegen und Radwegen, Radfahrstreifen, Mehrzweckstreifen. Ebenso in Fußgängerzonen, Wohnstraßen und Spielstraßen. Auch die Radfahrerüberfahrt darf benutzt werden. Sind Geh- und Radweg durch eine Linie getrennt, kann man sich aussuchen, welchen Teil man nutzt. Allerdings ist stets darauf zu achten, weder Fußgänger noch Radfahrer zu behindern.
  • nicht erlaubt:
    ist das Skaten auf der Fahrbahn, auch nicht am Land, wenn kein Gehsteig vorhanden ist. Die Fahrbahn darf man bloß auf kurzen Verbindungen zwischen zwei Gehsteigen nutzen.
Skirollern
  • darf man:
    auf Gehsteigen, Gehwegen, in Fußgängerzonen, in Wohnstraßen und Spielstraßen sowie auf kombinierten Geh- und Radwegen. Sind Geh- und Radweg durch eine Linie getrennt, ist der Gehweg zu benutzen. Wieder gilt: Es darf kein anderer Verkehrsteilnehmer behindert werden. Das Sportgerät kennt der Gesetzgeber nicht, einordnen lässt es sich unter dem sperrigen Rechtsbegriff „vorwiegend zur Verwendung außerhalb der Fahrbahn bestimmtes Kleinfahrzeug.“ Darunter fallen auch Microscooter.
  • nicht erlaubt:
    ist es, mit Skirollern auf reinen Radwegen oder auf der Fahrbahn unterwegs zu sein.
Kickbikes
  • sind in der StVO Fahrrädern gleichgestellt und müssen über die entsprechende Ausstattung verfügen. Wie etwa zwei voneinander unabhängig wirkende Bremsanlagen, Rückstrahler, Klingel und bei Dunkelheit eine Beleuchtung.