2:10:06-Marathonmann und Familienvater Peter ­Herzog­ (37) gibt neben dem Laufen mittlerweile auch im ­Studium Gas. Trotz Mehrfachbelastung hat er noch ­Großes auf der ­Marathonstrecke vor.

Christof Domenig
Christof Domenig

Von wegen lockeres Studentenleben: Peter Herzog setzt sich frühmorgens daheim in Leogang ins Auto, verabschiedet sich von Lebensgefährtin und den zwei kleinen Töchtern und fährt nach Salzburg auf die Uni. Zwischen Vorlesungen und Kursen werden Lauftrainings reingezwängt, regelmäßiges Essen muss da öfters zurückstehen. Und natürlich will auch die Familie etwas von Partner und Papa haben. So lief es auch im Vorjahr schon. Und trotzdem gelangen dem Ex-Profiläufer und nunmehrigen Sportwissenschafts-Studenten Peter Herzog im letzten Herbst zwei seiner besten Marathons seit Langem. 2:12:08 in Berlin im Oktober 2024, ein paar Wochen darauf 2:12:18 in Valencia, und das, obwohl er zuvor einen Infekt hatte, wobei er bis zur Hälfte der Distanz sogar auf Kurs lag, seinen eigenen Rekord von 2:10:06 zu verbessern und als erster Österreicher unter 2:10 zu laufen (mittlerweile hat das der 26-jährige Aaron Gruen in 2:09:53 geschafft).

Es war, als hätte der Salzburger als „Nicht-mehr-Profi“ die unglaubliche Leichtigkeit, die ihn zu Beginn seiner Marathonkarriere so ausgezeichnet hat, wiedergefunden. Jene Lockerheit, die ihn scho mit 28 als Ex-Bike-Trialer und -Triathlet mithilfe von Trainingsplänen aus dem Internet in die Laufszene reinschneien ließ. Der Zeiten zwischen 2:30 und 2:21 mit wenig Vorbereitung aus dem Fuß schüttelte, und in der etablierten Szene Unglauben hervorrief. Jene Leichtigkeit, die er dann aber, nachdem er sich im Jahr 2018 mit über 30 noch für ein Profileben entschieden hatte, nach seinem Rekordlauf in London 2020 und der Olympiateilnahme von Tokio 2021 scheinbar verloren hatte. Ist das mit der Leichtigkeit nur die Außenperspektive? „Nein, das ist zu 100 Prozent so, würde ich so unterschreiben“, sagt Herzog, „die letzten zwei bis drei Jahre, die letzte Saison einmal ausgenommen, war es Kampf und Krampf. Es hat auch keinen Spaß mehr gemacht. Diese Leichtigkeit, das war das Lässige! Es war ja nie der Plan, dass ich Profiläufer werde, ich habe erst mit 28 zu laufen begonnen. Weil es irgendwie leicht gegangen ist, neben der Arbeit, und ich plötzlich Leute geschlagen habe, die professionell trainiert haben. Die haben auch nicht geglaubt, dass ich so wenig trainiere.“

Natürlich schaffte er dennoch seine persönlichen Bestzeiten in seiner Zeit als Heeressportler, also quasiprofessioneller Läufer, der das Leben ganz aufs Trainings ausrichten kann. Trotzdem, sagt er im Rückblick, gab es schon unmittelbar nach dem Wechsel ins Profitum eine Stagnationsphase – erst als er dann zu seinem heutigen Trainer Johannes Langer wechselte, ging es wieder bergauf. Die 2:10:06 lief er 2020 in der Coronazeit in London, bei Witterungsbedingungen, die alles andere als optimal waren. Bis heute gelangen fünf der acht schnellsten von einem Österreicher je gelaufenen Marathonzeiten Herzog. Aber nach den Olypmischen Spielen in Tokio 2021 war irgendwie der Wurm drin, wurde er immer wieder auch von Verletzungen und Infekten gestoppt. „Das Schwierigste am Marathon ist, die Vorbereitung auf ganz hohem Niveau hinzukriegen“, sagt er.

Herzog ist weit davon entfernt, die aktuelle Herausforderung und Mehrfach-Belastung, Studium, Familie und Laufen unter einen Hut bringen zu müssen, herunterzuspielen. Aber er sagt auch: „Vielleicht war es die letzte Rettung, dass ich den Status im Heeressport verloren habe, dass ich beim Laufen geblieben bin. Im Profistatus wäre ich aus dem Rad nicht herausgekommen. Mit dem Studium habe ich mich dort dann voll reingehaut und über mehrere Wochen echt wenig trainiert – und gemerkt: Mein Körper regeneriert sich wieder. Ich fühle mich wieder runder.“

Ein wesentlicher Schritt war vor einem Jahr der Vienna City Marathon. Als zweitbester Österreicher in 2:15:19 lief er mit einem erleichterten Lächeln ins Ziel. Die Sommerferien auf der Uni nutzte er für ein Trainingslager in St. Moritz, „und ich habe es wieder voll krachen gelassen. Mein Körper hat es vertragen, ich habe regeneriert, es hat wieder Spaß gemacht und die Leistung ist wieder gekommen“.

In Berlin und Valencia ließ er es dann 2024 eben auch wieder „krachen.“ Dass er beim topbesetzten Berlin Marathon die „AK35“-Klasse gewonnen hat, „ist eine lustige, nette Begleitgeschichte, aber die erwähne ich gar nicht.“ Fun Fact: 2022 war er in Berlin schon Zweiter in der AK35 hinter Eliud Kipchoge, der damals Weltrekord lief.

Voll motiviert Richtung Herbst
Was Herzog auch noch einmal richtig motiviert, ist, dass er neben treuen Sponsoren wie SPORTaktiv-Vertriebspartner Hervis mit Puma einen neuen Ausstatter hat. Eine Marke, die man im Straßenlauf einige Zeit lang weniger am Schirm hatte, die aber jetzt international wie auch in Österreich im Laufsport sichtbar viel bewegen will. „Ich bekam die Möglichkeit, das Material zu testen und war echt verblüfft von der Qualität. Der Eindruck bisher ist echte Begeisterung.“ Die Laufschuhtechnologie hat das Laufen generell in den letzten Jahren noch einmal stark verändert, wobei das vor allem für die Spitze gelte. „Es ist wie beim Rennski: Du musst einen Wettkampfschuh erst einmal laufen können, um die Stärken des Schuhs auch nutzen zu können.“

In der Frühlingsvorbereitung hat den Salzburger leider wieder ein hartnäckiger Infekt erwischt – beim Salzburg Marathon will er dennoch nach Möglichkeit seinen Vorjahressieg wiederholen. Und dann in der zweiten Hälfte noch einmal richtig aufzeigen. Er ist überzeugt: Gelingt wie im Vorjahr eine krankheits- und verletzungsfreie Vorbereitung in der vorlesungsfreien Sommerzeit, dann ist auch für den Studenten Peter Herzog, mit dann 38, ein Marathon unter 2:10 Stunden drin. 

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Peter Herzog

Geb 1. August 1987 in Saalfelden (S). Nach Jugend im Biathlon sowie Versuchen in Bike-Trial und Triathlon wechselte er erst mit 28 Jahren auf die Laufstrecke und erzielte als Hobbyläufer auf Anhieb starke Zeiten. Ab 2018 Profi, in Berlin mit 2:15:29 EM-Bronze im Team mit Lemawork Ketema und Christian Steinhammer. 2020 österr. Marathonrekord in London in 2:10:06 (der bis 31. März 2025 Bestand hatte). 2024, nunmehr als Student, Sieg beim Salzburg Marathon (2:21:46), 2:12:08 in Berlin und 2:12:18 in Valencia.

Herzog wohnt in Leogang, hat eine Lebensgefährtin und 2 Töchter (5+1), studiert Sportwissenschaften in Salzburg.

Instagram: @peter_herzog42