Das Jahr danach. 2018 gewann Laura Stigger viel Gold und viele Herzen. Heuer wird ein schwieriges Jahr für die 18-Jährige. Auch, weil zwischen Weltcup und WM noch die Schule am Plan steht.

Christoph Heigl
Christoph Heigl

Österreichs Radsensation des Vorjahres heißt Laura. Laura Stigger. Klingt wie ein Secret Agent aus der neuesten Netflix-Crime-Serie, ist aber ein fröhlicher Blondschopf aus Haiming. Wenig topsecret ist sie Insidern schon länger bekannt, denn bei der Serie an Jugend-Europameisterschaften in Stattegg bei Graz hatte die Tirolerin ebenso serienhaften Erfolg und feierte EM-Titel am Stück, vier Mal innerhalb von vier Jahren. 2017 gewann Stigger überhaupt jedes Rennen, inklusive Junioren-Weltmeisterschaft. Ein Kunststück, das sie 2018 wiederholte.

Dann kam allerdings der Knüller: Die Mountainbikerin wurde überraschend vom Verband für die Rennrad-WM in Tirol nominiert, spielte ihre Klasse auch auf den dünnen Reifen aus und fuhr im erst zweiten Straßenrennen ihrer Karriere zum Weltmeistertitel bei den Juniorinnen. Quasi als Dessert: Silber bei den olympischen Jugendspielen. Logische und verdiente Folge: Österreichs Radsportlerin des Jahres!

„Olm volle“ ist Lauras Motto im Sport, Ötztaler Dialekt und in ihrer Diktion so etwas wie „immer Vollgas“. Dabei muss die 18-Jährige mit ihrer Energie gut haushalten. Rennen rund um den Erdball, Zeit für Training und Regeneration, Medientermine, Sponsorenverpflichtungen – in den letzten Monaten ist viel auf die junge Tirolerin eingeprasselt. „Der Trubel war speziell im Herbst nach der Heim-WM sehr groß, aber ich hab alles genossen“, erzählt sie tapfer. Anders als echte Vollprofis hat die junge Weltmeisterin aber auch einen „Beruf“. Sie ist Schülerin im Sportgymnasium, besucht im fünfjährigen Zweig die vierte Klasse und muss sich neben Flugplänen, Course Preview und Siegerehrungen auch mit Mathe, Bio und Geo beschäftigen. „Bis jetzt ist sich das ganz gut ausgegangen“, lächelt Stigger. „Bis zur Matura im nächsten Jahr ist die Schule schon sehr wichtig.“

Auf dem Weg zur Profikarriere hat sie viele Begleiter. Lauras Eltern Helene und Jochen sind sehr dahinter, ihr Trainer Rupert Scheiber natürlich auch, und um Medien- und PR-Angelegenheiten kümmert sich Peter Leitner. Dass dabei behutsam entschieden wird, beweisen diese Zeilen: Die für SPORTaktiv geplante Homestory mit Bikeausfahrt musste leider gestrichen werden. Schule, Training und Wettkampf hatten Vorrang. Wir sagen: Schade, aber wohl eine gute Entscheidung im Sinne der jungen Sportlerin.

Es ist wichtig, sich langsam an den Sport heran­zutasten.

Laura Stigger, österr. Radrennfahrerin

Bike & Rennrad
Welche Tipps sie für unsere Leser hat, hat sie dann genauso am Telefon erklärt (siehe Infobox unten), wie ihre Liebe zum Biken. „Am liebsten fahre ich technisch schwierige und steile Trails, dort liegen meine Stärken.“ Rund um Haiming kann sie sich genauso austoben wie in der Bike Republic in Sölden. Zwischendurch wechselt sie auch aufs Rennrad, mit dem sie ihre Grundlageneinheiten bestreitet. Bike oder Rennrad? „Mir taugt beides, am Rennrad ist halt der Speed lässig.“ Straßenrennen stehen heuer vorerst aber keine am Plan.

Mit neuem Vertrag beim Top-Team Specialized in der Tasche begann die Wettkampfsaison, wie die vorige endete: mit einem Sieg, und zwar beim Verona MTB International in Italien – olm volle! Mitte Mai beginnt dann die Weltcupsaison und da hat Stigger eine gewaltige Herausforderung. „Ich starte heuer erstmals in der U23-Kategorie, die Konkurrentinnen sind also bis zu vier Jahre älter. Ich schaue, dass ich so viele Punkte wie möglich für die Weltrang­liste sammle.“ Dazu kommen jetzt die extrem schwierigen Worldcup-Kurse, über die z. B. auch die Herrenelite rund um Nino Schurter, Matthieu van der Poel und Co. brettert. Die Ziele steckt sich Stigger im Premierenjahr noch nicht so hoch. Es bleiben schließlich noch genügend Saisonen für olm volle. 

Tipps der jungen Weltmeisterin

Ausrüstung
Nie ohne Helm und Handschuhe fahren! Es kann beim Mountainbiken zu Stürzen kommen. Dann ist der Helm der einzig wirksame Schutz gegen Kopfverletzungen. Die Handschuhe verbessern den Halt am Lenker und können auch grobe Abschürfungen verhindern, falls ein Sturz passiert.

Sattelhöhe
Der Sattel sollte circa auf Hüfthöhe gestellt sein. Das ist die ideale Position, um die Kraft auf die Pedale zu übertragen. Außerdem schützt diese Position vor Fehlbelastungen.

Koordination
Um sein Mountainbike gut zu beherrschen, sind laufende Koordinationsübungen empfehlenswert. Dann verliert man in der einen oder anderen schwierigen Situation nicht so schnell die Balance.

Bremsen
Wenn möglich, sollte die Bremse nur mit einem Finger betätigt werden. Klingt anfangs vielleicht schwierig, ist bei entsprechender Übung aber relativ problemlos umzusetzen.

Mountainbike
Wer längere Touren plant, sollte im Vorfeld auf alle Fälle sein Bike auf die technische Tauglichkeit prüfen lassen. Denn es können schon Kleinigkeiten dazu führen, dass die stundenlange Ausfahrt nicht zum erhofften Vergnügen wird.

Olm volle Reloaded: Rad-Ass Laura Stigger zwischen WM-Gold und Schulstress
Laura Stigger

geboren am 25. September 2000 in Innsbruck. Heimatort: Haiming.

Erfolge: 2 x Junioren-Welt­meisterin MTB, Junioren-Weltmeisterin Rennrad, 5 x EM-Gold Junioren und Jugend

Fährt MTB seit 2006 und besucht die 4. Klasse im Sportgymnasium im BORG Innsbruck.

Verein: URC Ötztal. Sponsoren: Red Bull, Specialized, Ötztal

Weltcup-Rennkalender, Cross Country

  • 1. Albstadt (GER), 17.–19. Mai
  • 2. Nove Mesto (CZE), 24.–26. Mai
  • 3. Vallnord (AND), 5. –7. Juli
  • 4. Les Gets (FRA), 12.–14.Juli
  • 5. Val di Sole (ITA), 2.–4. August
  • 6. Lenzerheide (SUI), 9.–11. August
  • 7. Snowshoe (USA), 6.–8. September

Weltmeisterschaft: Mont-Sainte-Anne (CAN), 28. August–1. September