Wenn der Herbst ins „Home of Lässig“ zieht, kommt die Wandersaison nochmal so richtig in Schwung. Viele bezeichnen den Herbst auch als die Hauptsaison des genüsslichen Soul-Wanderns und das liegt nicht nur an den wunderschönen Farben, in denen sich das Glemmtal zu dieser Zeit zeigt! „Herbst’ln tuats“, hört man dann die Einheimischen mit einem prüfenden Blick übers Tal sagen.

Edith Danzer
Edith Danzer

Ich liebe das Wandern im Herbst! Und das liegt bei mir als Frühaufsteher gar nicht daran, dass ich für einen Sonnenaufgang am Berg jetzt noch etwas länger unter der warmen Decke liegen kann. Nein, es liegt an den vielschichtigen Stimmungen. Scheint die Sonne, erstrahlen die Bergrücken in bunten Farben. Die langsam welkenden Blätter der einst sattgrünen Laubbäume bringen ein rot-braun-gelbes Farbenspiel in die Wälder. An den jetzt so taunassen Morgen glitzern die Spinnennetze mit tausenden Tautropfen im ersten Licht. Erwärmt sich der Almboden mit der höher stehenden Herbstsonne, duftet der nasse Waldboden intensiv, als wolle er vor dem Winter noch einmal alle in sein Aroma einhüllen. 

Ruhe kehrt ein am Berg
Zieht aber Regen übers Land, ist der Herbst auf eine subtile Art immer noch eine Schönheit. Die Nebel hüllen den Talboden ein und schmiegen sich in die Bergkare. Sie packen alles in Watte und der Fokus richtet sich auf das Unscheinbare in der Nähe. Kleinigkeiten am Wegesrand werden plötzlich sichtbar und die feinen Nebeltropfen legen sich wie ein Schleier auf die Haut. Mit den ersten Schneefällen in der Gipfelregion wissen auch die Kühe, dass es Zeit ist nach Hause zu gehen. Muhend stehen sie am Weidezaun und scheinen nur noch auf den Aufbruch zum Almabtrieb zu warten. Dann, wenn das Glockengeläut langsam verstummt, wird es ruhig am Berg. Die Bussarde nutzen die letzte Thermik, um sich mühelos von den Baumwipfeln in große Höhen tragen zu lassen und nach Mäusen Ausschau zu halten. Die warme Mittagssonne genießt man bei Herbstwanderungen noch auf den sonnigen Terrassen der Hütten – hier wird man im Herbst mit erntefrischen Spezialitäten oder regionalen Besonderheiten wie dem „Schepsernen“ – dem Schafbraten – verwöhnt.

Die Natur kommt im Herbst langsam zur Ruhe und das selbst das im Sommer so hektische Sirren und Flirren der Insekten wird gemächlicher. Alles läuft ein wenig beschaulicher ab und die Bauern blicken zufrieden auf einen guten Almsommer zurück. Neigt sich die Sonne früh zum Horizont, wird das Licht nochmal besonders weich und intensiv. Die Bergrücken glühen direkt in den letzten Sonnenstahlen und im Spätherbst riecht man ihn plötzlich – den Schneewind. Er kündigt feinen Nasen bereits jetzt den nahenden Winter an.

Gut ausgerüstet im Herbst
Wer früh am Morgen zu einer herbstlichen Wanderung aufbricht sollte gutes Schuhwerk wählen. Der Morgentau hält sich in dicken Tropfen an den Halmen und mit nassen Bergschuhen wird jede Wanderung zur Qual. Ein Stirnband wärmt beim Aufstieg die Ohren, die im oben erwähnten Schneewind schnell frieren. Wechselkleidung und eine warme Jacke ist nun besonders wichtig im Rucksack. Haube und Handschuhe sind ebenfalls mit auf der Packliste, genauso wie eine Thermosflasche mit einem warmen Getränk. Wer sichergehen will, dass trotz zahlreicher Fotos, die man im schönen Herbstlicht mit dem Handy aufnimmt, der Akku in den kalten Temperaturen nicht plötzlich leer ist, packt einen externen Akku zum Nachladen mit ein. Ideal für den Herbst sind abzippbare Wanderhosen – so kann man die warme Mittagssonne nochmal an die Wadeln lassen. Sobald es kühler wird zippt man die Beinlinge einfach wieder an. Bei der Planung der Wanderung muss man nun unbedingt die kürzeren Tage berücksichtigen. Und auch wenn herbstliches Schönwetter meist sehr stabil ist – ein Blick in die Wetter-App ist ein Muss, denn ein Wetterumschwung kommt jetzt oft schon mit einer Ladung Schnee. 

Meine liebsten Wanderungen im Herbst

1. Wetterkreuz-Runde
Mit der Reiterkogelbahn gondle ich gemütlich auf den Berg und wandere dann über die Reiteralm und den wunderschönen Wanderweg hinauf zum Wetterkreuz-Speicherteich. Entlang der Reiter-Ost-Abfahrt führt ein schöner Pfad hinauf zum Gipfel des Sunliners. Hier laden zwei Bankerl zur Rast und bieten ein unglaubliches Panorama auf das Spielberghorn, das gesamte Glemmtal und die Fieberbrunner Berge. Zurück wandere ich über den Grat bis zur Rosswald-Bergstation und kehre am Rückweg zum Reiterkogellift in der Rosswaldhütte ein. 

2. Schattberg-Runde
Rauf geht es mit dem Schattberg Xpress bis zum Ost-Gipfel. Hier bewundere ich den herrlichen Rundumblick, bevor ich erst einmal gemütlich bergab in die Senke spaziere. Neben mir flitzen die Biker auf der X-Line zu Tal und beim Gegenanstieg quälen sich die Freerider bergauf, um zum Einstieg des Hackelbergtrails zu gelangen. Ich spaziere ein paar wenige steile Höhenmeter hinauf zur Westgipfelhütte und genieße bei Kaffee und Kuchen das Panorama. Am selben Weg kehre ich zur Bergstation des Schattberg Xpress zurück und gondle entspannt wieder zurück ins Tal. 

3. Talschluss-Runde
Für mich immer wieder eine wahre Energietankstelle ist der Bereich um die Lindlingalm! Schon nach einem gemütlichen Spaziergang ist der Talschluss vom Parkplatz aus erreichbar und ab und zu sieht man oberhalb der Saalwände ein Adlerpaar kreisen. Ruhig wird es im Herbst auch im sonst so belebten Talschluss rund um den Hochseilpark, das Teufelswasser und Schnitza’ s Holzpark. Habe ich Lust, erweitere ich die Runde hinauf zur Saalalm und kehre über die Ossmannalm wieder zurück. Ansonsten genieße ich einfach die Herbststimmung von der Lindlingalm aus und lass mich auf der Terrasse nieder.

Hier erfahrt ihr, wie lange die Saalbach Hinterglemmer Bergbahnen im Herbst noch in Betrieb sind und welche Hütten für euch noch geöffnet haben. 

Edith Danzer
Edith Danzer

„Hauptsache draußen“ ist das Motto von Edith Danzer.
Und dabei ist es ihr egal, ob die Flocken rocken, die Sonne scheint oder dicke Regentropfen fallen - sie liebt die Natur zu jeder Jahreszeit.
Saalbach Hinterglemm kennt sie wie ihre Westentasche - und trotzdem entdeckt sie bei ihren Streifzügen immer wieder neue, spannende Ecken im Tal.
Zuhören und Geschichten darüber erzählen ist ihre Mission, und als freie Redakteurin und Fotografin hält sie immer die Augen und Ohren offen für das scheinbar Unscheinbare, das überraschend Neue oder traditionell Alte.