Christoph Heigl
Christoph Heigl


Da ist also der Flow zu Hause. Motorenlärm, Steinchen spritzen. Ein Octavia-Kombi schießt daher, donnert durch ein paar Lacken, Wasser spritzt. Geile Szene. Ein Skoda-Werbespot? Ganz sicher Dreharbeiten. Wann schreit einer „Cut“? Der Besucher staunt. „Da drüben wohnt die Kathi Truppe, die ist oft bei uns am Trail“, hat Raphael Marko nur wenige Minuten davor ganz beiläufig erwähnt. Und jetzt im Freien vor dem Gasthaus Baumgartner zeigt unser Guide in die Richtung, aus der der Wagen eben gekommen ist. Tatsächlich lassen sich im letzten Moment noch ihre Schriftzüge am Wagen erkennen: Kathi Truppe, österreichische Weltcup-Skifahrerin mit Hang zu Speed und Flow, wie unschwer zu erkennen ist. Hier, ganz in der Nähe des Elternhauses, feilt die Technikspezialistin auf den neuen Trails auch an ihren Bikeskills.

Denn hier oberhalb der Burgruine Finkenstein wurden im Vorjahr ein paar Trailkunstwerke geschaffen, die in Bikerkreisen schon so bekannt sind wie in Mittelalterrunden die fast 1000 Jahre alte Burg darunter. Eines ist auf den ersten Blick klar. Eine große Bergbahn als Zubringer wie in Bad Kleinkirchheim, auf der Petzen, der Gerlitzen oder auf dem Nassfeld gibt es hier nicht. „Herzblut und Liebe“, sagt Marko, seien hier die großen Vorzüge. „Von Bikern für Biker“, lautet das Motto hier im Süden Kärntens. Gemeinsam mit der Community sind die Trails entstanden, die für Furore sorgen – großzügig gefördert vom Tourismus und dem Hausherren des Berggasthofes im Zentrum der Strecken, Hubert Baumgartner. Ihm zu Ehren heißt der erste Trail von oben weg Flowgartner. Bis dorthin muss man vom Parkplatz beim Gasthaus mit dem Bike allerdings eine knackige Forststraße bezwingen, um zum Traileinstieg zu gelangen. „Ein E-Bike wäre jetzt nicht die schlechteste Variante“, höre ich meinen inneren Schweinehund zischen. So fließen die ersten Tropfen Schweiß. Die zahlen sich aber mehr als aus, denn oben vom Start des Flowgartner hat man einen sensationellen Blick über Villach, Faaker See, Dobratsch, Gerlitzen und gefühlt halb Kärnten. Flow mit Mehrblick müsste hier im Broschürentext für Urlauber stehen.

Für eine breite Zielgruppe
Raphael ist fitter als wir und hat schon wieder Luft zum Plaudern. Er erzählt uns, wie die Kreise um die lokalen Biker rund um Projektleiter Andreas Holzer größer geworden sind, den Tourismus miteinbezogen haben und Dinge wie die Marke „lake.bike“, die „Ride.Company“, das Übungsgelände „areaONE“ auf dem Kumitzberg in Villach und die ersten offiziellen Trails auf der Baumgartnerhöhe entstanden sind. Trailbauer war der US-Amerikaner Cody Ferris-Heath und dessen Motto passt perfekt zum Kärntner Konzept: „Meine Vision ist es, Mountainbiken einem breiteren Publikum zu ermöglichen. Steile und ruppige Trails gibt es in Österreich genug. Die Leute müssen den Flow kennenlernen.“ Gesagt, getan. Mit einer internationalen Truppe und Kosten von etwa 320.000 Euro wurden die Trails angelegt, die Locals halfen mit und eigneten sich selbst das Handwerk des Trailbaus an. „Jetzt fahren hier auch Kids am Laufrad“, freut sich Raphael über den Benefit auf allen Seiten. 

Wir stehen bei der Infotafel beim Trailstart auf 1060 Meter Seehöhe. Höchste Zeit, dass wir an seinem Hinterrad in den Flowgartner eintauchen. Ein letzter Blick zum Faaker See und los geht das Vergnügen. Kurve auf Kurve, Anlieger auf Anlieger schlängeln wir uns auf der ehemaligen Skipiste nach unten und merken sofort: Hier waren Profis am Werk. Da passen die Radien, da passt die Neigung, hier fühlen wir uns pudelwohl. Wir rollen wieder runter zum Base-Camp, dem Baumgartnerhof, wo wir uns im Anschluss den Lowgartner auch noch geben. Beide Trails sind sehr leicht und auch für Einsteiger zu packen. Selbst Kinder haben hier ihre Hetz und erfahren einen spielerischen Einstieg in die Welt des Bikens. Apropos Spieltrieb: Mit alten Mühlenrädern, wohl aus Granit, und knorrigem Holz hat man als Kunstwerk ein Fred-Feuerstein-Bikein einen Anlieger gebaut. Yabba Dabba Doo!

Netzwerk an Trails
Mittlerweile ist unter dem Überbegriff „lake.bike“ in der Region Villach – ­Faaker See – Ossiacher See ein ganzes Netzwerk an Trails entstanden, das ständig weiterwächst. In der praktischen Mini-Bikemap werden sie alle vorgestellt, wie etwa der Kopein-Trail, der Samonigg-Trail oder der Ischnig-Trail. Natürlich lassen sich alle Trails und Touren kombinieren und erweitern. „Die neuen Flow- und Naturtrails tragen dazu bei, dass die vorhandene und starke Mountainbikeszene in und rund um Villach immer weiter anwächst und auch legale Trails bekommt“, freut sich Andreas Holzer, der bei der Tourismusregion fürs Thema Rad zuständig ist und selbst aus der Szene kommt. „Wir versuchen auch, für alle eine attraktive und vor allem langfristig nachhaltige Naturnutzung im jeweiligen Interessenfeld zu gewährleisten.“ Der Faaker-See-Radweg (R1B) und der Drauradweg (R1) liegen nur ein paar Kurbelumdrehungen entfernt, genauso beliebte Ausflugsziele wie Tarvis, Laghi di Fusine und der Bikepark ­Kranjska Gora. „Kranjska Gora? Da waren wir gestern“, schnaufen unten zwei deutscher Biker, die sich im VW-Bus ausrasten. Die sind aus Berlin gekommen, weil die Kunde der neuen Kärntner Trails so weit in den Norden reicht. „Echt dufte hier.“

Andreas Holzer

Mit viele Mühe und Herzblut gelingt es uns, Bike-Szene, Gäste und Interessen der Besitzer und Jäger zu vereinen.

Andreas Holzer, Projektentwicklung Rad
Region Villach –Faaker See – Ossiacher See

Region Villach –Faaker See – Ossiacher See
Direkt an den Grenzen zu Italien und Slowenien besticht die Region mit Seen, Bergen, atemberaubender Urlaubskulisse, dem Flair von Alpe-Adria und bester Erreichbarkeit. Sommer wie Winter ist die Region ein Paradies für Erholungssuchende und Sportbegeisterte.

INFOS UND BUCHUNGEN
Tourismusregion Villach – Faaker See – Ossiacher See 
Peraustraße 32, A-9500 Villach
T. +43 (0) 42 42/42 000
E-Mail: office@region-villach.at
Web: www.lake.bike
Web: www.visitvillach.at