Früher als Leistungssportler, da ist alles, was ich gemacht habe, aufgezeichnet und analysiert worden, sei es in Trainingsplänen, in Kilometern und Zeit, in Kurven und Laktatwerten und das tagtäglich über viele, viele Jahre hinweg. Ehrlich: Als ich aufgehört habe, war ich sehr dankbar, dass das nicht mehr Teil meines Lebens ist.

Christoph Sumann
Christoph Sumann


Natürlich habe ich auch heute eine Pulsuhr, die – theoretisch – alle Stücke spielt. Gerade in den letzten Jahren sind ja bei den Uhren viele neue Funktionen dazugekommen. Hätte ich all das früher schon gehabt, wäre ich wahrscheinlich froh gewesen, ich hätte mir viel Schreiberei erspart. Oder vielleicht auch einige Messarbeit. Jeden Morgen mussten wir Harnstoff und den Ruhepuls messen. Beim Ruhepulsmessen war ich meistens schon so nervös, dass ich jetzt einen gescheiten Ruhepuls zusammenbringe, dass das dann gar nicht mehr möglich war: quasi eine Self-Fullfilling-Prophecy.

Heute kann mir meine Pulsuhr ­sagen, wie gut ich geschlafen habe, wie hoch mein Energielevel ist, wie gut ich regeneriert bin. Aber ehrlich: Das weiß ich auch so. Spätestens nachdem ich mich von der Horizontalen in die Vertikale begeben habe, kann ich sagen, wie es um meinen Energielevel steht.

Meine Pulsuhr kann mir sagen, wie ich geschlafen habe, wie mein Energie­level ist und wie gut ich regeneriert bin. Aber ehrlich: Das weiß ich auch so.

Christoph Sumann

Wo mir die Uhr damals sicher geholfen hat war, ein gutes Geschwindigkeitsgefühl zu entwickeln. Eine bestimmte Geschwindigkeit laufen oder Runde um Runde in der möglichst gleichen Zeit zurückzulegen – das habe ich nach wie vor in mir und wird mir auch ewig erhalten bleiben. Also: Es hat schon auch seinen Sinn. Zugleich glaube ich, dass du Gefahr läufst, das Gefühl für den eigenen Körper zu verlieren, wenn du dich nur auf Daten verlässt und nicht mehr in dich hineinhörst. 

Technisch ist sicher noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Aber ehrlich: Das spielt für mich überhaupt keine Rolle mehr. Von meiner Uhr nutze ich drei Funktionen: Zeit, Stoppuhr und ­Wecker. Die Zeiten sind zum Glück vorbei, wo ich nach Plan und Zeit, Kilometer und Meter pro Sekunde habe laufen müssen. Es ist auch völlig egal, ob ich einmal fünf Minuten schneller oder langsamer bin. Das ist eine Art von Freiheit, die ich nicht mehr missen möchte.

Christoph Sumann
Christoph Sumann

war als Biathlet viele Jahre Weltklasse und ist jetzt leidenschaftlicher Freizeitsportler. Hier notiert er für die SPORTaktiv-Leser seine Erlebnisse, seine Eindrücke – und seine Tipps.